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Ohne jedes Tabu

Ohne jedes Tabu

Titel: Ohne jedes Tabu
Autoren: Barbara McCauley
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dunkelblauen Rauch erinnerten.
    Sie mag ja heiß aussehen, dachte Lucian, doch diese Frau ist kalt wie eine arktische Nacht. Bisher hatte er sich noch nie zu arroganten Frauen hingezogen gefühlt. Solch ein Eisköniginnen-Verhalten hatte ihn eher abgestoßen. Merkwürdigerweise war das bei dieser Frau nicht der Fall. Denn hier stand er und war erregt, obwohl nichts weiter passiert war.
    Komm wieder auf den Teppich, sagte er sich.
    Doch da war etwas an ihr. Etwas so unglaublich … Vertrautes. Obwohl er sich nicht daran erinnern konnte, sie auf der Hochzeit getroffen zu haben, hatte er jetzt das sichere Gefühl, dass etwas viel Bedeutenderes geschehen war als ein belangloses Treffen.
    Dabei hatten, nach Aussage seiner Familie, er und Raina kaum miteinander gesprochen. Sie waren niemals allein gewesen.
    Das wird sich ändern müssen, entschied Lucian nun. Doch dies war nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Melanie würde ihn umbringen, wenn er sich an ihre Freundin heranmachte, kaum dass er sie vom Flughafen abgeholt hatte.
    Aber es gab ja noch ein Später. Er wusste zwar nicht, wie ihre familiären Umstände waren und in welchem Verhältnis sie zu dem Vater des Babys stand, doch sie war allein stehend und somit frei.
    Um sie nicht abzuschrecken, indem er zu schnell zum Angriff überging, konzentrierte er sich auf das Baby, eine winzige dunkelhaarige Schönheit mit rosigen Wangen und einer Stupsnase.
    Er lächelte. „Wie heißt sie?”
    „Emma.” Raina strich den Pullover des Babys glatt und fügte mit weicher Stimme hinzu: „Emma Rose.”
    Lucian beobachtete Raina. Ihre Finger waren sehr feingliedrig, und ihre Handbewegungen wirkten so graziös wie der Flügelschlag eines Schmetterlings.
    Mühsam richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf das Baby. „Sie wird eine Menge Herzen brechen.”
    „Das meint Teresa, Emmas griechisches Kindermädchen, auch immer. Sie riet mir, Emma schon jetzt in einem Kloster anzumelden.”
    Zum ersten Mal erschien ihm ihr Lächeln echt. Es machte nichts, dass es nicht für ihn bestimmt war. Es hatte trotzdem eine umwerfende Wirkung auf ihn.
    „Wenn sie meine Tochter wäre, würde ich wahrscheinlich auf den gleichen Gedanken kommen.”
    Als hätte er einen Schalter betätigt, verschwand ihr Lächeln augenblicklich. Was hatte er denn bloß so Schlimmes gesagt?
    „Emma wird bald aufwachen.” Raina richtete sich auf und trat einen Schritt zurück. „Wenn sie hungrig ist, wird sie keine Herzen brechen, sondern dein Trommelfell attackieren.”
    „Nun, dann sollten wir sie besser nach Haus bringen.” Lucian besaß genügend Erfahrung, um eine Abfuhr zu erkennen. Einen Moment lang hatte Raina ihre abweisende Haltung vergessen, doch jetzt ging sie eindeutig wieder auf Abstand zu ihm.
    Ruhig schloss er die Hintertür, bevor er die Beifahrertür öffnete. Bei den meisten Frauen hätte er eine so offenkundige Zurückweisung einfach akzeptiert und die Sache auf sich beruhen lassen. Das wäre auf jeden Fall das Vernünftigste. Aber hatte sie nicht gesagt, sie sei nicht wie die meisten Frauen? Und er war auch nicht immer der Klügste.
    Grinsend schloss er die Beifahrertür hinter ihr. Zumindest würde Raina Sarbanes Besuch in Bloomfield sein Leben etwas interessanter machen.

2. KAPITEL
    Gabes und Melanies Haus war so schön, wie Raina es in Erinne rung hatte. Das zweistöckige viktorianische Gebäude, zu dem ein großes Grundstück gehörte, war erst kürzlich von Gabe restauriert worden. Es hatte einen neuen Außenanstrich in Weiß und Blau bekommen, und die Veranda erstrahlte in frischem Weiß. Die Fenster glänzten in der Nachmittagssonne, im Vorgarten blühten die Narzissen und kündeten vom Frühling. Innen sah das Haus genauso hübsch aus wie außen - hohe Wände, glänzende Holzfußböden, gemütliche Kamine und eine große, helle Küche.
    Es war ein bemerkenswertes Haus, voller Charakter und Geschichte.
    Und Romantik, dachte Raina lächelnd. Hier in diesem Haus hatten Melanie und Gabe sich getroffen und verliebt.
    In diesem Haus hatten auch Lucian und sie sich geliebt - in einem wunderschönen, antiken Doppelbett …
    Ein Schlagloch in der Straße riss Raina aus ihren Erinnerungen, und sie drehte sich um, um nach ihrer Tochter zu sehen.
    Emma war vor ein paar Minuten aufgewacht und noch ein wenig schlaftrunken. Doch schon bald würde sie energisch etwas zu essen fordern.
    Die halbstündige Fahrt vom Flughafen war überwiegend schweigend verlaufen. Lucian war höflich gewesen und hatte
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