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Öffne deine Seele (German Edition)

Öffne deine Seele (German Edition)

Titel: Öffne deine Seele (German Edition)
Autoren: Stephan M. Rother
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jedem Tatort genähert hatte.
    Er war wieder im Spiel.
    Als er, schon auf dem Weg zur Tür, prüfend in den Spiegel blickte, stellte er fest, dass seine Mundwinkel nach oben wiesen.
    ***
    «Er hat aufgelegt?»
    «Hörst du mich noch mit ihm reden?», knurrte ich und drückte Nils Lehmann das Diensthandy in die Hand.
    Kriminalhauptmeister Lehmann schluckte. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sein Adamsapfel sich bewegte. Wahrscheinlich hatte er denselben Gedanken wie ich: Jörg Albrecht war wieder da.
    Der Urlaub war vorbei.
    Nicht dass der Dienst in den letzten Monaten besonders erholsam gewesen war. Ganz im Gegenteil. Wir hatten im Oktober zwei Kollegen verloren. Mehr als Kollegen, dachte ich. Freunde. Doch mit der ständigen Unterbesetzung auf dem Revier und den zusätzlichen Schichten, die jeder Einzelne von uns aufgedrückt bekam, waren es im täglichen Dienst vor allem die Kollegen, die uns fehlten.
    Nun war Albrecht wieder da.
    Seltsam: Warum nur spürte ich keine Erleichterung?
    Konnte mit der frisch aufgefundenen Leiche zusammenhängen, zu der wir unterwegs waren.
    «Hast du noch mal versucht, Kempowski zu erreichen?», fragte ich und setzte den Blinker, auf die Bahrenfelder Chaussee Richtung Volkspark.
    «Ja, schon.» Ein bedächtiges Nicken, das eher zu einem weisen Alten gepasst hätte als zum jüngsten Beamten der gesamten Dienststelle. «Aber er geht nicht ran.»
    Ich fluchte wortlos.
    Für diese Uhrzeit und für eine Nacht von Sonntag auf Montag war auf den Straßen die Hölle los. Und selbstverständlich war der Dienstwagen nicht klimatisiert. Wir hatten sämtliche Fenster geöffnet, doch da draußen waren es immer noch zwanzig Grad oder mehr.
    Für einen Moment spielte ich mit dem Gedanken, Lehmann die widerrechtliche Anweisung zu geben, das Blaulicht aufs Dach zu setzen. Doch das hätten die Kollegen vor Ort dann mitbekommen. Und zumindest so viel stand fest: Das Opfer war mausetot. Von Gefahr im Verzug konnte keine Rede sein.
    «Also noch einmal.» Ich stieß den Atem aus, als vier Fahrzeuge vor uns die Ampel auf Grün schaltete. «Was genau hat er gesagt?»
    «Ein Toter.» Nils Lehmann hob die Augenbrauen, als wir im selben Moment über die Kreuzung huschten, in dem das Licht auf Rot sprang. «Im Dahliengarten. Eine Frau hat ihn gefunden. Kein natürlicher Todesfall, damit also ein Fall für uns. Die Polizei.»
    «Und warum ein Fall für uns ?», hakte ich ein und stellte dieselbe Frage, die ich in den letzten zwanzig Minuten schon zwei Mal gestellt hatte. «Für das PK Königstraße? Wenn sich da jemand alkoholisiert den Schädel eingeschlagen hat, ist das ein Vorgang für ihre zuständige Dienststelle!»
    «Genau das wollte Kempowski nicht sagen. Er meinte, es sei ganz klar eine Sache für uns. Eine richtig, richtig große Sache sogar. Aber man könne ja nie sagen …»
    «Wer mithört», brummte ich. «Schon klar.»
    Natürlich war das eine Landplage, und mit Sicherheit kannten wir das nicht allein in Hamburg. Wahrscheinlich gibt es in jeder Stadt diesen Menschenschlag, der von Blaulicht und Martinshorn unwiderstehlich angezogen wird. Gaffer. Und die freundlichen Damen und Herren von den Medien sowieso. Könnte ja irgendwas Interessantes los sein.
    Man wusste nie, wer auf den Polizeifrequenzen gerade die Lauscher aufstellte. Und dass unsere Dienstanschlüsse nicht hundertprozentig sicher waren, hatten wir im letzten Jahr auch mitbekommen.
    Kempowski hatte jedenfalls zielsicher die dämlichste Variante gewählt, die zur Auswahl stand. Die Leichengaffer, die bei so einer kryptischen Botschaft nicht auf der Stelle Kurs auf den Volkspark nahmen, mussten erst noch geboren werden.
    Ich war wütend.
    Doch hatte diese Wut nicht noch einen ganz anderen Grund? War da nicht ein zweites Gefühl, das ich mit dieser Wut zu überdecken versuchte?
    Unruhe. Ein unbehagliches Kribbeln im Nacken.
    Seit Wochen hatte ich es gespürt wie eine unfassbare statische Energie: Etwas Großes, Unförmiges kam ganz langsam näher. Die Unwetterfront hinter dem Horizont.
    Ich hatte keinen Schimmer, was uns am Tatort erwartete, aber das war sie. Und mit dem Einbiegen auf die Bahrenfelder Chaussee hatte ich Kurs gesetzt.
    Dem Unwetter entgegen.
    ***
    Zwei unserer Peterwagen warteten vor Ort, bei einem war das Blaulicht noch eingeschaltet. Sekundenlang war ich verwirrt gewesen, dass am Eingang nichts zu sehen war, doch dann war mir die Stadionstraße eingefallen, über die man sich quasi von hinten an die O 2 -Arena ranpirschen
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