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Operation Macho

Operation Macho

Titel: Operation Macho
Autoren: V Thompson
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ohne den Blick von Lynn abzuwenden. „Und ihnen gesagt, dass ich Anwalt bin.“
    Lynn schluckte und wusste nicht, was sie sagen sollte.
    Als sie schwieg, verdüsterte sich Tonys Miene. Schließlich seufzte er. „Aber sie glauben mir nicht“, stellte er fest.
    „Ach nein?“ Vor Erleichterung hätte Lynn beinahe gelacht. Also bekam sie doch die Gelegenheit, ihr Schuldbekenntnis sorgfältig vorzubereiten.
    „Anscheinend hast du ihnen erzählt, ich würde mir manchmal einbilden, Anwalt zu sein, und jetzt halten sie mich für schizophren.“
    „Du armer Kerl.“
    „Außerdem glauben sie, dass ich manchmal deine Unterwäsche anziehe. Aber nur an Wochenenden.“
    Diese kleine Lüge bereute Lynn zutiefst. Irgendwann würde sie das alles aufklären, aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Ihre Eltern waren frisch versöhnt, und da wollte sie den Frieden durch nichts gefährden. „Tony hat einige Erfahrung in Anwaltsdingen.“ Flüchtig blickte sie zu Tony, dem diese Erklärung überhaupt nicht zu gefallen schien. „Und das mit der Unterwäsche war ein Witz.“
    „Tja, so bin ich“, sagte Tony. „Ein Clown, mehr nicht.“
    Sofort fuhr ihr Blick zu ihm. „Tony, ich …“
    Calvin stöhnte, und Tony wandte sich an Bud. „Können wir?“
    „Packen wir ihn ein.“
    Lynn hatte das Gefühl, vollkommen versagt zu haben. Unentschlossen sah sie Tony und ihrem Vater dabei zu, wie sie Calvin auf den Rücksitz des Lincoln verfrachteten.
    Wenn sie es zuließ, würde sie sich Hals über Kopf in Tony verlieben. Aber diesen Luxus gestattete sie sich nicht, weil er vielleicht Michelle immer noch liebte. Wenn das alles hier vorüber war, kehrte er vielleicht zu seiner Exfrau zurück, und dann blieb ihr, Lynn, nichts als Liebeskummer.
    Sobald Calvin im Lincoln lag, mühten die Männer sich ab, um wenigstens eines der Autos freizubekommen. Lynn setzte sich hinter das Lenkrad des Lincoln, und Gladys steuerte den Mustang, während Tony und Bud erst den einen und dann den anderen Wagen anschoben.
    Schließlich standen alle vier ratlos vor den beiden Autos.
    „Ich weiß, dass wir im Wald an ein paar Häusern vorbeigekommen sind“, sagte Tony. „Von dort versuche ich, Hilfe zu holen.“
    „Ich komme mit“, beschloss Bud sofort.
    „Schon gut, Dad.“ Lynn wollte die Gelegenheit nutzen, Tony alles zu erklären. „Bleib hier bei Mom, und ich gehe mit Tony.“
    „Wahrscheinlich ist es besser, wenn Bud mitkommt“, stellte Tony fest.
    Lynn fühlte sich wie geohrfeigt. Er wollte sie nicht bei sich haben. Wahrscheinlich hatte er erkannt, dass er immer noch Michelle liebte, und diese Vorstellung traf Lynn wie ein Messerstich.
    „In Ordnung“, stimmte sie zu, ohne Tony anzusehen. „Mom und ich halten hier die Festung und passen auf Calvin auf.“
    „Ja.“ Gladys ballte die Hände zu Fäusten. „Ich hätte gern einen Grund, ihn zu schlagen.“
    Bud küsste seine Frau. „Schlag ihm nicht gleich den Schädel ein, Medusa.“
    „Pass du auf dich selbst auf, Kojak.“ Spielerisch kniff sie ihn in die Wange.
    Lynns Freude darüber, dass ihre Eltern sich neu ineinander verliebt hatten, wurde durch die Erkenntnis getrübt, dass Tony sich überhaupt nicht von ihr verabschiedete. Während sie und ihre Mutter sich an die Kühlerhaube des Mustangs lehnten und den Männern nachsahen, kämpfte Lynn gegen die Tränen an.
    „Der Junge ist verrückt nach dir“, sagte ihre Mutter.
    Lynn bekam kaum einen Ton heraus. „Ach, da bin ich nicht so sicher.“
    „Ich hätte zwar nicht gedacht, dass ich so etwas jemals sage, aber vielleicht taugt er doch zu einem guten Ehemann.“
    „Mag sein.“
    „Und es gibt ausgezeichnete Ärzte, die ihm helfen können. Da gibt es auch schon Medikamente. Hoffen wir nur, dass er diese Veranlagung nicht an die kleine Stephanie vererbt.“ Gladys legte einen Arm um Lynn und zog sie an sich. „Wir alle werden eine wunderbare Familie sein. Wart’s nur ab.“
    Länger konnte Lynn sich nicht beherrschen, und eine Träne lief ihr über die Wange.
    „Na, na.“ Gladys wischte sie weg. „Das ist ganz natürlich, dass du in deinem Zustand hin und wieder weinst. Du brauchst dich deswegen nicht zu schämen, Kleines.“
    Ohne sich weiter dagegen zu sträuben, lehnte Lynn das Gesicht an die Halsbeuge ihrer Mutter und ließ ihren Tränen freien Lauf.
    Bud kam im Wagen eines Abschleppdienstes zurück, doch Tony war nicht bei ihm. Mit einem Zwinkern zu Lynn erklärte Bud, Tony sei per Anhalter zurückgefahren, um
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