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Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition)

Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition)
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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schnell!«
    »Hilf mir, Pavel.«
    Die zwei Männer machten sich am Infusionsständer zu schaffen. Als Abakum die Tochaliskugel in den Infusionsbeutel gab, vermischten sich die Substanzen, die Flüssigkeit sprudelte heftig und gab ein beißendes rotes Gas ab. Die Umstehenden spürten ein Kratzen im Hals und blickten sich besorgt an.
    Abakum nahm Maries Arm und führte die Nadel wieder ein. Die blutrote Flüssigkeit lief vom Beutel in den durchsichtigen Plastikschlauch und unter Maries Haut. Die Augen der Kranken schlossen sich, und sie sank in einen Schlaf, den alle für endgültig hielten.

Endlich wieder vereint!
    W ie gelähmt umstanden die Rette-sich-wer-kann und die Abgewiesenen Maries Bett und warteten. Ihre Wiedersehensfreude war wie weggeblasen, ihre vielen Fragen hatten sie beiseitegeschoben. Da meldete sich der Plemplem zu Wort: »Die Mutter meiner Jungen Huldvollen durchläuft den Weg der Genesung«, verkündete er mit seiner piepsigen Stimme. »Ihre Freunde müssen die Angst aus ihrem Geist verbannen und ihre Gedanken in die Richtung der Wiedererlangung des Lebens lenken.«
    Diese Worte beruhigten Oksa für den Augenblick. Bis sie sich instinktiv nach Gus umwandte. Er saß zusammengesunken auf einer Holztruhe, sein Gesicht wirkte grau, seine Augen müde, und sein Blick verriet, wie einsam er sich fühlte: Gegen sein Leid konnte keiner der Anwesenden etwas ausrichten.
    Kukka bemerkte den aufmerksamen Blick der Jungen Huldvollen. Sie ging zu Gus, nahm seine Hand und drückte ihm einen Kuss auf die Fingerspitzen. Gus ließ es geschehen, bis sein Blick dem von Oksa begegnete.
    »Was ist?«, fragte er und richtete sich auf, wodurch er sich automatisch ein wenig von Kukka löste. »Du guckst, als stündest du einem Zombie gegenüber. Ist es so schlimm?«
    »Gus …«, stammelte Oksa.
    »Er ist sehr krank, weißt du?«, warf Kukka ein.
    »Oh, danke für den Hinweis«, gab Oksa spitz zurück. »Ich hatte schon fast vergessen, weshalb ich so dringend ins Da-Draußen zurückkehren wollte. Aber zum Glück bist du ja da, um mich daran zu erinnern!«
    Das hübsche Mädchen zog einen Flunsch, während Oksa sich auf die Lippe biss, als sie sah, dass Gus’ Gesicht sich wieder unter einer Schmerzattacke verzerrte. Die Krankheit wütete weiter in ihm. Oksa schämte sich: Ihr ging auf, dass jede weitere Sekunde, die sie untätig herumstanden, Gus’ Qualen in die Länge zog.
    »Wir werden beide krepieren, ohne dass irgendjemand was dagegen tun kann.«
    Gus hatte diesen Satz ausgesprochen, während Oksas Anderes Ich im Haus am Bigtoe Square gewesen war, und jetzt klang er ihr in den Ohren. Seit ihrer Ankunft hatte die Sorge der Rette-sich-wer-kann allein Marie gegolten. Es war höchste Zeit, sich auch um Gus zu kümmern!
    Oksa blickte zu Abakum hinüber, der auf der Kante von Maries Bett saß. Der alte Mann nickte.
    »Es … es tut mir so leid, Gus«, stammelte sie, während sie eilig zu der Truhe ging, auf der er saß.
    »Ach, macht nichts«, murmelte er. »Zumindest wird mir der Ruhm bleiben, in der Blüte meiner Jugend gestorben zu sein. Das ist nicht jedem vergönnt, oder?«
    »Aber nein, du hast mich ganz falsch verstanden!«, sagte Oksa erschrocken und kramte hektisch in ihrer Umhängetasche.
    Der Beutel schien Unmengen von Sachen zu enthalten. Endlich zog sie ein kleines Fläschchen hervor und hielt es in die Höhe. Es war aus Milchglas und mit einem Metalldeckel versiegelt. Gus machte riesengroße Augen.
    »Jetzt sag bloß nicht …«
    »Doch!«
    »Mauerwandel-Elixier«, flüsterte er.
    Diesmal war es Erleichterung, die ihn in sich zusammensinken ließ. »Wie hast du das geschafft?«
    »Das erzähle ich dir später!«, sagte Oksa knapp. »Erst mal musst du dieses verdammte Elixier trinken.«
    »Geht es dir deswegen so sagenhaft gut?«
    Oksa nickte nur und öffnete den Verschluss.
    »Ich hoffe, es schmeckt wenigstens«, brummte Gus, der schon wieder ein wenig zum Scherzen aufgelegt war.
    »Also, in dem Punkt muss ich dich enttäuschen«, erwiderte Oksa trocken. »Es schmeckt absolut scheußlich!«
    Gus’ Antwort ging in einer erneuten Schmerzattacke unter, noch schlimmer als die vorige. Vornübergebeugt murmelte er: »Also, entweder bringt mich das Zeug da um oder dieses verfluchte Totenkopfchiroptergift …«
    Wortlos reichte ihm Oksa das Fläschchen, aus dem ein widerlicher Gestank entwich.
    »Pfui Teufel!«, rief Gus angewidert, nachdem er den ersten Schluck genommen hatte.
    »Ganz austrinken, hörst du?«, befahl
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