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Oma 04 - Omas Erdbeerparadies

Oma 04 - Omas Erdbeerparadies

Titel: Oma 04 - Omas Erdbeerparadies
Autoren: Janne Mommsen
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Riesenproblem werden. Wenn es so weiterging, hatte er im Gegensatz zu seinem alten Schulfreund Fokko nicht mal mehr Geld für Sudokuhefte.
    Seine Mutter sah ihn besorgt an.
    «Du musst dir keine Sorgen machen. Heute Abend spielen die Sturmflut-Wölfe, da werden ganz neue Weichen gestellt. Manchmal braucht es so eine Initialzündung, um ein Feuer in Gang zu setzen, dann zieht die Bank sofort wieder mit.»
    Seine ehemalige Schülerband hatte über Jahre hinweg für ein ausverkauftes Erdbeerparadies gesorgt. Von seinem letzten Geld hatte Arne nun jede freie Stelle der Insel plakatiert und alle Leute, die er von früher kannte, eingeladen. So die Leute Kinder hatten, waren sie bereits aus dem Haus, jetzt hieß das Motto «Runter vom Sofa, rein in die Kneipe!». Endlich konnten die Sturmflut-Wölfe mit den Fans von früher wieder ein Fass aufmachen, nachdem jahrelang Stille geherrscht hatte.
    Aber die Sorgenfalten waren nicht aus dem Gesicht seiner Mutter verschwunden. Dabei hatte sie ein Faible für verrückte Ideen, das wusste er.
    «Ich bin überall auf offene Ohren gestoßen, alle fanden die Idee super und wollen kommen. Als wenn sie genau auf diese Ansage gewartet hätten!»
    Er rechnete mit hundert bis hundertfünfzig zahlenden Gästen. Das war schon mal die halbe Miete für den nächsten Monat, mit Glück sogar etwas mehr.
    Imke hob die Hände und drückte beide Daumen.

[zur Inhaltsübersicht]
    5.
    Snaakest dü Fering?
    Jade rannte mit einem flüchtigen Abschiedsgruß an Herrn Hussein vorbei und tauchte neben dem Haupteingang mit großen Schritten ab ins Parkhaus. Drei Etagen tiefer wartete Paul auf sie, der sich in diesem Moment anfühlte wie ihr bester Freund. Jade riss die Fahrertür auf und ließ sich auf den Sitz fallen.
    «Wohin jetzt?», überlegte sie laut und biss sich nachdenklich auf die Unterlippe. «Doch wieder nach Hause?»
    Zu ihren frischverliebten Eltern? Niemals!
    «Freunde durchtelefonieren?»
    Irgendetwas in ihr sträubte sich dagegen, sie wollte niemandem etwas schuldig bleiben.
    «Also ins Hotel?»
    Um sich noch einsamer zu fühlen, als sie es ohnehin schon tat? Mal abgesehen davon, dass sie dafür gar nicht genügend Geld besaß.
    Erst einmal raus aus dem düsteren Parkhaus, in dem es penetrant nach Abgasen stank. Im Sonnenlicht würde ihr schon etwas einfallen. Doch eine Minute später stand sie hinter einem riesigen Lastwagen im Stau, links und rechts von ihr türmten sich ebenfalls gigantische Transporter, es war so eng, dass sie nicht mal hätte aussteigen können, wenn sie es gewollt hätte. Sie bekam Platzangst und versuchte mit aller Kraft, die aufkommende Panik zu unterdrücken. Aber dann ging es nach und nach voran.
    Ihr Instinkt führte sie zielsicher auf die Autobahn Richtung Norden, und nach einigen Kilometern wurde ihr klar, dass das kein Zufall war. Was gab es jetzt Besseres als eine einsame Insel, auf der sie alles hinter sich lassen konnte? Und genau diese Möglichkeit stand ihr auf Föhr jederzeit offen. Seit ihrem fünfzehnten Lebensjahr war sie jede Ostern nach Föhr gefahren, und immer war sie von ihren Verwandten begeistert aufgenommen worden.
    Sie überlegte, wo sie spontan am besten unterkommen konnte. Sie hatte ja niemandem Bescheid gesagt. Bei Oma Imke in der WG war es zu eng, bei ihrem Cousin Sönke mit Frau und Kind auch, aber Arne würde sie mit Sicherheit aufnehmen. Er war der coolste Onkel, den man sich vorstellen konnte. Sein bisheriges Leben hatte er als Surflehrer und Strandkorbvermieter gearbeitet und war nun Besitzer einer Disco mit dem netten Namen «Erdbeerparadies». Und das mit Ende fünfzig! Wer hatte schon so einen Onkel in der Familie? Wenn sie ihre Eltern dagegen sah … Die hatten immer nur das gemacht, was man von ihnen erwartet hatte, und lebten spießig in ihrem Doppelhaus. Mit Arne hingegen hatte sie bei ihren Besuchen einige grandiose Strandpartys gefeiert, er hatte immer gute Laune und ließ sich nie unterkriegen. Der würde sie aufmuntern und wieder hochbringen!
    Der alte Käfer tuckerte auch bei Vollgas nur mit Tempo neunzig über die vielbefahrene sechsspurige Autobahn. Eigentlich durfte sie in diesem Zustand gar nicht am Steuer sitzen, sie war immer noch wie narkotisiert. Hinzu kam, dass sich die Heizung nicht abstellen ließ, eine typische Alte-Käfer-Krankheit. An diesem heißen Sommertag wurde das zu einer echten Herausforderung, sie musste die vorderen Ausstellfenster die ganze Zeit offen halten. Blöderweise war das Radio kaputt und
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