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Ohrenzeugen

Titel: Ohrenzeugen
Autoren: Wildis Streng
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»Ach, der Willi, so ein netter Kerl! Natürlich! Ihm ist doch nichts passiert?«
    »Nein, nein«, beruhigte Heiko. »Ihm ist nichts passiert.«
    Er verabschiedete sich und legte auf.
    »Hm«, machte Heiko. »Wusste ich doch, dass das Alibi für die Katz’ ist. Der Held hat im Computerkurs gelernt, E-Mails zu programmieren.«
    Lisa schlug vor: »Held und Erna Weidner sind ein Paar. Held will sie endlich ganz für sich haben und bringt seinen Rivalen um. Weil er arm wie eine Kirchenmaus ist, braucht er außerdem das Geld. Er kauft ein Haus in Spanien und will mit Erna dort leben.«
    »Hört sich plausibel an«, lobte Heiko. »Dann fehlt uns nur noch eine Kleinigkeit.«
    »Nämlich?«
    »Nämlich die Fingerabdrücke vom Held.«
     
    Lisa kam ins Büro, in den Händen zwei Becher Automatenkaffee.
    »Erzählst du mir jetzt, was du mit Stefan gemacht hast? Du hast ihn doch nicht etwa verprügelt?« Die Vorstellung, dass Heiko ihrem Ex ein paar reingehauen hatte, schmeichelte Lisa, das musste sie zugeben. Trotzdem würde es sie auch befremden. Denn sie fand, dass sich ein Kommissar nicht auf eine Schlägerei einlassen sollte, schon gar nicht aus Eifersucht.
    Heiko nippte am Kaffee. »Ich hab’ ihm nur gesagt, dass er dich in Ruhe lassen soll!«
    »Und?«
    »Was, und?«
    »Was noch?«
    »Nun, und dass wir das wie Männer austragen können, falls er trotzdem hierbleiben will!«
    Lisa unterdrückte ein Grinsen. Der arme Stefan! Sie konnte sich schon vorstellen, warum der abgehauen war, denn Heiko konnte bei Bedarf wirklich bedrohlich wirken.
     
    Ihr tapferer Ritter sah auf die Uhr. »Eigentlich wollte ich heute mal früher Feierabend machen. Hast du Lust auf Sauna?«
    Lisa schürzte die Lippen.
    »Ist das gut?«, fragte sie zögerlich.
    »Klar ist das gut.«
    »Also, gehen wir in die Sauna.«
     
    Im Park Vital war es schon in der Umkleidekabine wohlig warm. Lisa zog sich ohne Hast und ohne sich etwa verschämt umzublicken aus und legte sich dann seelenruhig ein orangefarbenes Handtuch um. Das gefiel Heiko– seine Freundin mochte ihren Körper.
    »Fertig?«, fragte Heiko.
    Lisa nickte.
    »Dann treffen wir uns drinnen!«
     
    Heiko öffnete die Tür zur Softsauna. Lisa war kein Saunagänger und wollte es erst mal langsam angehen lassen.
    »Nach Ihnen«, schmalzte er übertrieben höflich und Lisa kicherte. In der Sauna war genug Platz, nur eine sehr dünne Frau lag in einer Ecke. Aus einem Lautsprecher kam Vogelgezwitscher und eine Lampe spendete waberndes, grünlich-bläuliches Licht.
    Sie breiteten ihre Handtücher aus und legten sich hin. Die wohlige Wärme durchströmte ihre Körper, und Heiko, der die Sauna gewohnt war, schwitzte sofort.
    Lisa beobachtete ihn verstohlen. Er lag völlig entspannt da, die Augen geschlossen, die Hände auf der Brust gefaltet.
    Nun öffnete er die Augen und bemerkte ihre Blicke. Er stützte sich auf einen Ellenbogen und sah sie begehrlich an. Lisa lächelte ihn an und in diesem Moment waren sie beide froh, dass es so war, wie es war.
    »Aufguss?«, fragte Heiko im selben Tonfall, in dem er normalerweise eine Kaffeepause vorschlug.
     
    Das finnische Schwitzhaus war draußen. Heiko hatte seiner Freundin einen Platz freigehalten, und als die Saunameisterin mit dem Kübel kam, huschte Lisa schnell hinein.
    Eine Wand aus heißer Luft empfing sie und nahm ihr den Atem.
    Im Halbdunkel konnte sie Heiko zuerst nicht finden. Statt dessen stellte sie fest, dass die Leute hier dicht an dicht saßen, wie Ölsardinen in einer Konservendose.
    »Heiko?«, fragte sie ins Halbdunkel und alle Blicke richteten sich auf sie. Teils waren es Blicke von Frauen, die die Konkurrentin musterten und schnell deren Körper gegen ihren eigenen abwogen.
    Teils waren es unbeteiligte Blicke. Teils aber auch Blicke von Männern jeden Alters, die ungeniert auf ihre primären und sekundären Geschlechtsmerkmale starrten.
    Lisa hob den Kopf, um selbstbewusster zu wirken.
    »Hier, Lisa!«, meldete sich Heiko aus einer Ecke, und Lisa gesellte sich zu ihm. Er hatte auf der höchsten Stufe Platz genommen, wo es am heißesten war. Wie männlich!
    Die Saunameisterin hatte bereits ihren Kübel abgestellt und setzte nun ein breites Grinsen auf.
    »Nommd!«, grüßte sie und hörte sich damit anders an als die Hohenloher.
    Lisa fragte sich, welcher Dialekt um Himmels willen das denn jetzt schon wieder war.
    »I bin Diadricksie, un heit habbi fir eich Sauna med. Un no dädi sogn, fang mer an!«
    Obwohl ›Diadricksie‹ die einzige
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