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Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Titel: Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand
Autoren: Batya Gur
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Würmer.«
    »Sie hat mir durchaus von allen möglichen Schwierigkeiten berichtet, mich sogar vor Komplikationen gewarnt. Wir haben alles im Grundbuch überprüft«, erwiderte Michael.
    Die Leiche mit dem verwüsteten Gesicht, mit dem roten Schal um ihren Hals, und sein momentaner Standort, hier neben der Stelle, an der sie wahrscheinlich ermordet worden war, ersparten ihm im Augenblick die Erklärung, weshalb er sich plötzlich so gar nicht seiner sonstigen Art entsprechend verhalten hatte. Jah relang war es ihm nicht in den Sinn gekommen, eine eigene Woh nung zu haben. Jede Art von Druck, den seine Familie und Be kannten auf ihn ausgeübt hatten – mit Balilati als einem der glühendsten Verfechter –, hatte er ignoriert.
    Selbst Imanuel Schorr, sein Freund und Vorgesetzter, mischte sich ein. Doch er hatte stets stur darauf beharrt, dass ihm die Lage und das Aussehen eines Wohnhauses völlig egal seien, weil er ohnehin nicht viel Zeit zu Hause verbringen würde.
    Wären nicht Alon und Jafa gewesen, die jetzt gerade ihre Hand unter einen der Tanks schob, hätte Balilati ihm immer noch keine Ruhe gelassen und am Ende aus ihm herausgequetscht, wie sich der Familienrat zu Anfang des Sommers versammelt hatte. Seine Geschwister hatten den Beschluss gefasst, all seine Widerstände zu ignorieren (»Er kann nicht länger in irgendeiner Miets kaserne in den Neubausiedlungen wohnen«, sagte Yvette, die Älteste, die die Zusammenkunft leitete, »seit er geschieden worden ist, vor... wie viel? Zwanzig Jahren?, lebt er wie ein armer Schlucker. Was ist er denn, ein Student? Er ist doch kein junger Spund mehr!«). Mit vereinten Kräften hatten sie, jeder seinen Möglichkeiten entsprechend, die Hälfte der erforderlichen Summe für eine Wohnung aufgebracht, die ihm entsprechen könnte. Bisher hatte er Balilati noch nicht in die Überlegungen hinsichtlich seines Ruhestands eingeweiht, hatte ihm noch nicht erklärt, dass ein revolutionärer Schritt wie der Erwerb einer Wohnung auch mit der Möglichkeit verbunden war, mehr Zeit zu Hause zu verbringen. Und vielleicht ließen sich die Ermittlungen sogar von dort aus führen, wenn er zusammen mit Eli Bachar, seinem alten Kollegen, ein Detektivbüro aufmachte. Aber das alles erzählte er Balilati vorerst besser nicht. Es gibt schließlich Menschen, die beleidigt sind, wenn man ihren Rat nicht annimmt. Er nahm Balilati weder seine Grobheit noch seine Gereiztheit übel, die sich auf Grund der Diät verschärft hatten, zu der er sich selbst endlich zwang, nachdem Anzeichen für einen Herzinfarkt bei ihm festgestellt worden waren. Erst als der Arzt ihm angedroht hatte, dass sein Krankenversicherungsbeitrag erhöht würde, war er bereit gewesen, auf all die gefüllten Leckereien zu verzichten, die ihm spät nachts ganz besonders schmeckten. Nun hielt er sich davon fern und hatte sich sportlicher Aktivität sowie »Hasenfutter« verschrieben – geschälten Karotten und grünem Salat. Dies entlockte ihm jedesmal abgrundtiefe Seufzer, wenn sie in die Nähe des Marktes kamen, wo er sich früher immer irgendeinen fetten Euterspieß oder eine gefüllte Milz gegönnt hatte.
    Eine Weile standen sie schweigend neben der Leiche und verfolgten die Bewegungen Alons, der behutsam den Inhalt der Manteltaschen in kleine Plastiktüten gleiten ließ, sie sorgfältig versiegelte und mit lila Filzstift beschriftete.
    »Wer weiß, was noch alles in diesen Tanks ist«, murmelte Ba lilati, »sie stehen seit Jahren hier leer, ohne Wasser rum. Also was jetzt, hast du sie gekauft? Das war’s? Endgültig?« Er redete sich wieder in Rage. Michael nickte und wandte sich ab, um hinter einen der Wassertanks zu spähen, ob er nicht vielleicht trotz allem eine Handtasche oder Börse fände.
    »Was soll das heißen? Du hast sie gekauft?«, explodierte Balilati mit neuer Heftigkeit, als habe er bisher kein Wort verloren. »Was ist das für eine Art, einfach so zu kaufen? Hast du es abgeklärt? Gefragt? Hat sie überhaupt jemand gesehen? Hat sie Ju val gesehen? Sogar wenn er in Tel Aviv wohnt, kann man sich mit ihm beraten, er ist kein kleines Kind mehr, dein Sohn, warum hast du mich nicht geholt? Du weißt, ich versteh was von solchen Sachen, warum hast du ...«
    Michael seufzte. »Nachher, Dani, komm schon, wir reden nachher darüber«, versprach er, »jetzt gibt es Arbeit hier, oder?«
    »Wenn wir nicht gekommen wären, um vor der Renovierung noch einen Blick darauf zu werfen, wäre diese Leiche hier noch einen Monat
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