Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel
Autoren: Batya Gur
Vom Netzwerk:
dort gewesen … als sei es nicht ich …«, antwortete Rubin, »es ist unmöglich zu erklären.«
    »Und Zadik?«, fuhr Michael fort. »Hat Srul es Zadik erzählt?«
    »Zadik hat mich in sein Büro gerufen«, sagte Rubin, als wunderte er sich im Grunde über Zadiks Involvierung, wie einer, der jemanden sieht, der nicht dazugehört, fremd und störend, »Srul war am Morgen bei ihm gewesen, und Zadik sagte mir … am Telefon, er rief mich in meinem Zimmer an, und weil es ein internes Gespräch war, ist es bei Ihnen nicht verzeichnet, deswegen wussten Sie nicht, dass … jedenfalls, er hat mich zu sich gerufen, und ich wusste bereits, dass Srul bei ihm gewesen war, ich wusste schon, was er wollte, deshalb kam ich von der Tür im Gang, ich wollte nicht, dass Aviva mich hineingehen sieht, sogar wenn ich nicht von vornherein wusste, dass … ich wusste nicht, dass es nötig würde … aber ich bin trotzdem vom Gang aus hinein … er sagte zu mir … er sagte, ich müsste … ich müsste es der ganzen Welt erzählen … plötzlich sprach er wie Tirza. Plötzlich … man hätte denken können … man hätte meinen können, dass Zadik … er war doch schließlich ein Pragmatiker, ein Mensch ohne Prinzipien … das soll einer verstehen, was plötzlich …«
    Vom Ende des Korridors her waren Schritte zu hören, und Michael erkannte die Gestalt von Imanuel Schorr. Rubin verstummte schlagartig.
    »Was geschah wirklich dort mit Zadik?«, fragte Michael. »Was war dort mit dem Bohrer? Woher rührte all dieser Zorn bei Ihnen?«
    »Es war kein … nein … ich hatte keine Wahl«, erklärte Rubin mit erstickter Stimme und wandte den Blick zur Seite. »Er brachte mich zur Verzweiflung, ich verlor einfach die Fassung, im wahrsten Sinne des Wortes, er sagte mir am Telefon, dass Srul bei ihm gewesen sei, er sagte zu mir … er sagte: ›Ich bin im Bild, Rubin, komm sofort zu mir, damit wir zusammen entscheiden, was zu tun ist‹, und ich begriff, das war das Ende. Ich hatte nicht vor … ich wusste nicht, wie … aber instinktiv ging ich von der Seitentür im Gang aus hinein, ich wollte nicht, dass mich jemand überhaupt zu ihm hineingehen sah … erst als ich im Zimmer war … am Anfang … von hinten, mit dem großen Aschenbecher, und als er fiel, schlug ich noch einmal zu, erst danach zog ich den Overall des Technikers an und mit dem Bohrer … ich hatte keine … ich verstehe und sehe ganz genau, wie das bei Ihnen ankommt, ich kann es sogar erklären, aber mir scheint, es spielt bereits keine Rolle mehr. Es wird ohnehin kein Mensch jemals mehr denken, dass man von mir etwas lernen könnte.« Er senkte den Kopf und schwieg.
    »Und Srul? Ihr Jugendfreund Srul?«, fragte Michael.
    »Erstickte er, als Sie ihm die Sauerstoffmaske wegnahmen, oder musste er wirklich noch erwürgt werden?«
    »Er lag schon im Sterben«, erwiderte Rubin mit einer Stimme, die sich aus der Tiefe die Bahn brach, »es spielte keine Rolle mehr.«
    »Da haben wir also drei brave Jungen«, sagte Michael, als deklamierte er »10 kleine Negerlein«, »und einer zieht aus, um der Beschützer der Schwachen zu werden, einer zieht aus und wird orthodox, und einer … einer wird der Regisseur Agnons.«
    Er hob das Gesicht und blickte Schorr an, der nun vor ihnen stand, und leise sagte er: »Hast du gehört? Verstehst du das?«
    »Nein«, antwortete Schorr genauso leise, »das ist nicht die Geschichte, es scheint dir nur so, als sei das die Geschichte.«
    »Wie bitte? Das verstehe ich nicht«, wunderte sich Michael, »was meinst du damit?«
    »Ich will hier die offizielle Version abgeben, von euch beiden, verstehst du mich?« Schorr sah Rubin an, der seinen Blick abwandte. »Genauso, wie ich es dir sage, dir scheint, als sei das die Geschichte. Die wahre Geschichte ist, dass Rubin Tirza aus Eifersucht ermordet hat. Er konnte nicht ohne sie leben, flehte sie an, zu ihm zurückzukehren, doch sie willigte nicht ein. Matti Cohen hat es gesehen, hat gesehen, wie er sie stieß, sie zu Fall brachte, all die bekannten Fakten … und daraufhin hat er ihn vergiftet. Wir kennen die Einzelheiten noch nicht, aber wir werden sie noch hören. Werden wir sie erfahren oder nicht, Rubin?«
    Rubin machte eine nebulöse Kopfbewegung.
    »Wir nehmen ihn jetzt zum ordnungsgemäßen Verhör mit, und dann werden wir hören, wie Zadik dahinterkam und auch Zadik sterben musste. Und das war’s. Kein Ras Sudar und gar nichts, verstanden?«, wandte er sich an Rubin. »Verstehen Sie, was ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher