Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Omega

Omega

Titel: Omega
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
wollten; keine Regierungssysteme, die mit oft schrecklichen Folgen für die Forscher zusammenbrachen, die im Gefängnis landen, geschlagen und sogar getötet werden konnten. Auch hier gab es Gefahren, aber diese pflegten weniger unvorhersehbar zu sein und sich stärker innerhalb der Möglichkeiten des Einzelnen zu bewegen. Geh keine unnötigen Risiken ein, dann wirst du dir auch nicht die Finger verbrennen. Bleib nicht zu lange in einem überschwemmten Tempel, wie es der berühmte Richard Wald vor über zwanzig Jahren getan hatte, wenn du weißt, dass eine Flutwelle auf dich zukommt.
    Und darum brachte Collingdale seine Leute frühzeitig fort. Das hielt sie nicht davon ab, sich einzubilden, dass sie einem schrecklichen Ereignis nur knapp entronnen waren. Tatsächlich waren sie natürlich nie in Gefahr gewesen.
    Er blickte hinab auf die unter ihnen kleiner werdende Stadt, als der Pilot ihm mitteilte, dass eine Nachricht von der Al-Jahani für ihn eintraf. Er öffnete den Kanal und regelte die Lautstärke so, dass alle das Gespräch verfolgen konnten. Alexandras blond umrahmte Züge erschienen auf dem Bildschirm. »Wir haben die Bomben gestartet, Dave«, sagte sie. »Alle zwölf sind auf Kurs. Detonation in 38 Minuten.«
    Die Raketen trugen Streubomben, jede bestückt mit sechzehn Nuklearsprengköpfen. Sollte der Plan funktionieren, so würden die Raketen zweitausend Kilometer weit in die Wolke eindringen und dort ihre Ladung freisetzen, sodass alle Sprengköpfe gleichzeitig explodieren würden. Oder sie würden detonieren, wenn die Elektronik versagte. Letzteres deutete sich aufgrund der Tatsache an, dass es den Forschern unmöglich gewesen war, Sonden mehr als ein paar Kilometer weit in die Wolken hineinzubefördern. Kaum drinnen, neigten sämtliche Systeme dazu, sich abzuschalten, und so waren schnell ein paar Schiffe verloren gegangen.
    »Viel Glück, Alex«, sagte er. »Geben Sie ihnen Saures.«
    Die Landefähre, angetrieben von der Spiketechnologie, stieg rasch auf und flog in westlicher Richtung. Auch die Wolke erhob sich vor ihnen. Der Flug war so geplant worden, dass die Passagiere die Omegawolke beobachten konnten, wenn die Raketen ihr Ziel erreichten.
    Collingdale gierte nach Erfolg. In seinem ganzen Leben hatte es nichts, keine Auszeichnung, keinen intellektuellen Durchbruch, keine Frau gegeben, die er je so leidenschaftlich herbeigesehnt hatte, wie er sich nun wünschte, zusehen zu dürfen, wie Alexandras Raketen diesen Hurensohn von einer Wolke zur Hölle schickten.
    Sie stiegen weiter auf, schwenkten in einen Orbit ein und flogen in das Licht der Sonne. Alle saßen still da und schwiegen sich an. Riley und Ava gaben vor, eines der geborgenen elektronischen Geräte zu untersuchen, um herauszufinden, welchem Zweck es gedient haben mochte. Jerry ging seine Notizen durch. Selbst Collingdale, der stolz auf seine unbeugsame Aufrichtigkeit war, starrte konzentriert auf eine jüngere Aufzeichnung einer Londoner Konferenz, die sich mit neuen Funden aus Ägypten befasste.
    Wieder füllte die Wolke den Himmel aus.
    »Drei Minuten«, sagte Alex.
     
    Die Al-Jahani konnten sie mit bloßem Auge nicht sehen. Sie war zu weit entfernt und verlor sich irgendwo in den enormen Wolkenstreifen, die aus der Oberfläche hervorschossen wie Tentakel, die nach Moonlight greifen wollten. Aber ihre Position war bekannt, und Bill, die Künstliche Intelligenz des Schiffs, hatte sie auf dem Monitor markiert. Die Wolke hingegen konnten sie natürlich sehen, und die jeweilige Position der Raketen war ebenfalls markiert. Zwölf blinkende Lichter näherten sich dem übergroßen Gassack. Collingdale vergnügte sich damit, die Bomben zu zählen.
    »Dreißig Sekunden bis zum Aufschlag«, verkündete der Pilot.
    Collingdale legte den Kopf zurück und fragte sich, wie man einen Aufschlag auf eine Wolke zustande bringen konnte.
    Ava behielt die Zeit im Auge, und ihre Lippen bewegten sich, als sie stumm die Sekunden zählte.
    »Sie sind drin«, sagte sie. Jemand legte ihm die Hand auf die Schulter, drückte sie. Viel Glück.
    Riley rückte sein Sicherheitsnetz zurecht.
    Collingdale, wohl wissend, dass seine Adoptiveltern nun doch noch stolz auf ihn gewesen wären, murmelte ein Gebet.
    »Sie sind hochgegangen.« Alexandras Stimme. »Zu früh.«
    Hier und dort war ein Schimmern auf der Oberfläche der Wolke zu erkennen. Aber er konnte kein Anzeichen für einen Riss entdecken.
    »Kann eine Weile dauern, bis wir irgendetwas sehen können«, gab Riley
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher