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Oma 04 - Omas Erdbeerparadies

Oma 04 - Omas Erdbeerparadies

Titel: Oma 04 - Omas Erdbeerparadies
Autoren: Janne Mommsen
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eine Praktikantin zu dieser Runde beitragen? Das konnte ganz niedlich werden, kostete aber wertvolle Zeit.
    «Später», zischte Schmidti ihr leise zu und legte gebieterisch seine Hand auf ihren Arm.
    «Nein, lassen Sie nur», sagte Dr. Herold und lächelte sie gütig an: «Was gibt es denn?»
    Sie drückte ihre nackten Füße fest in den Boden. Von einem Wochenendseminar für Frauen in der Geschäftswelt wusste sie: Ab jetzt durfte sie nur den großen Boss ansehen, alle anderen waren unwichtig. Es war der Kardinalfehler vieler ihrer Geschlechtsgenossinnen, das Wort an alle zu richten, um die Herde zusammenzuhalten. Das war zwar höflich, aber nutzlos. Männer wandten sich instinktiv immer nur ans Alphatier, und zwar zu Recht: Nur was der Chef dachte, war wichtig.
    «Mein Name ist Jade Riewerts, ich bin Praktikantin. Parallel zu den offiziellen Anlagen unseres Hauses habe ich eine eigene Strategie verfolgt und bin für unseren Fonds zu abweichenden Ergebnissen gekommen.»
    Dr. Herolds Augen blitzten amüsiert auf.
    «Will sagen?»
    «Dazu sollte ich vorausschicken, dass ich die Hälfte meines Praktikumsgehaltes in seltene Erden und asiatische Immobilienfonds investiert habe, weil ich darin hohes Potenzial sehe. Mit meiner Anlage habe ich statt 2 Prozent ganz genau 4,25 Prozent Zuwachs gemacht.»
    Dr. Herold nickte anerkennend.
    «Verraten Sie uns, wie?», fragte er.
    «Die Basisdaten für den arabischen Raum und Russland wurden meines Erachtens unterbewertet.»
    Das war natürlich ein harter Schlag gegen Schmidti, aber sie hatte recht! Schmidti war nett, doch seine Strategien auf dem Finanzmarkt hielt sie für überholt. Das hatte für sie nichts Persönliches, es war allein eine Frage der Zahlen.
    Sie stand auf, ging zu Dr. Herold und reichte ihm ihre Mappe.
    «Das sehe ich mir gerne an», sagte der mit einem Lächeln, das schon wieder ganz woanders zu sein schien. «Wie war noch Ihr Name?»
    «Jade Riewerts.»
    «Vielen Dank, Frau Riewerts.» Dann schaute er in die Runde: «Sonst noch etwas?»
    Die Versammlung löste sich auf, alle hasteten zurück in ihre Büros. Schmidti verschwand mit ein paar Kollegen in der Kantine.
    Mit roten Ohren kehrte sie zu ihrem Arbeitsplatz in den zweiundzwanzigsten Stock zurück. Sie fühlte sich wie eine Rocksängerin nach einem umjubelten Zweistundenkonzert im Frankfurter Waldstadion. Die Sonne stand viel höher am Himmel als zuvor, und ein fetter, zweistöckiger Airbus A 380 flog von Norden auf den Rhein-Main-Flughafen zu. Erst jetzt spürte sie, wie warm ihr trotz der Klimaanlage geworden war. Sie hatte es gewagt und ihre Chance genutzt, das war ihr Tag!
    Ihre schwarz gelockte Lieblingskollegin Josefina aus Puerto Rico saß neben ihrem Arbeitsplatz vor vier Bildschirmen und drehte sich schwungvoll auf ihrem Stuhl herum.
    «Und?», fragte sie neugierig.
    «Yes!», schrie Jade und klatschte laut die Hände zusammen. Dann berichtete sie in allen Einzelheiten, wie positiv Dr. Herold reagiert hatte. Je begeisterter sie erzählte, desto mehr gefror Josefinas Lächeln.
    «Meinst du nicht, dass Schmidti jetzt stinksauer ist?», fragte sie besorgt.
    «Wieso?»
    «Mensch, Jade, du hast ihn vor versammelter Mannschaft bloßgestellt!»
    Jade winkte ab.
    «Ach was, so was nimmt er sportlich. Nach dem Meeting hat er mir noch mal freundlich zugezwinkert.»
    In dem Moment kam Schmidtis Assistentin mit einem künstlichen Lächeln auf sie zu. Jade wurde kurz unsicher. Ob er doch sauer war? Frau Häberle war eine schmallippige ältere Frau mit schwarz gefärbten Haaren. Sie wirkte unfreundlich wie immer. Vielleicht hätte sie sich in ihrer Jugend auch gerne mal das getraut, was Jade gerade durchgezogen hatte.
    «Schönen Gruß von Herrn Schmidt», säuselte sie. «Er ist schwer beeindruckt. Sie haben schnell verstanden, worum es in unserem Geschäft geht …»
    Jade warf Josefina einen triumphierenden Blick zu: Siehste!
    «… Als zukünftige Fondsmanagerin sollten Sie sich mit der gesamten Bank vernetzen, sagt er.»
    Hatte sie da richtig gehört? Zukünftige Fondsmanagerin ?
    Sie konnte kaum noch stillsitzen.
    «Klar.»
    «Ich soll Sie deswegen in eine Abteilung begleiten, die Sie noch nicht kennen.»
    Hatte der große Boss etwa schon angerufen und sie in die Chefetage geordert? Sie erhob sich genüsslich von ihrem Platz und ging mit Frau Häberle zum Aufzug, wo diese den Knopf zum Erdgeschoss drückte.
    «Wohin fahren wir?», fragte sie aufgeregt.
    «Warten Sie’s ab!»
    Es war ihr
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