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Oh, Mandy

Oh, Mandy

Titel: Oh, Mandy
Autoren: Peggy Moreland
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starrte Pete an. „Soll das heißen, dass Lucas tot ist?”
    „Schon seit elf Jahren. Kurz nachdem das Mädchen mit ihrem Baby zurück auf die Ranch kam, hatte er einen Herzinfarkt.”
    Sprachlos schüttelte Jesse den Kopf. „Wenn Lucas nicht mehr da ist, wer leitet denn dann die Ranch?”
    „Mandy. Mit Gabes Hilfe natürlich.”
    Jesse ließ sich auf einen Ballen Heu fallen, weil seine Beine unter ihm nachgaben. Lucas war seit elf Jahren tot! Stöhnend vergrub Jesse den Kopf in den Händen. Wenn er damals doch nur geblieben wäre, statt spurlos zu verschwinden! Ohne ihren Vater, der sich zwischen sie gestellt hatte, hätten er und Mandy vielleicht wieder zusammenfinden können.
    Nein, Jesse, ich kann nicht mit dir kommen …
    Mandys Worte in jener schrecklichen Nacht kamen ihm in den Sinn und versetzten ihm einen Stich. Es war Mandy gewesen, die das Ende ihrer Beziehung besiegelt hatte, nicht Lucas, ihr Vater.
    Mühsam kam Jesse wieder auf die Füße. „Ich gehe ins Haus”, meinte er zu Pete. „Kommst du mit?”
    Pete starrte traurig auf Jesses Rücken. „Ja, gleich. Sobald ich hier fertig bin.”
    „Vielleicht sollten wir Merideth anrufen”, meinte Sam ruhig.
    Mandy, die am Fenster gestanden und in die Dunkelheit gestarrt hatte, wirbelte herum.
    „Und was, bitte schön, sollte Merideth tun?”
    „Dir ein Versteck bieten. Du hättest schon letzte Woche mit ihr nach New York fahren sollen, so wie sie es dir vorgeschlagen hat. Aber es ist ja noch nicht zu spät. Du könntest mit Jaime ins nächste Flugzeug steigen und für eine Weile bei ihr bleiben.”
    „Damit würde ich das Unausweichliche nur hinausschieben.”
    „Also willst du Jaime die Wahrheit sagen?”
    Mandy hob ergeben die Hände. „Was soll ich sonst tun? Du weißt genauso gut wie ich, dass Jesse ein Recht auf seinen Sohn hat. Wenn ich weglaufe, wird ihn das nicht daran hindern, sich dieses Recht zu nehmen.”
    Sam stieß einen Seufzer aus. „Wie willst du das Jaime alles erklären?”

    Mandy wandte sich wieder zum Fenster. „Ich weiß es nicht”, sagte sie müde. „Ich weiß es wirklich nicht.”
    Nachdem Sam ins Bett gegangen war, suchte Mandy im Telefonbuch unter Circle-Bar-Ranch, bis sie die Telefonnummer der Unterkunft der Arbeiter fand. Mit zitternden Fingern tippte sie die Nummer ein.
    Jesse antwortete nach dem dritten Klingeln.
    Beim Klang seiner verschlafenen Stimme verlor Mandy fast den Mut. Als er zum zweiten Mal „Hallo” sagte, brachte sie ein leises „Jesse?” heraus.
    „Ja?”
    Nervös wickelte sie sich die Telefonschnur um die Finger. „Ich würde gern mit dir reden, wenn es geht.”
    „Nur zu”, brummte er. „Ich höre.”
    Mandy schüttelte frustriert den Kopf. „Nein, ich meine persönlich. Können wir uns irgendwo treffen?”
    Es entstand eine lange Pause, während der Mandy angespannt den Atem anhielt.
    „Wo?” fragte Jessie schließlich.
    Erleichtert überlegte Mandy, wo sie sich treffen konnten. Irgendwo auf neutralem Boden, wo sie weder gesehen noch belauscht werden konnten. Doch bevor ihr ein geeigneter Platz einfiel, machte Jesse einen Vorschlag.
    „Im Tal”, sagte er knapp. „Ich treffe dich dort um Mitternacht.”
    Die Verbindung wurde unterbrochen, bevor Mandy ablehnen konnte.

3. KAPITEL
    Mandy hatte gehofft, vor Jesse anzukommen, um noch ein wenig Zeit zu haben, sich dem Ort zu stellen, der einst ihr geheimer Treffpunkt gewesen war. Aber Jesse war schon dort, lässig an einen entwurzelten Baum gelehnt, lag er da, die Hände hinter dem Kopf verschränkt und den Hut tief ins Gesicht gezogen, so als würde er schlafen.
    Obwohl dieser Mann das Schicksal ihres Sohnes in den Händen hielt, spürte Mandy, dass bei seinem Anblick ihr Herz aufgeregt zu klopfen begann. Er war ihre erste große Liebe gewesen -und ihre bisher einizige. Auch wenn sie es während der vergangenen Jahre verzweifelt versucht hatte, es war ihr nicht gelungen, ihn zu vergessen.
    „Jesse?” flüsterte sie, um ihn nicht zu erschrecken.
    „Ja?”
    Mandy rang die Hände, bis sie bemerkte, was sie da tat. Hastig löste sie sie voneinander.
    „Ich bin hier.”
    Jesse zog eine Hand unter dem Kopf hervor, schob den Hut aus dem Gesicht und wandte sich zu ihr um. „Das sehe ich.” Er richtete sich auf. „Und? Sind wieder irgendwelche Gewehre auf mich gerichtet?”
    Sie riss überrascht die Augen auf. „Natürlich nicht!”
    „Ich wollte nur sichergehen.” Er kam auf die Füße und reckte sich. „Wo ist Jaime?”
    „Zu Hause.
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