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Ohrenzeugen

Titel: Ohrenzeugen
Autoren: Wildis Streng
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nervös auf die Tischplatte. Vor einer halben Stunde hatten sie Uwe die Proben hochgebracht. Und nun warteten sie sehnsüchtig auf das Ergebnis.
    Das Telefon klingelte. Es war Simon.
    »Also, in Schwäbisch Hall hab’ ich tatsächlich was gefundän.«
    »Und?«
    »An diesem Datum haben die Großeltern vom Held, eine gewisse Emma und ein Oskar Held, geheiratet. In Schwäbisch Hall! Soll ich zu denen sagen, sie sollen…!«
    »Faxen«, unterbrach Heiko. »Die sollen es faxen, nicht schicken, das dauert zu lang. Besorg das Fax und dann gehen wir gleich zum Staatsanwalt und holen uns einen Haftbefehl.«
    Lisas Apparat klingelte nun ebenfalls. »Ja? Uwe? Prima, ja, danke.«
    Gleichzeitig legten die beiden auf und Lisa teilte mit: »Uwe hat an der Uhr DNA von Held gefunden! Und die Fingerabdrücke passen auch!«
    »Dann machen wir den Sack zu«, freute sich Heiko.
     
    Es war nicht schwer gewesen, Schorsch zu überzeugen. Er hatte den Staatsanwalt angerufen und einen Haftbefehl erwirkt.
    »Und jetzt?«, fragte Lisa.
    »Jetzt schnappen wir ihn!«
     
    Heiko parkte den Dienstwagen in der Einfahrt und Sekunden später standen die beiden Kommissare erneut vor der Haustür des Oberstudienrates. Aber diesmal öffnete niemand.
    Heiko legte die Hand auf seine Dienstwaffe. »Komm, wir schauen uns mal um!«, bestimmte er und wandte sich nach links, wo ein schmaler Weg am Haus entlangführte.
    Der rückwärtige Teil des Gartens war zur Kirchberger Straße hin gelegen und mit einem dekorativen Jägerzaun versehen. Auch hier standen Rosenbüsche, außerdem gab es eine getrimmte Rasenfläche und einen einzelnen Kirschbaum, der wunderschön blühte. Einzelne Blütenblätter lagen schon auf dem perfekt getrimmten Rasen und wirkten wie duftende Schneeflocken.
    »Da hinten«, sagte Lisa und deutete auf eine Hütte, die sich an das Nachbargrundstück schmiegte. Schon von Weitem waren die Preisplaketten des Kleintierzuchtvereins erkennbar.
    Sie gingen näher heran und betrachteten die Schilder, die nicht ganz so zahlreich waren wie bei Weidners.
    »›Kategorie HH, sgt in allen Pos.‹. ›Kategorie HH, gut in allen Pos., II. Preis‹«, las Lisa.
    Heiko sah sich um. Anscheinend waren sie noch nicht entdeckt worden. Auch im Haus regte sich nichts.
    Probeweise versuchte er, die Klinke der Stalltür herunterzudrücken. Mit leisem Knarren schwang die Tür auf und schnell zog er Lisa ins Innere der Hütte.
    Drinnen empfing sie neben Stallgeruch das vertraute Scharren und Stampfen. Nur, dass diese Kaninchen scheuer zu sein schienen als die Deutschen Riesenschecken bei Weidner– sie zogen sich allesamt ins Halbdunkel ihrer Einzelboxen zurück und äugten misstrauisch und mit gesenkten Ohren herüber.
    Auch diese Tiere waren schwarz-weiß, aber anders gezeichnet. Sie waren hauptsächlich weiß, nur der Kopf war bis auf eine akkurate weiße Blesse schwarz, ebenso wie der hintere Körperteil.
    »Süß«, meinte Lisa und wollte den Finger durch ein Gitter stecken.
    »Lieber nicht«, mahnte Heiko und grinste.
    »Aber süß sind die«, beharrte Lisa, »ich hätte auch gern eins, aber das würde Garfield nicht wollen.«
    Heiko sah sich um. In einer Ecke lagen große Heuballen, von denen ein würziger Grasduft aufstieg. Eine Tränke klapperte, weil einer der Holländer Hasen sich nun doch vorgewagt hatte, um zu trinken.
    In einem Regal standen Säcke mit Trockenfutter.
    »Nicht da«, stellte Heiko fest. Sie traten wieder ins Freie und plötzlich tönte vom Nachbargrundstück eine Stimme herüber:
    »Sucht ihr den Held?«
    Die Kommissare entdeckten einen kleinen alten Mann mit einer riesenhaften Gartenschere in der Hand.
    »Ja.«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Den habt ihr grad verpasst! Des war ganz komisch, der hat drei Koffer in sein Auto geladen und ist losgefahren.«
    »Wann?«
    »Och, so vor fünf Minuten.«
    »Und ich weiß auch, wo er hin ist!«, meinte Heiko.
    Sekunden später waren sie unterwegs.
     
    Heiko entdeckte Held sofort. Er stand vor der Haustür wie ein Schulbub in der Ecke. Die beiden Kommissare bogen in die Einfahrt. Sie parkten den Wagen neben Helds weinrotem Kombi und stiegen aus. Im Heck von Helds Passat türmten sich die Koffer.
    Die Hunde waren im Stall und kläfften wütend. Held drehte sich um, langsam, wie in Zeitlupe, und erstarrte, als er die Ankömmlinge erblickte.
    Von drinnen wurde die Türe geöffnet und Erna Weidner trat heraus, stellte sich neben Held und sah irritiert erst den Oberstudienrat an, dann zu den beiden
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