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Operation Glueckskeks

Titel: Operation Glueckskeks
Autoren: York Pijahn
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dann beide, was kommt.
    Übereifrig lobe ich nach zwei Tagen ihren frischeren Teint (gelogen), nach drei Tagen, dass die Wohnung jetzt viel besser riecht (total gelogen).
    Nackte Füße patschen über Parkettfußboden. Zwei Paar Hände wühlen sich durch alte Nudeln, miefende Joghurtbecher und klammes Espressopulver - bis zum Boden des Mülleimers, in den wir vor drei Tagen ihre Zigaretten geschmissen haben, mit ernstem Blick, den man sonst nur von Seebestattungen kennt.
    Feuerzeug, Zigarette, und eine Stimme in der Dunkelheit sagt: »Morgen höre ich wieder auf.« Und ich denke: Ach du Schande! Und alles, was ich sage, ist: »Hey, total super! Das schaffen wir gemeinsam.«

Gut abgeschnitten: Frauen mit kurzen Haaren
    I ch bin ein Fan. Ich war schon immer einer und werde immer einer sein: von Frauen mit kurzen Haaren. Von ausrasierten Nacken, raspelkurzen Ponys, sich wirbelnden Haaransätzen. Kurzhaarfrisuren auf Frauenköpfen vereinen das Unvereinbare. Burschikos trifft weiblich. Maskulin meets feminin. Hart und kantig hier - Rundungen, wie nur Frauen sie haben, dort. Diese Mischung ist für mich nicht weniger als die Definition von Sexappeal: Denn auf der Grenze zwischen hart und weich entsteht eine unwiderstehliche Mischung. Als mein Bruder vor ein paar Jahren genau so eine Frau geheiratet hat, bekam ich in der Kirche vor Neid einen sehr unpassenden Schluckauf.
    Wie öde und langweilig sahen all die Langhaarigen plötzlich aus, als Annie Lennox 1983 das erste Mal »Sweet Dreams« im Fernsehen sang. Die weißblonden Haare der Eurythmics-Sängerin waren streichholzkurz und damit viel kürzer als die der meisten Männer. Sie sah aus wie eine zornige Göttin, die bei den US-Marines eingetreten war, um dir erst den Kopf zu verdrehen - und ihn dann abzureißen. Man wollte zur ihr hin - und bloß weg. Sexy und gefährlich. Ein bisschen Hardcore und ein bisschen Frieden. Sweet Dreams are made of
this. Annie Lennox’ Gittarist Dave Stewart sah gegen sie so langweilig aus wie eine langhaarige Kassiererin, die in den Regen geraten war.
    Haare ab, Kopf hoch: Wenn Frauen sich plötzlich ihr Haar abschneiden, horchen Männer auf und schauen hin. Wo eben noch eine Mähne war, ist plötzlich ein ganzes Gesicht zu sehen. Der Vorhang geht zur Seite, Rapunzel packt ein, und auf die Bühne tritt: eine kurzhaarige Frau, die sich traut, nichts zu verstecken. Eine Kira Knightley, eine Halle Berry, eine Sineàd O’Connor. Frauen, bei denen man sich vorstellt, dass sie einen schnellen dunkelblauen Motorroller fahren und ihn auch reparieren können. Die Paris Hilton Zigarettenrauch ins Gesicht pusten. Die keinen kleinen Hund haben, sondern ein großes Ego. Die morgens nicht in einer süßlichen Haarspraywolke aus dem Bad torkeln, sondern schon lange unterwegs sind. Um, ungeföhnt und unwiderstehlich, eine Bank auszurauben - oder ihren Aufsichtsrat zu kapern. Keine Mannsweiber - sondern Frauen, die sich nicht als Girlies verkleiden. Warum? Weil sie es nicht nötig haben, dass man sie niedlich findet.
    Haare ab, Kopf hoch: Wenn Frauen sich plötzlich ihr Haar abschneiden, horchen Männer auf und schauen hin.
    Ich werde nie vergessen, wie sich meine erste Freundin
ihre Haare nach einem Streit in einem Wiener Hotelzimmer abschnitt: mit dem Langhaarschneider, den ich in meinem Kulturbeutel dabeihatte. Ihre Haare fielen auf den Fliesenboden des Badezimmers wie blonde Asche. Verletzlich sah sie aus, trotzig. So, als sähe ich ihr Gesicht das erste Mal ohne Make-up. Ich war verliebter in sie als je zuvor.
    Das klingt nach Fetisch und Fixierung? Vielleicht. Doch nicht nur ich werde bei kurzen Haaren schwach. Der Haareab-Effekt ist international, er bricht Herzen hier und in der ganzen Welt. Erinnern Sie sich an Audrey Hepburn in »Ein Herz und eine Krone«? In der Rolle der Prinzessin Anne trifft sie in Rom einen von Gregory Peck gespielten Reporter. Erst als sie sich die Haare abschneidet, verwandelt sich die mädchenhafte Frau von einer aristokratischen Langweilerin in eine atemberaubende Schönheit. Der Reporter Gregory Peck war verliebt - und alle Männer, die den Film gesehen haben, gleich mit. Audrey Hepburn bekam übrigens dafür 1953 den Oscar. Für ihre Schauspielkunst und - da bin ich mir ganz sicher - auch für ihre wunderschönen Haare.

SECHS IN THE CITY:
    Superfreunde in der großen Stadt

Klinkerkiste am Stadtrand: Das Neubaugebiet des Todes
    V or zehn Minuten sind wir in der Hölle angekommen, und ich sage zu meinem Freund
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