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Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Titel: Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand
Autoren: Batya Gur
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ist auf dem Weg hierher, er wird gleich da sein«, warf Michael ein.
    »Was, Ja’ir?«, fragte Balilati gereizt. »Ich hab keinen Nerv für diese Tranfunzel. Wo steckt Eli Bachar eigentlich?«
    »In Urlaub, erinnerst du dich nicht mehr? Du hast ihnen gesagt, sie sollen in die Türkei fahren, also haben sie auf dich gehört und sind gefahren, sie kommen heute Abend zurück«, gab Michael zur Antwort und trat den Zigarettenstummel mit seinem Absatz aus.
    »Also, sind wir alle der Meinung, dass von einem Mann die Rede ist?«, fragte Jafa.
    »Mit wem soll sie wohl sonst ficken? Mit einer Frau?«, spottete Balilati.
    »Es ist nicht sicher, ob ein sexueller Kontakt vorlag«, intervenierte der Pathologe, »vorläufig ist das alles reine Vermutung, erst im Labor mit einem Abstrich kann man ...«
    »O.k., o.k.« Balilati hob die Arme und spreizte die linke Hand in einer Geste der Unterwerfung. Dann entnahm er der kleinen Blechschachtel, die er in der Rechten hielt, eine schlanke Zigarre und klopfte auf ihr Ende. »Morgen sind wir alle klü ger.«
    »Auch wenn jemand die Handtasche von hier mitgenommen hat«, sagte Michael Ochajon, »werden wir sie am Ende finden. Niemand wird so etwas mit nach Hause nehmen. Wer sich nicht selber belasten will, wirft so ein Ding weg oder versteckt sie und bewahrt sie nicht daheim auf.«
    »Es gibt immer ein erstes Mal«, summte Dr. Solomon, der bereits seine Instrumente in dem Lederkoffer verstaute.
    »Da wirst du gar nichts finden, wenn sie was nach Hause nach Beit Jala oder Beit Sachur mitgenommen haben«, stellte Balilati fest und wandte sich an den Pathologen, »also, was sagen Sie?«
    »Ohne Gewähr«, erwiderte der Arzt und schloss seinen Kof fer, »mir scheint, vielleicht gestern, aber in der Nacht, spät. Kaum vorher. Und ihr sagt ja auch, dass dieser Zettel vom Bankomaten von gestern Abend um zehn ist, also kann es nicht gut früher gewesen sein. Aber morgen werden wir klüger sein, nach der Obduktion im Institut.« Er sprach zu Michael, als sei Balilati nicht vorhanden, und Michael fiel ein, wie die beiden sich in der Affäre des Taxifahrers gestritten hatten, der abgeschlachtet neben seinem Wagen gefunden worden war, und dass es am Ende der Pathologe gewesen war, der sich damals irrte. Aber Balilati, der im Allgemeinen nicht nachtragend war, ignorierte auch jetzt vollkommen, dass ihn der Arzt übersah, und fragte: »Tod durch Erwürgen? Ist das endgültig? Mit diesem zarten Fetzen?« Er deu tete auf den roten Seidenschal, den Jafa in eine Plastiktüte gesteckt hatte. »Der wäre doch innerhalb einer Sekunde zerrissen, oder?«
    Der Arzt zuckte die Achseln. »So schaut es momentan aus. Erwürgen, aber vielleicht nicht mit diesem Fetzen, wie Sie das nennen, sondern mit beiden Händen. Es gibt da Blessuren am Hals, Sie werden die Fotos ja noch sehen.« Er stellte einen Fuß auf die erste Leitersprosse.
    »Zwei Sachen möchte ich wissen«, sagte Balilati. »Erstens: Wie sind die hier überhaupt hereingekommen? Und zweitens: Mit was hat er ihr das Gesicht demoliert? Mit einem stumpfen Gegenstand?« Er sprach diesen gern gebrauchten Begriff, der einen von jeder Präzisierung entbindet, mit Spott aus.
    »Wie soll ich das jetzt schon wissen? Wenn wir etwas finden, geben wir Ihnen Bescheid. Und Sie, haben Sie hier schon irgendeinen Gegenstand entdeckt, der sich zum Zerschmettern von Ge sichtern eignet?«, gab der Pathologe aufgebracht zurück. »Es wäre durchaus hilfreich, wenn Sie etwas finden würden. Das hat er sicher nicht mit nach Hause genommen, was immer es auch war.«
    »Wir finden es schon noch«, versicherte Balilati, »wenn es sein muss, finden wir’s. Und wie sind die beiden hier reingekommen?«
    »In den letzten Jahren war hier ein Büro«, überlegte Michael laut, »High Tech oder so etwas, Schlüssel waren sicher überall im Umlauf. Das ist deine Aufgabe, herauszufinden, wer einen Schlüssel hat«, sagte er an Balilati gewandt.
    »Wer bringt mir die Tasche hinunter?«, fragte der Arzt. »Der Assistent ist schon unten, und ich bin keine sechzehn mehr«, fügte er freudlos hinzu, »für mich ist das ein ziemliches Unterfangen, so hinunterzusteigen, und ihr werdet auch noch ein Problem mit der Leiche haben, wie will man sie von hier wegtransportieren?«
    »Wir haben schon kompliziertere Sachen weggeschafft«, sagte Balilati. Er zündete endlich das Zigarillo an und paffte eine dicke graue Qualmwolke aus.
    »Ich brauche sie in einem Stück«, warnte der Pathologe, »wenn Sie
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