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Oh, Mandy

Oh, Mandy

Titel: Oh, Mandy
Autoren: Peggy Moreland
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der Junge langsam nickte, lockerte er seinen Griff und drehte den Jungen herum, so dass er ihm ins Gesicht schauen konnte.
    Der Junge hob trotzig den Kopf und hielt seinem Blick stand. Jesse konnte nicht umhin, seinen Mumm zu bewundern. Der Junge erinnerte ihn ein wenig an ihn selbst im gleichen Alter. Und er wusste, dass er dem Jungen einen gehörigen Schrecken einjagen musste, damit der nicht glaubte, die Circle-Bar-Ranch würde jedem einfach so offen stehen.
    „Weißt du, dass du dich auf Privatbesitz befindest?” fragte Jesse streng.
    „Ich hab nichts Falsches getan”, erwiderte der Junge störrisch. „Ich hab nur ein bisschen geangelt und sogar alles wieder reingeworfen, wenn ich etwas gefangen hatte.”
    „Darum geht es nicht. Du bist unbefugt auf das Land der Barristers eingedrungen, und hier sind ungebetene Gäste nicht willkommen. “
    Der Junge streckte herausfordernd sein Kinn vor, so dass die kleine Kerbe darin deutlicher sichtbar wurde. „Die Barristers machen mir keine Angst”, meinte er verächtlich.
    Jesse musste sich sehr beherrschen, um nicht laut zu lachen. „Tun sie nicht? So, so.”
    „Nein. Außerdem gibt es keine Barristers mehr, außer Mrs. Barrister, und die ist nichts weiter als eine alte Zieg…” Er verschluckte den Rest des Wortes, und Jesse überlegte, ob der Junge das aus Angst davor getan hatte, dass seine Mutter Wind von seinem … Abstecher bekam. „Nichts weiter als eine alte Frau”, sagte er stattdessen.
    Jesse unterdrückte ein Grinsen. „Ist sie das?”
    „Ja, Sir, das ist eine Tatsache.”
    „Nun gut, aber was ist, wenn ich dir sage, dass ich ein Barrister bin?”
    Der Junge riss erstaunt die Augen auf, bevor er sie misstrauisch zusammenkniff. „Es gibt keine Barristers mehr. Wade war der Letzte, und der ist vor mehr als einem Monat gestorben.”
    „Das stimmt schon … jedenfalls dass Wade tot ist.” Jesse musterte den Jungen einen Moment lang. „Wenn ich dich loslasse, versprichst du dann, nicht wegzulaufen?”
    Der Junge nickte, während er anscheinend noch immer überlegte, ob sein Gegenüber wohl wirklich ein Barrister war. Er ließ ihn los, und als der Junge nicht ausriss, seufzte er erleichtert auf.
    „Ich bin Jesse Barrister, und wer bist du?”
    „Jaime. Jaime McCloud”, fügte der Junge hinzu und richtete sich stolz auf.
    Jesse schnappte nach Luft. Ein McCloud? War er Sams oder Merideths Sohn? War er womöglich … Er schaute den Jungen noch einmal genauer an … die kleine Kerbe im Kinn, der dunkle Hautton, die Haartolle über der Stirn. Nein, sagte er sich. Das kann nicht sein. Die Augenfarbe ist falsch … Nein, sie ist genau richtig, stellte er fest, während ihm fast das Herz stehen blieb.
    Die Augen des Jungen funkelten in dem gleichen, einzigartigen Grün wie Mandys.
    Jesse hob abrupt den Kopf, um Pete anzuschauen, der noch immer im Sattel saß. Aber Petes Gesichtsausdruck war unergründlich. Der alte Vorarbeiter sah nicht danach aus, als würde er ihm seine stumme Frage beantworten.
    „Was werden Sie mit mir machen?” fragte Jaime und brachte damit Jesse dazu, ihm wieder ins Gesicht zu blicken.
    Jesse kam sich vor, als ob er in einen Spiegel schauen würde -oder besser gesagt, auf ein Foto von sich im gleichen Alter.
    „Ich …” Jesse musste sich räuspern, bevor er antworten konnte. „Ich werde dich nach Hause zu deinen Eltern bringen.”
    Der Junge ließ die Schultern hängen.
    „Stellt das ein Problem dar?”
    „Nein, Sir. Nur dass ich diesmal wohl eine Tracht Prügel bekommen werde”, murmelte der Junge.
    „Und wer wird dich schlagen?” wollte Jesse wissen. Sollte Lucas McCloud Hand an den Jungen legen, würde er ihn persönlich dafür büßen lassen.
    „Meine Mum. Sie wird mir bestimmt das Fell über die Ohren ziehen.”
    „Macht sie das häufiger?”
    „Nein, Sir. Aber ich bin ja auch noch nie auf dem Land der Barristers geschnappt worden.”
    Jesse runzelte die Stirn. Anscheinend hatten sich einige Dinge im Lauf der Jahre nicht im Geringsten geändert. Der Streit zwischen den Barristers und den McClouds dauerte unvermindert an.
    Mandy warf die letzte Gabel Heu in die Krippe und schloss dann die Gattertür hinter sich.
    Wütend ging sie hinaus aus dem Stall. Sobald sie ihn gefunden hatte, würde sie ein ernstes Wörtchen mit ihrem Sohn reden. Das war schon das dritte Mal in dieser Woche, dass er seinen Pflichten nicht nachgekommen war.
    Sie beschattete ihre Augen gegen das gleißende Sonnenlicht und blickte sich um, in
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