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Opfer der Lust

Opfer der Lust

Titel: Opfer der Lust
Autoren: Henka Sandra
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der ein markantes griechisches Profil mit Charakternase besaß und in einem engen, kanariengelben Radleranzug mit dem Schriftzug ‚Ich komme immer schnell‘ über der Brust steckte. Darunter stand der Firmenname des Kurierdienstes, aber Beth kam nicht dazu, ihn zu lesen, denn die Gefühle übermannten sie.
    Sie hielt berauscht die Luft an, ihre Muskeln krampften und sie bemühte sich, den Orgasmus hinauszuzögern, um die Vorfreude auszukosten und den Höhenflug noch zu steigern.
    Schließlich kam sie. Zuckend saß sie im Wagen, ohne ihren Blick von dem Fahrradkurier zu nehmen. Sie lachte und stöhnte abwechselnd.
    Die Ampel schaltete auf Grün und Kade fuhr los. Nur der Kurier blieb staunend stehen, weil er nicht glauben konnte, was er soeben gesehen hatte.
    Bethany kurbelte grinsend das Seitenfenster herunter und hielt ihr Gesicht in den Fahrtwind.
    „Und? Hat meine Therapie gewirkt?“, fragte Kade, wischte seine Finger an ihrem Höschen ab und zog ihren Rock über ihre Oberschenkel.
    Ihre Kopfschmerzen waren tatsächlich weg. „Mir geht es besser.“
    Bethany bestaunte den Mattapan Square, die Vergnügungsmeile des Stadtviertels Mattapan mit ihren zahlreichen Restaurants und Läden, aber auch Banken und Behörden. Hier trafen die Blue Hill Avenue, die River Street und der Cummins Highway aufeinander und das Leben pulsierte.
    Als sie Downtown Boston erreicht hatten und fast am Ziel waren, wurde Beth wieder nervös.
    „Hör auf, auf deiner Unterlippe zu kauen, Babe“, ermahnte Kade sie. „Sie wird dich schon nicht zerfleischen.“
    „Woher willst du das wissen?“ Beth mochte das Viertel, weil es eine bezaubernde Mischung aus kleinen Appartementhäusern, Häuser für ein, zwei oder maximal drei Familien und öffentlichen Gebäuden beherbergte.
    Kade lenkte den Wagen in eine Seitenstraße mit Einfamilienhäusern und parkte in der Einfahrt von Nummer sieben.
    Nachdem sie ausgestiegen waren, das Geschenk und die Lilien vom Rücksitz genommen hatten, gingen sie zur Vordertür.
    Kade klingelte und Bethany verlagerte ihr Gewicht unruhig von einem Fuß auf den anderen.
    Sie hatte absichtlich ihre cremefarbene Bluse bis zum letzten Knopf zugeknöpft und einen einfachen Leinenrock gewählt, der ihr bis zu den Knien reichte. Die Mokassins hatte sie Ewigkeiten nicht mehr angehabt, weil sie in flachen Schuhen aufgrund der Gewohnheit schlechter gehen konnte. Für ihren Geschmack sah ihre Erscheinung viel zu gediegen für eine 23-Jährige aus, aber sie wollte so wenig Sexappeal wie möglich ausstrahlen, ohne jedoch zu aufgesetzt brav zu wirken.
    Aaron öffnete die Haustür und lächelte freundlich. „Hallo, ihr beiden. Schön, dass ihr gekommen seid. Das ist meine Frau Sadie.“ Er trat beiseite.
    Hinter ihm trat eine Amerikanerin asiatischer Abstammung vor. Sadie hatte ihre pechschwarzen Haare zu einem kinnlangen Bob schneiden lassen, unter dem große Kreolen hervorlugten. Sie trug ein dunkelrotes Kleid, das einem Kimono ähnelte, und schwarze Lackpumps. Ihr Gesicht war dezent geschminkt, lediglich ihre Lippen leuchteten im gleichen warmen Rotton wie ihr Kleid.
    Bethany hatte sich Sadie Catlaw ganz anders vorgestellt, eher wie eine biedere Hausfrau mit misstrauisch zusammengekniffenen Augen, aber Aarons Ehefrau stürzte sich nicht auf sie, um ihr die Augen auszukratzen, sondern reichte ihr freundlich die Hand.
    „Es freut mich, dich kennenzulernen“, begrüßte Sadie sie. „Wir duzen uns, einverstanden?“
    Erleichtert schüttelte Beth ihre Hand. „Gerne.“
    „Calla für die bezaubernde Dame des Hauses.“ Kade überreichte Sadie den Blumenstrauß und küsste Bethany demonstrativ auf die Wange.
    Beth errötete, nicht weil ihr der Kuss peinlich war, sondern weil sie und Kade verabredet hatten, sich wie Turteltauben zu verhalten, damit Sadie keine Konkurrenz in ihr sah, denn Aaron hatte doch behauptet, seine Frau wäre sehr eifersüchtig. Diese Scharade schien ihr aber gar nicht nötig. Sadie machte einen äußerst sympathischen Eindruck und Beth freute sich darauf, sie näher kennenzulernen.
    „Herzlichen Glückwunsch“, sagte Beth und gab Aaron das Geschenk. „Es freut mich sehr für dich, dass du die Prüfung zum Detective bestanden hast.“
    „Und falls du dich irgendwann mal beim Federal Bureau of Investigation bewerben möchtest, weißt du ja, an wen du dich wenden kannst.“ Kade nickte ihm kameradschaftlich zu. „Ich kann keine Türen öffnen, aber Kontakte herstellen.“
    „Danke. Kommt rein.“
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