Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Onkel Horatios 1000 Sünden

Onkel Horatios 1000 Sünden

Titel: Onkel Horatios 1000 Sünden
Autoren: Richard Gordon
Vom Netzwerk:
angerufen, aber sie schienen nicht besonders auf meine Fische erpicht zu sein», platzte Teddy plötzlich heraus. «Im Augenblick befinden sie sich noch in Oxford beim Schuldiener, quasi in loco parentis.»
    Mr. Brickwood warf einen raschen Blick über seine goldene Brillenfassung. «Sicherlich muß es doch irgendwo eine Institution für Fische geben, die dem Battersea-Hundeheim entspricht», schlug er hilfsbereit vor. «Ich erinnere mich, daß in meiner Kindheit Herren mit Pferd und Wagen durch die Straßen Londons zogen und den Kindern Fische in Marmeladengläsern im Tausch gegen überflüssige blecherne Haushaltswaren anboten. Vielleicht läßt sich noch einer von ihnen finden, der deinen Fischen ein gutes Heim bieten könnte.»
    «Ich kann einfach nicht verstehen, weshalb wir bloß diesen dummen Krach hatten.» Teddy warf das Manuskript beiseite und begann, die Hände in den Hosentaschen, im Zimmer auf und ab zu wandern. «Abigail hat sich bei jedem anderen Thema, das wir an jenem Nachmittag erörterten, so ungemein vernünftig gezeigt - das Atomzeitalter, die unterentwickelten Länder und so weiter. Vielleicht... vielleicht», stammelte er, «ließ ich eine Bemerkung über die Fische im Schlafzimmer fallen, die ihr natürliches mädchenhaftes Schamgefühl verletzte.»
    Selbstverständlich lag der ausschlaggebende Fehler des braven, biederen Teddy darin, daß er ihr natürliches mädchenhaftes Schamgefühl bei weitem nicht genug verletzt hatte. Wenn eine junge Frau im Frühling eigens die Fahrt nach Oxford unternimmt, macht es ihr wenig Freude, mit dem Atomzeitalter und den unterentwickelten Ländern abgespeist zu werden.
    «Ich bin ein Narr gewesen», verkündete er und nahm wieder Platz.
    Die Reue nagte an seinem Gemüt wie eine hungrige Ratte am Käse. Es ist nichts dagegen zu sagen, daß ein junger Mann beim Verschwinden seiner Braut die Schultern zuckt und bei der Straßenbahnhaltestelle auf die Ankunft der nächsten wartet. Aber nach einer Weile fällt ihm wieder ein, wie bezaubernd sie lachte, wie prächtig sie sich miteinander unterhielten, ganz zu schweigen von den weichen, kurzen Härchen in ihrem Nacken. Und nichts fördert die traurige Selbsterkenntnis mehr als ein mehrtägiger Aufenthalt in einem kleinen Hotel hinter dem Britischen Museum. Wenn er nicht mit George Churchyard die Theateragenturen abgeklappert hatte, hatte Teddy die meiste Zeit auf Parkbänken gesessen und hatte seinen schwermütigen Blick über das Meer von Sorgen wandern lassen, das vor so kurzer Zeit sein Leben überflutet hatte. Aber wohin er auch blickte, schrumpften diese donnernden Brecher im Vergleich zu dem Bild von Abigails Verlobungsring in der Butter zu harmlosem Geplätscher zusammen. Ein böser Anfall von Katzenjammer begann sich seiner zu bemächtigen.
    «Ein Narr!» bekräftigte er seine Erkenntnis.
    Mr. Brickwood war endlich über sämtliche jüngsten Ereignisse auf dem laufenden, warf die Zeitung beiseite und betrachtete seinen Sprößling aufmerksam.
    «Wie ich bereits sagte, ist es die Pflicht eines Vaters, jederzeit seinen Sohn zu unterstützen. Es bekümmert mich tief, dich in diesem bemitleidenswerten Zustand zu sehen. Aus diesem Grunde will ich dir einen Rat geben, meinjunge: Begib dich mit einem Blumenstrauß und der Bereitschaft zu einem Versöhnungskuß zum Berkeley Square und renke die Sache wieder ein.»
    «Nein, nein», sagte Teddy entschieden, sprang auf und begann seine Wanderung durchs Zimmer aufs neue. «Ich denke nicht daran, hinzugehen und vor ihr auf dem Boden zu kriechen.»
    «Himmel, Teddy!» rief sein Vater ungeduldig. «Was erwartest du denn von mir? Daß ich einen Verbindungsmann einstellen soll, der den Bittgang für dich übernimmt?»
    «Ich bin durchaus bereit, meinen Stolz zu überwinden», erklärte Teddy entschlossen. «Aber ich lasse mich absolut nicht darauf ein, dann noch obendrein die kalte Schulter gezeigt zu bekommen.»
    «Teddy, wie du dich aufführst, könnte man wirklich meinen, du wärest bereits mit Abigail verheiratet.»
    «Aber ich habe einen Plan», fuhr Teddy fort.
    «Und der wäre?»
    «George Churchyard», erklärte Teddy. «Dieser Glückspilz, der eine phantastische Anstellung in einem Kabarett ergattert hat, ist mit Abigails Bruder Fabian zur Schule gegangen. Und er stand mit beiden auf bestem Fuß, sooft sie nach Oxford kamen, um Die Schlachtbank zu sehen. Ich werde George einfach bitten, einen Sprung in Fabians Büro in der City zu machen und auszukundschaften, wie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher