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Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition)

Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition)
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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eine Schwierigkeit überwunden hatte, tauchten neue auf, als würde alles immer wieder von vorne beginnen. Ihre Mutter und Gus waren gerettet, aber Tugdual war offenbar verloren.
    Sie erstickte fast daran. Der Schmerz schien sie zu durchbohren.
    Als Gus auf dem Dachboden auftauchte, nahm sie ihn kaum wahr. Er ging zu ihr, und bei jedem seiner Schritte knarrten die Dielen. Oksa sah auf.
    »Gus! Komm, setz dich zu mir.«
    Sie schob ihm einen wackeligen Stuhl hin.
    »Wie fühlst du dich?«
    »Das muss ein Jahr her sein, seit ich mich zuletzt so gut gefühlt habe«, antwortete er.
    »Wirklich? Wie schön!«, rief sie. »Das … das freut mich riesig, weißt du?«
    Gus presste die Lippen zusammen und nickte leicht. Ja, das wusste er. »Glaubst du, ich bin überm Berg?«
    »Aber natürlich! Von jetzt an wird es dir immer besser gehen, ehrlich.«
    Gus strich sich die Haare hinter die Ohren, sodass sein Gesicht zu sehen war. »Allerdings habe ich mich nicht hier heraufgeschleppt, um mit dir über meine wundersame Genesung zu sprechen«, sagte er vergnügt. »Vielleicht hast du es schon vergessen, aber du hast mir etwas versprochen.«
    »Versprochen?«, fragte Oksa verwundert.
    »Du hast versprochen, mir alles genau zu erzählen.«
    Aus der ehemaligen Wohnung Dragomiras, gleich unter ihnen, kam Kukkas Stimme und zerstörte diesen wunderbaren Augenblick. »Gus? Bist du da?«
    »Ich bin mit Oksa auf dem Dachboden!«, rief er in Richtung Treppe.
    »Kommst du herunter?«
    Oksa hätte schwören können, dass Gus die Brauen ein winziges bisschen in die Höhe zog.
    »Nein, Kukka, jetzt nicht …«
    Die Eiskönigin verließ mit der Leichtfüßigkeit eines wütenden Elefanten die untere Wohnung. Ihre Schritte hallten noch zu ihnen herauf, bis sie den ersten Stock erreichte und eine Tür ins Schloss fiel.
    »Was?«, rief Gus. Er hatte die Ellbogen auf die Knie gestützt und beobachtete Oksa. »Was ist los? Warum schaust du so komisch?«
    Oksa hob die Hände in die Höhe. Was los war? Gar nichts, abgesehen davon, dass die »göttliche« Kukka sich zwischen sie und Gus drängte, kaum dass sie einen Augenblick Zeit füreinander hatten.
    Gus schien zu überlegen. Dann stand er unvermittelt auf, packte Oksa am Arm und zog sie hinter sich her, bis sie ganz unten im Flur standen. Dort öffnete er eine Schranktür und enthüllte einen wahren Schatz.
    »Meine Inlineskates!«, rief Oksa und drehte sich strahlend zu Gus um. »Oh, du hast ja keine Ahnung, wie ich mich freue, die wiederzusehen.«
    »Würde es dir nicht noch mehr Freude machen, eine kleine Runde zu drehen?«
    »Du meinst … Aber Gus, das ist doch jetzt nicht der passende Zeitpunkt dafür!«
    »Wieso nicht?«
    Oksa schaute ihren Freund an, der noch vor ein paar Stunden in einem so hoffnungslosen Zustand gewesen war. Und das war ja schon mal ein guter Grund, wieso nicht.
    »Alles okay, Oksa«, sagte er mit einem Seufzer. »Mir geht es gut. Na los, jetzt komm schon. Es wird uns guttun, ein bisschen frische Luft zu schnappen.«
    Er zog seine eigenen Inliner aus einem Beutel, setzte sich auf die Treppe und schlüpfte hinein. Oksa zögerte noch immer und warf einen Blick ins Wohnzimmer, wo ihre Mutter schlief. Das war ein zweiter wichtiger Grund, wieso nicht … Ihr aufmerksamer Plemplem verließ seinen Platz neben Maries Bett, wo er eifrig Krankenwache hielt, und kam zu ihr gewatschelt.
    »Die Mutter meiner Jungen Huldvollen hält sich im Zustand der Bewusstseinslosigkeit auf«, verkündete er, »aber die Tochalis betreibt den Impuls der Heilung: Die mit Zerstörung gefüllten Folgen des Robiga-nervosa-Gifts beschreiten einen Rückzug, und das mütterliche Nervensystem gelangt zur Wiederherstellung. Meine Huldvolle und der Freund meiner Huldvollen begegnen somit der Möglichkeit, eine Ausfahrt ohne die Last der Sorge zu praktizieren.«
    »Danke, lieber Plemplem«, flüsterte Oksa.
    »Gus hat recht«, meldete sich Pavel aus dem Wohnzimmer. Er sah blass, aber zuversichtlich aus. »Nutzt doch diesen schönen Morgen.«
    Gus grinste Oksa zufrieden an.
    Die lächelte zaghaft zurück, dann setzte sie sich neben ihren besten Freund und zog ebenfalls ihre Inlineskates an.
    »Ob ich wohl noch weiß, wie es geht?«
    »Manche Sachen vergisst man nicht«, antwortete Gus. Oksa zog angesichts dieser doppeldeutigen Bemerkung die Brauen hoch und schickte sich dann an, ihrem Freund nach draußen zu folgen. Und sofort war es wieder da, das Gefühl, die geschmeidige Bewegung, die Geschwindigkeit … Nein,
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