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Onkel Deprius dunkles Erbe

Onkel Deprius dunkles Erbe

Titel: Onkel Deprius dunkles Erbe
Autoren: Harald Tonollo
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Boden. »Wir machen gerade aus den Dingern hier Goldmünzen.«
    Neben dem Zauberbuch lag eine Handvoll große, glänzende Knöpfe.
    »Wo habt ihr
die
denn her?«, fragte Polly.
    »Mutter hat sich ein neues schwarzes Kostüm gekauft, das an der Garderobe hing«, antwortete Palme.
    »Na, mir kann’s ja egal sein«, seufzte Polly. »Sagt mir lieber, was sich in den anderen Kellerräumen befindet!«
    »Alter Kram von Onkel Deprius«, antwortete Pampe gereizt.
    »Warum schaust du nicht einfach nach, statt hier rumzunerven?«
    Polly stöhnte. Sie hätte die Zwillinge zwar lieber dabeigehabt – schließlich wusste sie nicht, wie gruselig es dort war – aber gut! Dann eben nicht.
    Im Weggehen hörte sie noch, wie Pampe und Palme gleichzeitig mit tiefer Stimme tönten:
»Zauberköche eilt herbei,
schüttet euren heißen Brei,
jetzt aus all den alten Töpfen,
und macht Gold aus unsren Knöpfen.«

König Ludwig
     
    Polly öffnete die erste der drei anderen Kellertüren, hielt den Kerzenleuchter ausgestreckt von sich – und war enttäuscht. Abgesehen von zwei altersschwachen, von Spinnwebenvorhängen überzogenen Schränken war der Raum vollkommen leer.
    »Na ja«, murmelte sie vor sich hin, »vielleicht ist da wenigstens was drin, das ich gebrauchen kann …«
    Sie wischte mit einer schnellen Bewegung die Spinnweben beiseite und wollte die Schranktür gerade einen Spalt breit öffnen, da fiel diese laut krachend neben ihr auf den dreckigen Steinboden.
    »Hey«, hörte sie Palme aus dem anderen Kellerraum rufen, »geht das auch etwas leiser?«
    »’tschuldigung!«, antwortete Polly. »Ich wollte euch wirklich nicht bei euren Zauberkunststücken stören.«
    Sie schaute in den Schrank – und blickte in eine gähnende, staubige Leere.
    »Und was ist mir dir?«, sprach sie den zweiten Schrank an. Sie stellte den Kerzenleuchter auf den Boden und hielt mit beiden Händen die Tür fest. Die Scharniere hielten und der Schrank ging quietschend auf …
    Polly nahm den Kerzenständer, leuchtete in den Schrank hinein – und wich erschrocken zurück. Dabei stieß sie an einen Stuhl, der polternd umfiel.
    »Das darf doch nicht wahr sein – was ist denn jetzt schon wieder?« Pampe war außer sich. »Bei diesem Krach kann doch keiner anständig zaubern!«
    Er wollte gerade zu Polly hinübergehen, um ihr die Meinung zu sagen, da sah er sie kreidebleich und mit weit aufgerissenen Augen in der Tür stehen.
    »Könntet … könntet ihr …«, stotterte sie, »könntet ihr bitte mal kommen?«
    »Polly!«, sagte Pampe genervt. »Wir haben hier wirklich etwas Wichtiges zu tun! Okay?«
    »Bitte!«, flehte Polly so eindringlich, dass ihre beiden Brüder stutzig wurden.
    »Was ist denn los?«, wollte Palme wissen.
    »Kommt … kommt einfach nur mit!«
    Pampe und Palme sahen sich an.
    »Also gut«, stöhnte Palme und folgte ihr. Pampe stöhnte ebenfalls und tappte widerwillig hinterher.
    Als sie den anderen Kellerraum betraten, zeigte Polly auf den offenen Schrank. »Da!«
    Die Zwillinge kamen näher.
    »Wow!«, rief Palme mit einer Mischung aus Entsetzen und Begeisterung. »Was haben wir denn da?«
    Das Innere des Schranks war durch drei Regalbretter unterteilt. Und auf jedem Brett standen ordentlich nebeneinander fünf Totenschädel.
    »Nicht schlecht!«, meinte Pampe. »Was Onkel Deprius so alles gesammelt hat.« Dann nahm er einen der Schädel heraus. Durch die Augenhöhlen war ein Bindfaden gezogen, an dem ein Kärtchen befestigt war.
    »Was steht drauf?«, fragte Polly neugierig.
    Pampe runzelte die Stirn. »Schwer zu lesen. Onkel Deprius hatte eine Sauklaue.«
    »Jetzt sag schon!«, drängte Palme.
    »Hm …« Pampe kniff die Augen zusammen. »21. Januar 1793 – Ludwig der Sechzehnte.«
    »Das ist jetzt nicht wahr!«, rief Polly.
    »Was denn?«, fragte ihr Bruder.
    »Du hältst König Ludwig von Frankreich in deiner Hand!«
    »Na, sagen wir lieber mal: einen kleinen Teil von ihm.«
    »Aber einen entscheidenden! Papa hat sein Bestattungsunternehmen auf dem Kopfe dieses Königs gegründet!«
    Pampe war wenig beeindruckt. »Sieht man ihm irgendwie gar nicht an, dass er mal König war.« Dann stellte er den Schädel zurück und nahm den nächsten heraus. Auch an diesem hing ein Kärtchen.
    »Und?«, fragte Polly ungeduldig.
    »28. Juli 1794, Robespierre.«
    »Robespierre!«, staunte Polly.
    »Robes…wer?«, fragte Palme.
    »Robespierre! Hatten wir gerade heute Morgen in Geschichte: Er forderte während der Französischen Revolution die
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