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Ohne jedes Tabu

Ohne jedes Tabu

Titel: Ohne jedes Tabu
Autoren: Barbara McCauley
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Raina hatte Melanies Babyparty auf keinen Fall versäumen wollen.
    Nach ihrer Hochzeit war Melanie auf Hochzeitsreise gefahren, und sie hatte vierzehn Monate in Italien gearbeitet, bevor sie wieder nach New York gezogen war. Sie hatten keine Gele genheit gehabt sich zu sehen, und auf Grund der Zeitverschie bung und des geschäftigen Lebens, das sie führten, auch nur wenige Male kurz miteinander telefoniert.
    Doch weder der Zeitmangel noch die räumliche Entfernung würden jemals das Band zwischen ihnen zerreißen. Melanie war die Schwester, die Raina nie gehabt hatte. Sie waren zusammen aufgewachsen, hatten sich in schlechten Zeiten an der Schulter der anderen ausgeweint und in guten Zeiten zusammen gelacht.
    Und sie hatten ihre tiefsten Geheimnisse miteinander geteilt.
    Die meisten Geheimnisse, dachte Raina und drückte ihrer Tochter einen KUSS auf die Stirn.
    Vor ihr sprach ein Mann in sein Handy und blieb plötzlich stehen, so dass sie ins Stolpern kam. Als sich ihr Fuß auch noch im Gestell ihres Koffers verfing, wäre sie hingefallen, wenn nicht jemand sie am Ellenbogen ergriffen hätte.
    Beschämt lächelnd wandte sie sich um. „Danke, ich bin noch nicht …”
    Sie erstarrte. Lucian Sinclair.
    Nein, dachte sie entsetzt. Darauf bin ich nicht vorbereitet.
    Noch nicht! Vielleicht nie.
    Er schaute sie mit seinen unergründlichen grünen Augen an und runzelte die Stirn. „Ist alles in Ordnung?”
    Nichts ist in Ordnung, verdammt noch mal! dachte sie voller Panik. Was, zum Teufel, machst du hier? „Ja.” Krächzend brachte sie das eine Wort heraus und räusperte sich dann. „Ja, natür lich.”
    Sie hatte gewusst, dass sie ihm früher oder später begegnen würde. Er war schließlich Gabes Bruder, und sie hatte erwartet, dass er irgendwann vorbeischauen würde. Aber sie hatte niemals damit gerechnet, ihn hier am Flughafen zu treffen. „Melanie wollte mich doch abholen”, sagte sie matt und versuchte, ihre Fassung wiederzugewinnen.
    „Sie ist mitten in den Vorbereitungen für die Babyparty. Deshalb hat sie mich gebeten, für sie einzuspringen.” Eine Hand immer noch an ihrem Ellenbogen, griff er nach ihrem Koffer. „Lass mich den nehmen.” Als sie den Griff fest umklammert hielt, schaute er sie irritiert an.
    Ich will nicht, dass du irgendetwas für mich tust. Niemals, dachte sie. „Oh, Entschuldigung.” Sie ließ den Griff los. „Danke.”
    „Ich glaube”, sagte er und wies mit einem Kopfnicken zu den anderen Passagieren, die sich an ihnen vorbeidrängten, „wir sollten aus dem Weg gehen.”
    „Sicher. Natürlich.”
    Sie versuchte ihm ihren Ellenbogen zu entziehen, doch da sie Emma auf dem Arm hielt und die anderen Fluggäste dicht an ihr vorbeigingen, hatte sie kaum Bewegungsfreiheit. Also blieb Lucians Hand, wo sie war, während er sie zielsicher durch die Menge schleuste.
    Wie gut sie sich an seine Hände erinnerte. Große, kräftige Hände, die dennoch erstaunlich sanft waren. Viel zu viele Nächte hatte sie von diesen Händen, von ihren Berührungen geträumt.
    Wenn sie dann aufgewacht war, war sie allein gewesen, und ihr Körper hatte sich vor Frustration, Wut und Schmerz völlig verspannt.
    Sie erinnerte sich an jede Liebkosung von ihm, an jeden atemberaubenden KUSS und daran, welche Lust sie dabei empfunden hatte. Lucian hatte sie berührt wie noch kein Mann vor ihm und sie dazu gebracht, sich nach Dingen zu sehnen, nach denen sie sich vorher nie gesehnt hatte.
    Und dann hatte er sich nicht einmal an ihren Namen erinnert.
    „Lucian, hier ist Raina.”
    „Raina? Welche Raina?”
    Die Erinnerung an das Telefonat, an den Schmerz und die Demütigung, die sie dabei empfunden hatte, verlieh ihr jetzt die Kraft, sich zusammenzureißen. Er hatte ihre ganze Welt auf den Kopf gestellt, aber für ihn war sie nichts weiter als ein One-Night-Stand gewesen. Und noch dazu einer, den man schnell vergessen konnte. Sie wollte verdammt sein, wenn sie ihn merken ließe, wie sehr er ihr wehgetan hatte; wenn sie ihn merken ließe, dass diese Nacht, die sie zusammen verbracht hatten, ihr mehr bedeutet hatte als alle anderen Nächte in ihrem Leben.
    Sie drückte ihr Baby fest an sich.
    „Müssen wir noch zur Gepäckausgabe?” fragte Lucian.
    Endlich gelang es ihr, ihm ihren Arm zu entziehen. „Nein, ich bleibe nur ein paar Tage.”
    „Die meisten Frauen hätten trotzdem mindestens vier Koffer dabei”, meinte er grinsend.
    Wie konnte er so locker sein und so tun, als wäre nichts geschehen?
    Ihr Lächeln
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