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Oma 04 - Omas Erdbeerparadies

Oma 04 - Omas Erdbeerparadies

Titel: Oma 04 - Omas Erdbeerparadies
Autoren: Janne Mommsen
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Arne – er wirbelte vor der Bühne eine wildgelockte, rothaarige Frau herum, seine Arme flogen nur so durch die Luft. Die Jeans am Hintern ihres Onkels saßen noch so, wie sie bei einem Kerl sitzen sollten, Respekt! Seine Tanzpartnerin lächelte ihn offen an. Sie war vermutlich etwas jünger als er. Ihre roten Locken bewegten sich im Takt, sie hatte eine Traumfigur. Arne nickte ihr zwischendurch immer mal wieder zu, schien aber nicht wirklich zu begreifen, mit was für einer Klassefrau er es da zu tun hatte.
    «Aloha heee hee, aloha …!»
    Vor ihr stand im Halbdunkel ein Rollstuhl, in dem eine Frau mit strubbeligen blonden Haaren saß. Die Frau trug ein glitzerndes goldfarbenes T-Shirt und weiße Jeans. Jades Augen leuchteten auf:
    «Oma!»
    Sie rannte quietschend um den Rollstuhl herum und umarmte sie: «Omaaaaaaa!»
    Im Vergleich zu ihrem letzten Besuch kurz vor Ostern war Imke noch dünner geworden, was ihr schon fast bedenklich vorkam. Sie war wie immer zu jugendlich gekleidet und braungebrannt. Jades Ruf ließ Oma hochschrecken, sie sah Jade verdattert an. Als sie erkannte, wer da vor ihr stand, strahlten ihre hellblauen Augen auf, und sie streichelte ihrer Enkelin zärtlich übers Gesicht.
    Das tat so was von gut!
    «Oma, was machst du denn hier? Ist deine WG auch da?»
    Plötzlich stürmte Arne von hinten heran.
    «Jade, mien Deern!», rief er und drückte sie fest an sich. «Huar kommst dü fan daan?»
    Wo kommst du denn her?
    «Arneeeee!», schrie sie und schlang ihre Arme um ihn.
    «Jadeeeee!», rief Arne erneut. Alle waren so froh, sie zu sehen!
    In diesem Moment meldete sich der Riesentyp von der Bühne zu Wort. «Als Nächstes spielen wir ‹Frisian Dynamite›», kündigte er an und rief: «We … Are …»
    Pause.
    Stille im Raum.
    Dann brüllte er los: «… Frisian Dyyyyyynaaaaaaaamiiiite!»
    Gitarren und Schlagzeug setzten mit infernalischem Lärm ein.
    «Hast du Ferien?», schrie Arne gegen die Musik an.
    «Sozusagen.»
    Zum Glück fragte er nicht weiter.
    «Kann ich ein paar Tage bei dir wohnen?»
    «So weit kommt es noch, dass du auf Föhr woanders hingehst!»
    «Super, danke!»
    «Wir sind übrigens eine WG, deine Oma wohnt zurzeit bei mir.»
    «Wie kommt’s?»
    «Christa und Ocke sind auf Hochzeitsreise, da habe ich sie zu mir genommen.»
    Sie wandte sich lachend an ihre Großmutter.
    «Hast du das gehört, Oma? Wir sind deine neue WG!»
    Oma tätschelte ihre Hand und lächelte begeistert. Jade hätte fast geheult, so schön war das.
    Die Sturmflut-Wölfe legten von der Lautstärke her noch einmal nach: «We are … Friiiiisiaaaan, Dyyyyynaaaaaamiiiiiite!»
    Ein Gespräch war jetzt vollkommen unmöglich geworden. Spontan schob Jade den Rollstuhl mit Oma auf die Tanzfläche und drehte sie im Kreis herum. Oma warf begeistert die Arme hoch. Um sie herum tanzten die Rotgelockte, Arne und die anderen, die meisten mit geschlossenen Augen. Nach vier Stücken winkte Oma ab und deutete an, dass ihr schwindelig wurde. Zugegeben, unter Seniorentanz stellte man sich sonst etwas anderes vor.
    «Ich bringe Imke in deine Wohnung», rief Jade Arne zu, der jetzt wieder mit seiner Partnerin tanzte.
    «Kann ich auch machen.»
    «Nee, du wirst hier gebraucht.»
    Er nahm die Rothaarige an die Hand und führte sie zu Jade: «Das ist Svantje, das ist meine Nichte Jade.»
    Die Frau gab ihr die Hand und zeigte ein offenes, herzliches Lächeln. War sie Arnes Freundin?
    «Soll ich noch was aus deinem Auto holen?», fragte Arne.
    «Nee, die Karre ist mir kurz vorm Paradies verreckt.»
    Er sah sie erschrocken an.
    «Ernsthaft?»
    «Wahrscheinlich Motorschaden.»
    «Wie kann das sein?»
    «Verstehe ich auch nicht, der Wagen ist vierzig Jahre alt und hat erst 300000 runter.»
    Arne nickte.
    «Das Auto steht hundert Meter weiter, gegenüber der Feuerwehr», sagte Jade.
    «Mach dir keine Sorgen, ich kümmere mich darum. Wir sehen uns später.»
    «Falls ich dann nicht schon penne, ich bin so was von durch.»
    Ihr Onkel umarmte sie noch einmal herzlich.
    «Hier ist der Wohnungsschlüssel. Schlaf dich erst mal aus. Und spätestens wenn du morgen im Meer warst, fühlst du dich wie neugeboren.»

    Jade schob Oma zum Treppenhaus, das zu Arnes Wohnung direkt über dem Erdbeerparadies führte. Dann half sie ihr aus dem Rollstuhl. Ein paar Schritte konnte Imke zum Glück noch gehen. Im Treppenhaus hing ein altes Ölgemälde, das eine Alpenlandschaft mit einer Gruppe Gämsen zeigte. Über den Gipfel hatte jemand einen
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