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Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition)

Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition)
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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glaubst du denn? Wir müssen uns schließlich mit den Gegebenheiten arrangieren.«
    Oksa konnte sich die Frage, die in ihrem Innern rumorte, trotzdem nicht verkneifen: »Gibt es einen Grund, warum ihr beide im selben Zimmer schlaft?«
    »Was bleibt uns denn groß übrig? Wir mussten einiges wegstecken, das kannst du mir glauben«, versetzte Gus.
    Oksa sah ihn mit derselben Empörung an, die aus seiner Stimme gesprochen hatte.
    »Denkst du vielleicht, dass ich mich in Edefia bloß amüsiert habe?«, schoss sie zurück und zitterte dabei am ganzen Körper. »Hast du überhaupt irgendeine Ahnung, was ich … was wir durchgemacht haben? Baba ist gestorben, als wir das Tor durchquerten. Ocious und seine Bande von Psychopathen haben uns gefangen genommen, Zoé hat sich geopfert und die Liebsten-Entfremdung erdulden müssen. Ich bin die Neue Huldvolle geworden und habe zehn Tage lang das Herz der beiden Welten massiert, um uns alle zu retten. Es hat ein zweites Chaos gegeben, haufenweise Tote überall …«
    Betroffen ließ sich Gus an dem Steinsockel zu Boden gleiten. »Dragomira …«, stammelte er. »Zoé …«
    »Ganz zu schweigen davon, dass ich vor Sorge um Mama und dich fast gestorben bin«, fuhr Oksa aufgebracht fort. »Kannst du dir vorstellen, was das für eine Folter war? Zu wissen, dass ihr beide in Lebensgefahr schwebt, und nichts dagegen tun zu können, ja noch nicht einmal zu wissen, ob ich eines Tages wieder aus Edefia herauskann.«
    Sie brach ab, weil ihr die Luft ausging. Gus ließ sie nicht aus den Augen.
    »Und dann«, hob sie leise wieder an, »ist was echt Unglaubliches geschehen. Mein Anderes Ich … Mein Unterbewusstsein hat mich bis zu euch nach Hause gebracht. Ich habe euch gesehen, Mama und dich.«
    »Ich wusste es!«, rief Gus und schlug mit der Faust in seine Handfläche. »Ich wusste, dass du da warst, ich hab’s gespürt! Und deine Mutter auch. Die anderen haben uns alle für verrückt erklärt. Wie hast du das bloß wieder hingekriegt?«
    Oksa erklärte es ihm und fing dann an, ihm in allen Einzelheiten zu erzählen, was sie und die Rette-sich-wer-kann in Edefia und bei ihrem Übergang ins Da-Draußen erlebt hatten. Einige Episoden unterschlug sie allerdings, darunter den traumatischen Moment am Trafalgar Square, als Tugdual neben Orthon aufgetaucht war. Gus hing förmlich an ihren Lippen, und ihre Freude über das Wiedersehen wuchs und wuchs.
    In der Kühle der Krypta verging die Zeit, ohne dass sie es merkten.
    Es war genau wie früher. Endlich waren sie wieder vereint.

Späte Erklärungen
    U nd dein Grufti-Freund?«, fragte Gus, nachdem Oksa ihre Erzählung beendet hatte. »Der muss doch einen Mordsspaß gehabt haben!«
    »Wen meinst du?«, fragte Oksa unschuldig, obwohl sie wusste, dass sie mit ihrer gespielten Ahnungslosigkeit nicht weit kommen würde.
    »Ach, Oksa, ich bitte dich. Verkauf mich doch nicht für dumm. Du weißt genau, wen ich meine: diesen morbiden Tugdual natürlich! Apropos, wieso ist er denn nicht mitgekommen?«
    Nun, früher oder später wäre das Thema ja sowieso angesprochen worden.
    »Oje, da ist irgendwas schiefgelaufen, oder?«, fragte Gus, als Oksa bloß schwieg und das Gesicht verzog. Sie wollte antworten, doch sie fand einfach keine Worte.
    »Was hat er denn jetzt wieder angestellt, dein Prinz der Finsternis?«, hakte Gus nach.
    »Es wäre wirklich nett von dir, wenn du die Dinge nicht ins Lächerliche ziehen würdest.«
    Ihr scharfer Ton ließ Gus zusammenzucken. »Okay, das Thema scheint ja ein ziemliches Minenfeld zu sein«, murmelte er.
    Die Flamme flackerte und drohte auszugehen. Gus stand auf, suchte einen neuen Kerzenstummel und zündete ihn an. Oksa betrachtete sein Profil, seine wohlgeformte Nase, seinen Adamsapfel, seine muskulösen Unterarme.
    Er hatte sich verändert, und das nicht nur äußerlich.
    Plötzlich fing sie an zu erzählen. Gus hörte ihr aufmerksam zu, ohne sie zu unterbrechen. Als sie fertig war und niedergeschlagen schwieg, wippte er nervös mit dem Fuß, doch zu einer tröstenden Geste konnte er sich nicht durchringen.
    »Ehrlich, er ist es nicht wert, dass du dich so quälst …«
    Empört blickte Oksa auf.
    »Ich verbiete dir, so von ihm zu reden!«, zischte sie.
    Mit einem Ruck richtete Gus sich auf.
    »Ach ja? Soll ich vielleicht auch noch in Tränen ausbrechen wegen deinem armen Tugdual und seinem fürchterlichen Papa, der ihn zu diesen ganzen Gemeinheiten antreibt?«
    »Hör auf, Gus! Hör sofort auf damit! Hast du mir
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