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Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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unwillkürlich um. So weit das Auge reichte, erstreckte sich eine öde, staubige Hügellandschaft. Es war eine einzige graue Wüste. Die Hauptstadt Edefias, Die-Goldene-Mitte und jegliche andere Form von Leben schienen weit, weit weg zu sein.
    »Weißt du, wo ich hinsoll?«
    »Ein einziger Ort verschafft meiner Jungen Huldvollen die Gewissheit der vollkommenen Sicherheit: die Grenzen Edefias, an denen die Feeninsel liegt.«
    »Das kann doch nicht wahr sein!«, rief Oksa begeistert aus. »Ich darf auf die Feeninsel?«
    Der Plemplem nickte.
    »Eine ehemalige Huldvolle wird zur Begleitung und zur Orientierung meiner Jungen Huldvollen und ihrer Dienerschaft schreiten.«
    »Baba?«, fragte Oksa hoffnungsvoll.
    »Die Oh-so-geliebte-Alte-Huldvolle besitzt in Zukunft die Mission in den Eingeweiden der Kammer des Umhangs.«
    Obwohl dieser Hinweis sie traurig stimmte, musste Oksa sich ein Grinsen verkneifen.
    »Du meinst wohl ›im Inneren der Kammer‹, stimmt’s?«, fragte sie lächelnd.
    »Eure Berichtigung begegnet der Korrektheit«, gab der Plemplem zu und schaute seine Herrin mit grenzenloser Bewunderung an.
    »Guten Tag, Oksa«, sagte auf einmal eine Stimme, die wie aus dem Nichts kam.
    Oksa zuckte zusammen und nahm automatisch ihre Kampfposition ein. Die Silhouette einer zierlichen, schönen Frau mit erstaunlich langem Haar erschien vor ihren Augen. Oksa fiel sofort die Ähnlichkeit der Frau mit ihrer Großmutter auf.
    »Sie müssen Malorane sein!«, rief sie und stellte sich wieder normal hin.
    Die Frau kam entschlossen auf sie zu.
    »Ja, ich bin Malorane, deine Urgroßmutter. Es ist mir eine Ehre, dich kennenzulernen.«
    »Meine Vorvorige Huldvolle«, begrüßte sie der Plemplem.
    »Mein Plemplem«, murmelte Malorane und streichelte dem Geschöpf, das einst in ihren Diensten gestanden hatte, zärtlich über den Kopf.
    Oksa betrachtete sie stumm. Wer hätte geglaubt, dass sie je der Frau gegenüberstehen würde, mit der all das Unheil seinen Anfang genommen hatte? Die Folgen ihrer heimlichen Verbindung mit Ocious, die geheime Geburt der Zwillinge Orthon und Remineszens, die Liebsten-Entfremdung, der Remineszens unterworfen worden war, das Große Chaos … Diese Frau war die Wurzel von so viel Übel. Jedoch ohne es je gewollt zu haben, und das war das Schlimmste an der ganzen Geschichte, dessen war sich Oksa sehr wohl bewusst. Ocious hatte Maloranes Vertrauensseligkeit und Naivität ausgenutzt. Wie konnte man ihr dafür böse sein? Zumal sie selbst das Opfer ihrer Handlungen geworden war, indem sie ihre Liebsten, ihre Macht als Huldvolle und obendrein ihr Leben verloren hatte. Oksa konnte den Blick nicht von der ehemaligen Huldvollen wenden. Tausend Fragen brannten ihr auf der Zunge, aber es war sicherlich nicht der passende Augenblick, um sie zu stellen.
    »Wir müssen uns beeilen«, flüsterte Malorane und ließ den Blick über die Ebene schweifen. »Ocious und seine Männer werden bald merken, dass etwas nicht nach ihren Vorstellungen verlaufen ist. Wir müssen dich rasch in Sicherheit bringen.«
    Einen flüchtigen Moment lang zeigte sich eine Mischung aus Angst und Groll auf ihrem makellosen Gesicht. Dann schlug Maloranes Ausdruck in Sorge um, und sie sah Oksa prüfend an.
    »Kannst du vertikalieren?«
    »Natürlich!«
    »Ich meine, bist du nicht zu erschöpft?«, hakte Malorane nach.
    »Es wird schon gehen«, versicherte Oksa. Sie musste ja ziemlich mitgenommen aussehen, wenn ihre Urgroßmutter so fragte!
    »Nun gut, dann lass uns verschwinden.«
    Malorane ergriff den Plemplem, der mit einem Mal ganz durchsichtig wurde. Mit der Grazie einer Tänzerin stieg sie in den dunklen Himmel auf, und Oksa folgte ihr ohne Zögern. Die ersten paar Sekunden lief alles wunderbar, doch dann spürte sie rasch, was Malorane zu ihrer Frage bewogen hatte. Sie war tatsächlich vollkommen erschöpft. Als sie merkte, wie viel Kraft es sie kostete zu vertikalieren, geriet sie in Panik und fing an zu zittern. Ein schwarzes Loch in ihrem Bauch schien ihre letzten mageren Kraftreserven zu verschlingen.
    »Das ist nicht der richtige Zeitpunkt, um schlappzumachen, Oksa-san!«
    Das hätte Gus jetzt zu ihr gesagt, wenn er da gewesen wäre. Und ihr Vater auch.
    »Papa? Wo bist du?«, seufzte sie.
    Sie blickte sich um und sah die Gläserne Säule am Horizont. Ob sich Pavel und die anderen Rette-sich-wer-kann wohl noch immer im siebten Untergeschoss befanden und ihre Rückkehr aus der Kammer des Umhangs erwarteten? Eine unermessliche Einsamkeit
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