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Odice

Odice

Titel: Odice
Autoren: Anais Goutier
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künstlerischen Arbeit machten.
    Dennoch gingen ihr diese beiden simplen Fragen nicht aus dem Kopf und allein der Gedanke daran trieb ihr erneut die Schamesröte ins Gesicht.

    Sind Sie bereit, Geschlechtsverkehr mit Ihren Gebietern zu haben
    - vaginal?
    - anal?
    - oral?
    Sind Sie bereit, sich mit anderen, geeigneten Hilfsmitteln penetrieren zu lassen?
    Sind sie bereit, sich schlagen zu lassen
    - mit der flachen Hand?
    - mit der Peitsche?
    - mit anderen Hilfsmitteln?

    Natürlich war sie weder zu dem einen, noch zu dem anderen bereit. Sie beschloss, das Ganze als Kuriosität zu betrachten und demnächst mit Pascal bei einem Glas Wein darüber zu lachen, wie er sie mit seinem verrückten Vorschlag hinters Licht geführt und zum Narren gehalten hatte.
    Tatsächlich verschwendete sie den Rest des Tages kaum noch einen Gedanken an den seltsamen Brief, doch als sie abends im Bett lag, kam ihr diese Frage wieder in den Sinn Sind Sie bereit, Geschlechtsverkehr mit ihren Gebietern zu haben? Dieses Wort, Gebieter , war es, das sich in ihren Kopf brannte und sich darin festsetzte.

Kapitel 4
    Odice ließ noch einmal Revue passieren, wie Pascal überhaupt dazu gekommen war, ihr von den Brüdern de Lautréamont zu erzählen. Es war ein Videoabend gewesen, zu dem sie ihr schwuler bester Freund eingeladen hatte und gemeinsam hatten sie unter dem Einfluss von schwerem altem Rotwein am Ende von Zusammen ist man weniger allein hemmungslos geweint und ihren Verflossenen hinterher getrauert. Odice war moralisch geworden und hatte Pascal ihr Liebesleid geklagt. Sie war jung, schön und eine erfolgreiche Galeristin und doch konnte sie keinen Mann länger als ein halbes Jahr an sich binden. Das halbe Jahr war dabei bereits ein einsamer Rekord gewesen, wie sie sich selbst eingestehen musste. Die meisten ihrer Beziehungen hatten noch weitaus kürzer gehalten.
    »Was mache ich nur falsch?« hatte sie Pascal unter Tränen gefragt, doch der hatte nur mit den Schultern gezuckt.
    Dann hatte er aufmunternd erklärt: »Wir machen nichts falsch, Liebes. Wir sind nur noch nie an den Richtigen geraten.«
    »Pascal, du bist mein bester Freund. Ich erwarte von dir, dass du mir die Wahrheit sagst. Warum halten es die Männer nicht mit mir aus?«
    Er hatte sich noch eine Weile geziert und um den heißen Brei herumgeredet, ehe er ihr eröffnet hatte, dass sie den meisten Männern wohl einfach zu dominant, zu selbstbewusst und in allen Lebenslagen zu tonangebend sei.
    »Das kann doch unmöglich dein Ernst sein«, hatte sie ihn getadelt. »Wir leben im 21. Jahrhundert. Dass Frauen emanzipiert und selbstbewusst sind, studiert haben und erfolgreich im Beruf sind, ist der Regelfall. Die Männer hatten jetzt ein halbes Jahrhundert Zeit, das zu begreifen und zu akzeptieren. Willst du mir ernsthaft sagen, wenn ich meinen Beruf aufgeben und das Kochen erlernen würde, hätte ich die Chance auf eine dauerhafte Beziehung?«
    Ihre Stimme hatte herrischer geklungen, als sie es vorgesehen hatte. Schließlich hatte sie Pascal um seine Meinung gebeten.
    »Nein, das meine ich natürlich nicht. Du wirst schon wieder so polemisch. Ich meine nicht, dass du zum Hausmütterchen mutieren sollst. Deine Zufriedenheit im Beruf, dein Selbstbewusstsein, dein Selbstwertgefühl sind es, die dich glücklich und auch sexy und begehrenswert machen. Aber manchen Männern ist es vielleicht einfach zu viel. Du bist erfolgreich, schön und klug. Und alles drei lässt du sie ständig spüren.«
    »Ich soll mein Licht also unter den Scheffel stellen und mich als blondes Dummchen verkaufen? Meinst du, damit würde ich den Mann fürs Leben finden, Pascal?« fragte sie scharf.
    »Du bist schon wieder so aggressiv. Ich meine nur, du könntest auch mal versuchen, das Zepter aus der Hand zu geben.«
    »Das kann ich nicht. Dazu weiß ich einfach zu gut, was für mich selbst das Beste ist. Ich könnte niemals jemandem Entscheidungen überlassen, wenn ich selbst nicht von deren Richtigkeit überzeugt bin«, hatte sie ihm mit dem Brustton der Überzeugung geantwortet.
    Pascal hatte wissend genickt. »Vielleicht ist wirklich genau das dein Problem.«
    Sie hatten dann das Thema gewechselt, doch bei ihrem nächsten Telefonat hatte Pascal ihr von zwei Brüdern erzählt, mit denen ihn ein Freund bei einer Ausstellungseröffnung bekannt gemacht hatte.
    »Sie sind außerordentlich wohlhabend, entstammen einem alten Adelsgeschlecht, verfügen über die besten Umgangsformen und sehen zu allem Überfluss beide
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