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Operation Sahara

Operation Sahara

Titel: Operation Sahara
Autoren: Clive Cussler
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bestätigten, und eine Kanone nach der anderen stellte das Feuer ein. Watkins und Crosby rannten zum Bug der
New Ironsides
und kamen gerade noch rechtzeitig, um einen flüchtigen Blick auf die beiden Männer in den blutbefleckten Uniformen der Südstaaten zu werfen – und auf den bärtigen Mann in verknittertem Zivil, der ihnen einen ruhigen Blick zuwarf und ihnen dann erschöpft und müde zuwinkte.
    Schweigsam standen sie da. Sie wußten, daß dieser Anblick, dessen Zeuge sie geworden waren, für immer in ihrem Bewußtsein eingegraben sein würde. Und trotz des Sturms kontroverser Meinungen, der später um sie herum toben würde, waren sie und Hunderte anderer Männer auf dem Schiff und den Wällen der Forts absolut sicher, wer da an diesem Morgen inmitten der Zerstörungen auf dem konföderierten Panzerschiff gestanden hatte.
    Nahezu 1000 Männer sahen hilflos zu, wie die
Texas
vorbeifuhr. Aus ihren Geschützpforten quoll Rauch; die flatternde Fahne hing zerfetzt am verbogenen Mast an der Heckreling. Man hörte keinen Laut oder Schuß, als sie in die Nebelbank hineinfuhr, darin verschwand und für immer aus den Augen verloren wurde.

Verschollen
    19. Oktober 1931
Südwest Sahara
    Kitty Mannock hatte das ungute Gefühl, daß sie geradewegs ins Nichts flog. Sie hatte sich verirrt, vollkommen und hoffnungslos verirrt. Zwei Stunden bereits wurde sie mit ihrem leichten kleinen Flugzeug von einem Sandsturm hin und her geschleudert. Der Sturm verhinderte jegliche Bodensicht.
    Einsam im weiten, undurchdringlichen Himmel kämpfte sie gegen die seltsamen Illusionen an, die sich in seltsamen Situationen einzustellen pflegen.
    Kitty legte den Kopf in den Nacken und warf einen Blick durch die obere Windschutzscheibe. Das orangefarbene Glühen der Sonne war ganz und gar verblaßt. Dann kurbelte sie zum wiederholten Male ihr Seitenfenster herunter und warf einen Blick über den Rand des Cockpits. Sie sah nichts als eine nicht enden wollende wirbelnde Wolke. Der Höhenmesser zeigte 1500 Fuß an, hoch genug, um sämtliche Hochebenen des Adrar der Iforas zu überfliegen – von einigen Ausnahmen abgesehen.
    Der Adrar der Iforas war ein Ausläufer der Ahaggar-Berge in der Sahara.
    Sie mußte sich auf ihre Instrumente verlassen, um zu vermeiden, daß das Flugzeug abdrehte. Seit sie in den Sturm geflogen war, hatte sie bereits viermal bemerkt, daß sie an Höhe verlor und immer schneller vom Kurs abkam. Das waren sichere Anzeichen, daß sie in Richtung Boden zu kreisen begann. Da sie um diese Gefahr wußte, hatte sie ihren Flug jedesmal ohne Zwischenfälle korrigiert, war in die Kurve gegangen, bis sich die Nadel in ihrem Kompaß wieder auf den Südkurs von 180 Grad eingependelt hatte.
    Kitty hatte versucht, den Spuren der Trans-Sahara-Piste zu folgen, sie aber kurz, nachdem sie der aus Südosten kommende Sandsturm überrascht hatte, aus den Augen verloren. Sie wußte nicht, wie weit der Wind sie vom Kurs abgetrieben hatte. Jetzt drehte sie nach Westen ab, um die Abweichung zu verstärken.
    Es war der vergebliche Versuch, den Sturm zu umfliegen.
    Ihr blieb nichts anderes übrig, als sich mutterseelenallein durch dieses Meer drohenden, konturlosen Sandes durchzukämpfen. Es handelte sich um einen Abschnitt, den Kitty am meisten fürchtete. Sie rechnete aus, daß sie noch weitere 400 Meilen fliegen mußte, bevor sie Niamey, die Hauptstadt Nigerias erreichen würde. Dort würde sie auftanken, bevor sie ihren Langstrecken-Rekordflug in Richtung Kapstadt in Südafrika fortsetzte.
    In ihren Armen und Beinen machte sich eine müde Gefühllosigkeit breit. Das dauernde Dröhnen und die Vibrationen des Motors forderten allmählich ihren Tribut. Seit ihrem Start in Croydon, einem Vorort von London, war Kitty nun beinahe 27 Stunden in der Luft. Aus der kalten Feuchtigkeit Englands war sie geradewegs in die Gluthitze der Sahara geflogen.
    In drei Stunden würde es dunkel werden. Der infolge des Sandsturms aufgekommene Gegenwind verlangsamte ihre Geschwindigkeit auf 90 Meilen pro Stunde. Das waren 30 Meilen weniger, als ihre alte, bewährte Fairchild FC-2W, ein Hochdecker mit geschlossenem Cockpit und Kabine, der von einem 410-PS-Sternmotor von Pratt & Whitney angetrieben wurde, normalerweise schaffte.
    Die viersitzige Maschine hatte früher einmal den Pan American-Grace Airways gehört und regelmäßigen Postdienst zwischen Lima und Santiago absolviert. Als das Flugzeug ausgemustert wurde, um einem neueren Modell Platz zu machen, das sechs
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