Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Oma und Frieder - Sammelband

Oma und Frieder - Sammelband

Titel: Oma und Frieder - Sammelband
Autoren: Gudrun Mebs
Vom Netzwerk:
auch.
    »Bluuuusi!«, stöhnt sie und grinst zum Frieder rüber.
    »Bluuusi!«, grinst der zurück, und das ganze Abendessen lang reden Frieder und Oma ausländisch.
    Einer schöner als der andere. Bis die Oma müde wird und sagt: »Jetzt bin ich müd, Bub!«
    Da springt ihr der Frieder auf den Schoß, gibt ihr einen Schmatz und wispert ihr ins Ohr: »Liebe Omalalamamalala!«
    »Schon recht«, seufzt die Oma und räumt den Tisch ab. »Herzensbubele!«
    »Und morgen reden wir wieder ausländisch, ja, Oma?«, ruft der Frieder und stellt die KartofFel-breischüssel in den Ausguss.
    »Wenn ichs dann noch kann!«, sagt die Oma und trägt die Karottenschüssel hinterher.

»Oma«, schreit der Frieder und zupft an Omas Rock. »Oma, ich mag noch nicht schlafen. Erzähl mir was, was Grusliges!«
    »Ja lässt du mich gleich los, Bub!«, zetert die Oma. »Der Tag war lang genug,jetzt ist Ruh. Augen zu und Schluss. Ich will jetzt keinen Mucks mehr hören!«
    »Aber Oma«, jammert der Frieder und hopst in seinem Bett auf und ab, »wenn ich doch noch nicht müde bin!« Und er bettelt: »Oma, was Grusliges! Ich hab Gespenster doch so gerne!«
    »Und ich hab schlafende Kinder so gerne«, sagt die Oma, deckt den Frieder fest zu, gibt ihm einen Schmatz auf die Backe und geht raus, und an der Tür, da sagt sie noch: »Bub Herzensschatz, jetzt schlaf auch schön und gute Nacht, und morgen ist auch ein Tag.«
    Dann ist sie draußen und Frieder liegt im dämmrigen Zimmer und ärgert sich. Schlafen! Wenn er doch überhaupt noch nicht müde ist.

    Kein bisschen. Seine Augen sind noch ganz wach. Immer schlafen! Wo er sich doch viel lieber gruseln möchte! So wie auf der Geisterbahn auf dem Rummelplatz. Da ist es auch dämmrig und dann scheppert es unheimlich und dann klappern Gerippe und es gespenstern Gespenster und von überallher macht es »Huhuhh«, und es wird einem so schön eiskalt und schwummerig. Aber man muss sich nicht in echt fürchten, weils doch keine echten Gespenster gibt. Bloß ausgedachte. Und solche, die nachgemacht sind und aussehen wie echt.
    Wenn jetzt hier in meinem Zimmer ein echtes Gespenst wär<, denkt der Frieder, >dann täte ich das einfach niederboxen. Faust in den Gespensterbauch und Schluss. Oder aber, ich ziehe mir die Tischdecke über den Kopf, die aus der Küche, und dann bin ich das kleine Gespenst und erschrecke das große Gespenst. Ich trete ihm auf die Füße und heule dabei ganz laut. Das kann ich gut!<
    Und er probiert es auch gleich aus: »Huhuhuh!«
    Nein, das war zu leise, das muss viel lauter sein: »Huhuuuuhuuuhuu!«

    »Bub«, schreit die Oma aus dem Wohnzimmer, »ist dir was geschehen?«
    »Nein, Oma«, ruft der Frieder zurück, »ich übe bloß. Weil ich doch das kleine Gespenst bin!«
    »Und ich bin gleich das große Gespenst und hau dir den Popo voll!«, kreischt die Oma. »Geschlafen wird, und zwar sofort. Nix will ich hören!«
    »Kinder haut man nicht«, murmelt der Frieder und krabbelt unter die Bettdecke. »Ich muss doch üben. Wenn ein Gespenst kommt, muss ich doch gespenstern können.«
    Unter der Bettdecke, leise für sich, damits die Oma nicht hört, übt er: »Huhuhuhuhuhuhu!« Und noch mal: »Huhuhuhuhuhuhuhu!« Es geht schon ganz gut. Es klingt richtig schaurig dumpf, und Frieder freut sich und Frieder übt.
    Doch plötzlich hört er auf, mitten im schönsten »Huhuhuhuh!« Er hat was gehört. Da ist ein Geräusch. Da knarrt eine Tür. Ganz leise. Und da ... da macht was »Huhuhuhu« ... ganz leise. Jetzt lauter »Huhuhuhu« ... jetzt noch lauter »Huhuhuhu«, jetzt jault es ganz hoch »Huhuhuhiiiiiii«! Vor Schreck bleibt der Frieder starr unter der
    Bettdecke liegen. Ein Gespenst! Es ist ein Gespenst gekommen, in echt! Dem Frieder wirds eiskalt und er fängt an zu zittern.
    Das Gespenst jault weiter, ganz nah an seinem Bett, Frieder kann es deutlich hören!
    Was soll er denn jetzt machen? Niederboxen? Er traut sich nicht!
    Selber gespenstern und das Gespenst erschrecken?
    Aber er hat ja die Tischdecke nicht hier, die liegt ja in der Küche auf dem Küchentisch, und ohne Tischdecke kann er nicht gespenstern, das ist doch klar.
    Die Oma rufen!
    Aber unter der Bettdecke kann sie ihn ja nicht hören, und wenn er den Kopf rausstreckt, dann überfällt ihn das Gespenst und beißt oder tut sonst fürchterliche Dinge, da ist der Frieder ganz sicher.
    Am besten, er macht gar nichts. Er bleibt einfach unter der Bettdecke, dann denkt das Gespenst, er schläft, und dann geht es weg.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher