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Operation Blackmail

Operation Blackmail

Titel: Operation Blackmail
Autoren: Jenk Saborowski
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aus Deutschland. Klick. Auch
von der anderen Seite waren Einsatzkräfte angerückt, sodass vor dem Gebäude ein
Sicherheitskordon entstanden war. Klick. Ein Beamter zog das Visier seines
Schutzhelms herunter. Eine Spezialeinheit. Klick. Sie brachten ihre Waffen in
Anschlag. Klick. Die Fahrer nahe stehender Autos waren ausgestiegen, um einen
Blick auf das Spektakel zu erhaschen. Ein rothaariger Gaffer mit einem
Flickenteppich aus Muttermalen und einem Glimmstängel im Gesicht, wild
gestikulierend. Klick. Eine Frau reckte den Hals, um besser sehen zu können,
blankes Entsetzen. Klick. Es herrschte das reinste Chaos, der Einsatzleiter der
Polizei schrie etwas, das Marcel nicht sofort verstand. Sein Gesicht war ernst,
professionell, ausgeprägte Wangenknochen und ein Dreitagebart. Klick. Was hatte
er gesagt? Marcels Gehirn verarbeitete das ungewohnte Wort ein paar Sekunden
nachdem er es gehört hatte. Panisch vor Angst warf er sich hinter eines der
Polizeiautos mitten in eine große Pfütze: Der Kommandant hatte seine Leute vor
einem Scharfschützen gewarnt. Nicht nur er hatte es gehört, neben ihm kniete
ein Polizist, der mit dem Sucher seiner automatischen Waffe das Haus gegenüber
abscannte. Marcel lief Angstschweiß den Rücken herunter, aber er besann sich
auf seine zukünftige Reporterehre und schoss blind einige Bilder rücklings über
die Motorhaube. Klick. Klick. Er atmete tief ein und drückte sich so fest er
konnte gegen den Kotflügel. Sechzig Sekunden, eine gefühlte Ewigkeit später,
ging die Polizei davon aus, dass keine akute Bedrohung mehr vorlag, denn alle
Beamten waren aufgestanden und sicherten routiniert die Szene. Gebückt schlich
sich Marcel an den Streifenwagen entlang, um eine Lücke zu finden, durch die er
zum Eingang der EuroBank vordringen konnte. Er ging fest davon aus, dass ein
sensationelles Motiv auf ihn wartete. Und tatsächlich fand er zwischen zwei
Stoßstangen einen Spalt, durch den er sich quetschen konnte, ohne aufgehalten
zu werden. So ruhig wie möglich hob er seine Leica ans Auge und dokumentierte:
Vor dem Eingang der Bank knieten zwei Notärzte vor einem leblosen Körper. Der
Kleidung nach zu urteilen, handelte es sich um eine Frau. Klick. Sie drehten
sie auf den Rücken. Da war kein Gesicht mehr. Klick. Die Blutlache floss über
den Asphalt, breitete sich aus wie ein verschüttetes Glas Wein. Es roch
ekelhaft nach Eisen. Klick. Der zweite Arzt schüttelte den Kopf. Klick. Der
andere nickte. Sie bedeckten ihren Körper mit einer golden glänzenden Folie,
zogen sie bis über ihr Gesicht. Klick. Klick. Ein Polizeibeamter in voller
Kampfmontur kam auf ihn zu, ein Maschinengewehr an der Schulter. Klick.
Kevlar-Panzer an Brust, Schienbeinen und Oberarmen. Klick. Hinter ihm
erschienen die ersten Uniformierten ohne Panzerung. Klick. Er hielt ihm die
Linse der Kamera zu und drängte ihn aus dem Kreis, den die Streifenwagen
bildeten. Marcel blickte zurück. Klick. Sein Job war erledigt.
    An der nächsten Straßenecke kotzte er in einen Gulli. Er
hatte noch nie eine Tote gesehen, und obwohl die Leiche frisch war, roch der
Tod grauenhaft: das Blut wie Eisenkraut, die austretenden Körpersäfte nach Kot
und Essig. Ach du Scheiße, dachte Marcel und lehnte sich erschöpft an eine raue
Hauswand, die ihn am Rücken kratzte. Er blieb ein paar Minuten auf dem kalten
Gehsteig sitzen, bis er den Mut aufbrachte, seine Ausbeute auf dem digitalen
Display seiner Kamera zu begutachten. Einige Bilder waren unscharf. Eines fand
er richtig gut: Der Polizist, der mit ihm hinter dem Wagen gekauert hatte, von
der Seite und von unten fotografiert, das Maschinengewehr im Anschlag, Angst im
Gesicht, Schweiß auf der Stirn. Als er durch die Bilder blätterte, fiel ihm
auf, wie sehr er zitterte. Er konnte die kleinen Tasten kaum kontrolliert
drücken. Es kostete ihn endlos lange Zeit, sein Handy aus der Jackentasche zu
ziehen und die Nummer eines befreundeten Bildredakteurs zu wählen.
    Â»Hey, Anon. Ich hab was für dich. Vor der Zentrale der
EuroBank ist eine Frau von einem Scharfschützen erschossen worden. Ich habe
Bilder.«
    Â»Wovon hast du Bilder?«, fragte sein Freund, der Bildredakteur.
    Â»Von allem. Von der Polizei, den Notärzten und sogar von der Frau
selbst, bevor sie ihr eine Decke über den Kopf gezogen haben.«
    Anon lachte herzlich. »Ist ja super, kannst du dir an den
Kühlschrank
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