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Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Titel: Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand
Autoren: Batya Gur
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tut nichts zur Sache, sie hat viele Objekte in der Gegend hier, ist quasi Spezialistin für dieses Viertel.« Und sofort fühlte er sich von sich selbst angewidert, weil er versuchte, Balilati von ihrer Glaubwürdigkeit zu überzeugen. Und auch noch ihre Kleidung verteidigte. Was kümmerte es ihn, was Balilati dachte.
    Balilati ließ ein verächtliches Schnauben ertönen. »Weißt du nicht, dass alle Makler Betrüger sind?«, legte er los, »das soll eine Arbeit sein? Jeder kann das, na und, kann ich vielleicht nicht jemandem meine Wohnung verkaufen? Das ist, wie man auf Jiddisch sagt, ein Luftgeschäft, und das soll eine Arbeit sein? Denk bloß mal, womit die ihren Reibach machen, mit etwas, wo du zu faul bist, dich selbst drum zu kümmern!«
    Michael legte den Kopf schief, um Alons Bewegungen besser verfolgen zu können, der jetzt in seiner Linken den steifen Handteller hielt – auch aus der Entfernung konnte man die Starre förmlich spüren – und mit der Rechten mit einer feinen Pinzette unter den langen roten Fingernägeln schürfte. Man hätte eigent lich annehmen dürfen, dass sich ein Schürzenjäger wie Balilati ge rade auf den wohlgeformten Körper in dem grauen Wollkleid und auf die schwarz-rötlich schimmernde Haarmähne konzentrieren und allerlei Vermutungen über die gemetzelte Schönheit ihres Gesichtsbreis anstellen würde. Doch er ließ sich partout nicht von der Wohnungsgeschichte abbringen: »Hast du im Toto gewonnen oder was? Was ist in dich gefahren, wieso drängt das auf einmal so, hast du was geerbt? Was sagt Juval dazu? Hast du’s ihm überhaupt gezeigt? Bist du eigentlich komplett übergeschnappt?«
    »Ich habe sie ihm gezeigt, sicher habe ich das, aber er wird nicht hier wohnen, er ist nach Tel Aviv gezogen, das braucht nicht deine Sorge zu sein. Das haut schon alles hin«, sagte Michael matt und spähte nach unten, wo jetzt Ada Efrati – für ihn immer noch Ada Levi – am Fuße der Leiter stand und mit den langen Fingern ihrer schmalen bräunlichen Hand eine Strähne ihres kurzen Haars zurückstrich, dessen dunkler Ton mit grauen Fäden durchsetzt war. Das Scheinwerferlicht, unter dem sie stand, hüllte ihr blasses Gesicht in eine Wolke von Spinnweben. Sie stand sehr dicht neben der Architektin, die immer noch eine Hand an ihren Hals gelegt hielt und ihre Fassung ganz offensichtlich noch nicht wiedererlangt hatte.
    »Siehst du«, hielt ihm Balilati vor, »morgen früh wollten sie mit dem Renovieren anfangen, und jetzt ist ihnen der ganze Zeitplan flöten gegangen. Man hat eine Leiche gefunden. Du siehst: Man darf nichts planen bei solchen Dingen.« Die Architektin kletterte nun die Leiter herauf, hielt auf halbem Weg inne und räusperte sich, als wartete sie darauf, an die Reihe zu kommen, das Wort an Michael zu richten, der ihr von oben entgegensah. Wiederholt versuchte sie, seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, bis Balilati schließlich für einen Moment Atem schöpfte. »Entschuldigen Sie«, sagte sie mit dünner, schwankender Stimme, »sind Sie Inspektor Ochajon?«
    Michael nickte.
    »Man hat mir gesagt, dass Sie ... dass Sie der Verantwortliche seien für ...«
    Michael nickte.
    »Entschuldigen Sie, dass ich Sie mit unseren Angelegenheiten belästige, ich weiß, dass das weder der Ort noch die Zeit dafür ist, aber es hängt eine Menge von Leuten daran, und ich muss ... es ist wegen dem Zeitplan ... wir wollten morgen früh mit den Renovierungsarbeiten beginnen, und ich muss wissen ... so ungefähr ... was ich dem Bauleiter sagen soll. Wir haben auch noch ... egal, wenn ich wissen würde, ganz ungefähr ... das heißt, nicht verbindlich ... wie lange es dauern wird, bis wir ...«, sie räusperte sich wieder, »Sie versiegeln vermutlich den Tatort. Wie lange wird es denn dauern, bis wir die Arbeit aufnehmen können? Das heißt, geht es um ein paar Tage, um Wochen oder Monate?«
    Michael nahm einen Zug von der Zigarette und blickte zu Jafa, deren Pferdeschwanz auf dem Rücken baumelte, als sie sich hinunterbeugte und mit den Handflächen die raue, staubige Betonfläche abtastete, als suche sie nach einem winzigen, nicht sichtbaren Gegenstand. Das verblassende Tageslicht drang nicht durch die Ritzen zwischen den Ziegeln, und Michael gestattete Balilati nicht, auch nur einen einzigen davon zu zerbrechen, damit bei Regen keine Beweisspuren zerstört würden. »Warten Sie, so lange es geht«, wies er sie an.
    »Ich habe dem Bauleiter schon gesagt, dass sich vorläufig alles
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