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Oh Schreck, die Miesbachs kommen

Oh Schreck, die Miesbachs kommen

Titel: Oh Schreck, die Miesbachs kommen
Autoren: Harald Tonollo
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sie: »Also, ich finde, dass die Buchstaben keine Auffälligkeiten haben. Damit kannst du Magenbitter nicht überführen.«
    »Nicht mit den Buchstaben«, entgegnete Pit. »Aber die Ausrufezeichen sind ungewöhnlich. Unter den senkrechten Balken setzt er keinen Punkt, sondern einen kleinen Strich. So was hab ich noch nie gesehen!«
    »Na und? Möchtest du Magenbitter jetzt etwa um ein Ausrufezeichen bitten? Oder willst du bei ihm einbrechen und etwas Handgeschriebenesklauen?« Polly stand energisch auf. »Vergiss es! Wir bleiben bei dem Zauber, basta! Und jetzt komm! Wir gehen zu mir und besprechen die Lage mit den Zwillingen.« Pit stierte ratlos vor sich auf den Boden. Polly hatte recht. Wie sollten sie an eine Schriftprobe kommen? Und dann auch noch an eine mit einem Ausrufezeichen!

     
    »Nun seht euch an, was dieser Magenbitter sich heute wieder hat einfallen lassen«, sagte Herr Rottentodd ruhig, als er zum Abendessen nach Hause kam. Er hielt ein Schild hoch, auf dem stand: WEGEN GESCHÄFTSAUFGABE GESCHLOSSEN! »Das hing heute Morgen an der Tür unseres Bestattungsinstituts«, erklärte er. »Aber wir regen uns nicht auf. Wollen doch mal sehen, wer hier den längeren Atem hat!«
    Er legte das Schild auf die Fensterbank und ging mit hochrotem Kopf zum Esstisch, an dem seine Familie und Pit bereits saßen. Dabei murmelte er mehrmals vor sich hin: »Wir regen uns nicht auf!«
    »Nicht aufregen, meine süße Fledermaus!«, sagte Frau Rottentodd und gab ihrem Gatten einen Kuss auf die Stirn. »Du solltest dich lieber von meinem neuen Parfum betören lassen! Ich habe es wie immer selbst zusammengemixt.« Sie zog ein kleines Reagenzglas aus der Tasche ihres Morgenmantels, entkorkte es und hielt ihrem Gatten stolz die dampfende, smaragdgrüneFlüssigkeit unter die Nase. »Ich habe es
Geheimnisvolle Lurchenliebe in einer Vollmondnacht
genannt. Es ist eine Komposition aus reinem Alkohol, dem frisch gepressten ätherischen Öl der Knoblauchkrötenblase und einem Sekret aus den Lymphsäcken des südostasiatischen Schwanzlurches. Gefällt es dir?«
    Patrizius Rottentodd schnüffelte neugierig an der Mixtur und seine Miene hellte sich auf. »Oh, es ist bezaubernd und berauschend zugleich! Du bist eine Göttin.«
    Pit schüttelte nur den Kopf und war wieder einmal voller Mitgefühl für Polly. Er stand auf und ging zum Fenster, um sich das Pappschild genauer anzuschauen. »Roter Filzstift, große Druckbuchstaben, Ausrufezeichen mit Strich statt Punkt. Alles wie immer.«
    »Morgen bekommt er seine Lektion!«, knurrte Pampe.
    Prospera Rottentodd sah ihren Sohn fragend an. »Lektion?«
    In diesem Augenblick kamen Karla und Bruno herein, um das Essen zu servieren.
    »Für mich bitte nichts«, lehnte Pit die Spiegeleier ab, die Karla extra für ihn und Polly gebraten hatte. »Ich wollte gerade gehen.«
    »Na,
die
fünf Minuten …«, meinte Polly.
    Pit schüttelte den Kopf. »Lieber nicht! Wo mir doch heute Morgen so … ähm … übel war. Ich brauche schließlich nocheine Entschuldigung für die Schule.« Er machte eine kurze Pause und wandte sich dann an die Zwillinge. »Und wegen der Lektion … lasst uns das doch lieber morgen nach der Schule noch mal besprechen.«
    »Kommt überhaupt nicht infrage!«, widersprach Pampe.
    »Wovon redet ihr da eigentlich?«, mischte sich Frau Rottentodd wieder ein, während sie eine Kelle pürierter Kellerasselsuppe aus der Terrine schöpfte.
    »Ach, nur so Kinderkram«, sagte Palme schnell.
    »Kinderkram?« Prospera Rottentodd schaute zu ihrer Tochter hinüber. Doch die beschäftigte sich gerade intensiv mit ihren Spiegeleiern.
    Auf dem Nachhauseweg kam Pit nicht aus dem Grübeln heraus. Er hatte sich bei Polly und den Zwillingen wirklich alle Mühe gegeben! Er hatte versucht, ihnen klarzumachen, dass es besser wäre, Magenbitter auf frischer Tat zu ertappen oder ihn mit irgendeiner List dazu zu bringen, einen Satz mit einem Ausrufezeichen zu schreiben. Er hielt den Zauber, mit dem sie den Bestatter belegen wollten, für viel zu gefährlich. Doch weder Polly noch die Zwillinge waren von ihrem Vorhaben abzubringen.
    Pit blieb nichts anderes übrig: Er musste allein handeln!

Ein grauenvoller Fund
     
    Da Pit nicht an zwei Orten gleichzeitig sein konnte, musste er sich entscheiden: Entweder überwachte er in dieser Nacht den Garten der Rottentodds – oder aber deren Bestattungsinstitut. Der Täter ging anscheinend mit einer gewissen Regelmäßigkeit vor – und genau das konnte Pits Chance
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