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Operation Sahara

Operation Sahara

Titel: Operation Sahara
Autoren: Clive Cussler
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unmittelbar hinter dem Steuerbordgeschütz ein. Die dicke Panzerung wurde um mehr als einen Meter eingedrückt, und Rauch drang ins Innere des Panzerdecks. Ein weiterer Schuß hinterließ einen tiefen Einschußkrater unter dem Schornstein. Die nächste Granate traf genau dieselbe Stelle, durchschlug die bereits beschädigte Panzerung und explodierte mit schrecklicher Wirkung im Kanonendeck. Sie tötete sechs Männer, verwundete elf weitere und setzte Baumwolle und Holzsplitter in Brand.
    »Ach du große Scheiße!« brüllte Craven, der sich plötzlich mit angesengten Haaren, zerfetzter Uniform und gebrochenem Arm zwischen Toten und Verwundeten wiederfand. »Holt den Wasserschlauch aus dem Maschinenraum und löscht das verdammte Feuer.«
    O’Hare, der leitende Ingenieur, streckte seinen Kopf durch die Luke, die zum Maschinenraum führte.
    »Wie schlimm steht’s denn?« erkundigte er sich mit bemerkenswert ruhiger Stimme.
    »Kann Ihnen doch egal sein«, schrie Craven ihn an. »Sorgen Sie nur dafür, daß die Maschinen laufen.«
    »Ist nicht so leicht. Meine Männer kippen in der Hitze um.
    Hier unten ist es heißer als in der Hölle.«
    »Dann nehmen Sie’s als Vorgeschmack, bevor wir alle dort landen«, gab Craven kurz angebunden zurück.
    Wieder erschütterte eine ohrenbetäubende Explosion die
Texas
von der Mastspitze bis zum Kiel, als sei sie von der Faust eines Riesen getroffen worden. Der Rand der Panzerung vorne an Backbord wurde wie von einem gigantischen Fleischermesser aufgeschlitzt. Die massiven Eisenplatten und Holzplanken wölbten sich und detonierten in einem Splitterregen, der die Bedienungsmannschaft des Blakely-Buggeschützes umriß.
    Die nächste Granate durchschlug die Panzerung und explodierte im Schiffslazarett. Sie tötete den Schiffsarzt und die Hälfte der Verwundeten, die dort auf ihre Versorgung warteten.
    Das Kanonendeck sah aus wie ein Schlachthaus. Die einstmals fleckenlosen Planken waren pulvergeschwärzt und trieften vor Blut.
    Die
Texas
war angeschlagen. Das ganze Gefecht hindurch machte sie Höchstfahrt, doch allmählich wurde sie in Stücke geschossen. Ihre Rettungsboote waren verschwunden, gleichfalls die beiden Masten. Der Schornstein sah aus wie ein Sieb. Die gesamte Panzerung war ein groteskes Gewirr aus verbogenem und durchlöchertem Eisen. Drei der Dampfleitungen waren unterbrochen, und die Geschwindigkeit um ein Drittel gesunken.
    Doch erledigt war sie noch lange nicht. Immer noch liefen ihre Maschinen im Takt, und ihre drei Kanonen trugen Tod und Verderben in die Flotte der Nordstaaten. Ihre nächste Breitseite durchschlug die Holzplanken der Fregatte
Powhatan
, eines alten Raddampfers. Kessel flogen in die Luft, der Maschinenraum wurde verwüstet. Die
Powhatan
hatte an diesem Tag die schwersten Verluste von allen Schiffen der Nordstaaten.
    Tombs war ebenfalls schwer verwundet worden. Ein Granatsplitter steckte in seiner Hüfte, und ein Streifschuß hatte eine tiefe Furche in seine Schulter geschnitten. Dennoch kauerte er, unvernünftigerweise, immer noch ohne Deckung hinter dem Brückenhaus und gab Mr. Hunt Befehle, welchen Kurs er steuern sollte. Sie hatten das Schlachtfeld beinahe hinter sich.
    Er warf einen Blick voraus auf die
New Ironsides,
die vor ihnen mit zugewandter Breitseite und geladenen Kanonen in der Fahrrinne lag. Er sah, daß die Kanonen von Fort Monroe und Fort Wool ausgefahren und schußbereit waren, und plötzlich wurde ihm schmerzlich klar, daß sie den Durchbruch nicht schaffen konnten. Mehr konnte die
Texas
einfach nicht vertragen.
    Er dachte an die Mannschaft. Männer, die ihr Leben in die Waagschale geworfen hatten, denen außer Laden, Feuern und die Kessel unter Dampf zu halten alles egal geworden war. Sie waren über sich selbst hinausgewachsen, hatten den Tod ignoriert und ihre Pflicht erfüllt.
    Der Kanonendonner verhallte und wich einer seltsamen Stille.
    Tombs richtete sein Rohr auf die
New Ironsides.
Er entdeckte einen Offizier, offenbar den Kommandanten, der über einer Panzerreling lehnte und ihn durch ein Teleskop beobachtete.
    Genau in diesem Augenblick entdeckte er die Nebelbank, die sich jenseits der Forts der Mündung der Chesapeake Bay näherte. Wenn sie es schafften, diesen grauen Dunst zu erreichen und dahinter zu verschwinden, wäre es möglich, Porters Wolfsrudel zu entkommen. Tombs fielen Mallorys Worte zu dem Passagier ein: »Und beten Sie, daß auch der Feind ihn erkennt, falls das nötig sein sollte.« Durch die offene Luke
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