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Operation Beirut

Operation Beirut

Titel: Operation Beirut
Autoren: David Ignatius
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durch die mannbaren christlichen Mädchen, die in ihren Bikinis an ihm vorbeistolzierten.
    Die Israelis machten niemals Fehler, sagte sich Pater Maroun. Aber auch an diesem Tag vergingen die Stunden, und der israelische Kontaktmann kam nicht. Schließlich, nachdem er zu lange in einem schlechtsitzenden Badeanzug neben dem Pool gewartet hatte, geriet Pater Maroun in Panik.
    Pater Marouns Falloffizier war ein einfacher und verzeihlicher Fehler unterlaufen. In seiner Eile, aus Beirut zu verschwinden, hatte der Mossad-Mann ganz einfach vergessen, seinen Kontaktmann aus der maronitischen Geistlichkeit davon in Kenntnis zu setzen, dass ihr Treffen für diesen Monat verschoben werden musste.
    Pater Maroun machte sich Sorgen. Der israelische Offizier würde doch kein Treffen versäumen, wenn nicht irgendetwas Wichtiges schiefgelaufen wäre! Also tat er, was man ihm für den Notfall eingeschärft hatte. Er rief in der israelischen Botschaft in Paris an und fragte namentlich nach seinem speziellen Kontaktmann für Notfälle.
    Eine Stimme meldete sich.
    «Was ist los?», fragte Pater Maroun mit bebender Stimme. «Ich bin hingegangen, mich mit meinem Freund zu treffen, aber er ist verschwunden.»
    «Beruhigen Sie sich», sagte die Stimme. «Ihr Freund ist beschäftigt. Es ist etwas Wichtiges dazwischengekommen, das es nötig machte, das Treffen zu versäumen. Alles ist in Ordnung. Ihr Freund wird in einigen Wochen auf die übliche Weise mit Ihnen Kontakt aufnehmen.»
    «Sehr gut», sagte Pater Maroun, wirklich erleichtert.
    «Bitte rufen Sie diese Nummer nicht mehr an», sagte die Stimme. Dann wurde aufgelegt.
     
    Ein knapper Nachrichtenbericht über dieses Gespräch landete zwei Tage später auf Rogers’ Schreibtisch, inmitten eines hohen Stapels anderer Berichte aus allen Ecken der Welt, mit einer Notiz vom wachhabenden Offizier: «Zur Kenntnisnahme». Nach seinen Besuchen in London und Beirut letzten September hatte Rogers darum gebeten, so viel wie möglich «rohes» Nachrichtenmaterial aus dem Libanon vorgelegt zu bekommen.
    Der Anruf war also vom amerikanischen Nachrichtendienst abgefangen worden. Man hörte sämtliche Anrufe ab, die bei der israelischen Botschaft in Paris ein und aus gingen, ebenso wie einen Großteil des Telefonverkehrs in den und aus dem Libanon. Der Nachrichtendienstbericht notierte die wesentlichsten Details: Der Anrufer war ein maronitischer Priester namens Maroun Lubnani; die Person, die er angerufen hatte, war ein Mossad-Offizier in Paris, von dem man annahm, dass er das libanesische Ressort unter sich hatte.
    Was Rogers ins Auge stach, war der Name Maroun Lubnani, der ihm die untersetzte Gestalt eines libanesischen Geistlichen in Lederhosen ins Gedächtnis rief. Als er jedoch den Bericht las, regte sich sein Interesse. Warum in Panik? Was hatten die Israelis vor? Warum kamen sie nicht zu den Treffs mit ihren Agenten?
    Rogers spürte den Aufruhr in seinem Magen. Er entnahm einem der Ordner einen anderen, erst vor wenigen Tagen auf seinem Schreibtisch eingegangenen SIGINT -Bericht aus dem Libanon. Die Leute vom Fernmeldekorps hatten den Funkspruch eines Hochgeschwindigkeitstransmitters abgefangen. Ein solches Gerät funkte verschlüsselte Nachrichten in stark gebündelten, raschen Garben. Es war das Neueste auf diesem Gebiet, und die Methode kam nur bei stark sicherheitsgefährdeten Angelegenheiten zur Anwendung. Als er den Bericht gesehen hatte, hatte Rogers zuerst angenommen, dass die Russen etwas im Schilde führten.
    Jetzt richtete sich sein Verdacht gegen die Israelis. Und er glaubte zu wissen, was sich da tat.
    Es war spät. Fast fünf Uhr nachmittags in Washington. Als Erstes schickte Rogers ein Kabel an Jorgenson, den neuen Stationschef in Beirut. Jorgenson war kein Genie, aber Rogers musste sich für den Augenblick mit ihm begnügen. «Brauchen Ihre Hilfe in einer sicherheitsgefährdeten Sache», hieß es in dem Kabel. Jorgenson rief von seiner Privatwohnung aus über eine nicht gesicherte Leitung zurück. Das war ein schlechtes Zeichen.
    «Wir können euch da nicht helfen, mein Freund», sagte Jorgenson. «Wir haben diese Woche alle Hände voll zu tun. Es tut sich was ganz Großes.»
    «Ich habe das Gefühl, dass dies hier wichtiger ist», sagte Rogers. Jorgensons letztes großes Projekt war ein Treffen arabischer Volkskünstler gewesen.
    «Vielleicht, vielleicht auch nicht», sagte Jorgenson. «Aber wenn Sie sagen, dass es sich um etwas Sicherheitsgefährdetes handelt, dann brauche ich
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