Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Titel: Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand
Autoren: Batya Gur
Vom Netzwerk:
alle möglichen Antworten auf alle möglichen Fragen haben wollen.«
    Alon trat an die Öffnung und griff nach dem braunen Koffer. Solomon, seine Hände noch in Handschuhen, packte die Leiterstreben. »Sie werden bei der Obduktion dabei sein«, äußerte er, halb Frage, halb Feststellung, und Michael nickte.
    »Wann kommen Sie?«, fragte Dr. Solomon, einen Fuß bereits auf der dritten Sprosse.
    »Wenn sie abgeholt worden ist«, versprach Michael, »das wird noch ein Weilchen dauern.«
    »Dann gehe ich nach Hause schlafen«, kündigte der Pathologe an, »ich brauche ein paar Stunden Schlaf in der Nacht, heute werde ich sowieso nicht mehr schlafen, ich bin kein junger Spund mehr. Lassen Sie es mich wissen, wenn Sie sich hier in Bewegung setzen. Ich werde dort auf Sie warten.«
    »Können Sie schon sagen, wann ungefähr Sie die Einzelheiten wissen? Wie lang dauert es, bis Sie fertig sind?«, rief Balilati dem Arzt nach, der weiter die Leiter hinunterstieg, und wandte sich dann, ohne eine Antwort abzuwarten, übergangslos an Michael, um ihm mit erneuter Bestürzung in der Stimme wieder die Leviten zu lesen: »Sogar Gott berät sich, lies in der Bibel nach, und da siehst du’s, sogar Gott.« Er wedelte mit der Hand in Richtung der Ziegel.
    »Sicher berät er sich«, knurrte Michael, »bloß wo? Im Buch Hiob? Ist dir auch aufgefallen, mit wem? Und hast du gesehen, was dabei rausgekommen ist?«
    »Lenk nicht vom Thema ab, wir reden jetzt nicht über die Bibel, so was macht man einfach nicht allein«, wehrte Dani Ba lilati ab. »Hast du unterschrieben? Sag mir bloß, ob du irgend ein Papier unterschrieben hast. Hast du ihnen was in die Hand gegeben?« Bevor er jedoch eine Antwort auf seine Frage erhielt, ertönte Alons Stimme, der in den letzten Minuten gebückt zwischen den Wassertanks gesucht hatte. »Ich hab’s gefunden!«, rief er, »da, im Tank! Ich bin einen nach dem anderen durchgegan gen und auf einmal ...!« Er zog aus dem großen Tank, in dem sein Kopf abgetaucht war, ein zerbrochenes Brett, was Balilatis Tirade mit einem Schlag zum Verstummen brachte.
    »Ich glaube, das ist es«, sagte Alon. Er näherte sich mit dem Brett in Händen dem Scheinwerfer und begutachtete es von Nahem. »Da sind Flecken, aber erst im Labor werden wir erfahren, ob es Blut ist und all das ...«
    »Klar ist das Blut, und noch nicht mal alt«, versicherte Bali lati, während er mit Michael näher an das Brett herantrat, und enthob ihn so des Bekenntnisses, dass er in der Tat ein Protokoll unterschrieben hatte, obwohl man ihn gewarnt hatte, dass eine solche Unterschrift als Vertragsunterzeichnung gewertet würde. Nach einem derartigen Eingeständnis hätte es keinen Sinn mehr, ihm seinen Leichtsinn vorzuhalten: Balilati kritisierte ihn nur bei seinen Frauengeschichten, niemals in finanziellen Angelegenheiten.
    Während Alon nun damit beschäftigt war, das Brett in diverse Plastikschichten einzupacken, nahm Balilati den Faden wieder auf: »Ich sag’s dir, ich kenn das Haus, nicht nur aus meiner Kind heit. Es kann allen möglichen Ärger geben, wenn man das nicht von einem Notar regeln lässt. Ich hab dir doch erst vor kurzem von dem Freund von meinem Sigi erzählt, dessen Eltern eine Wohnung gesucht haben. Die haben einen Vertrag unterschrieben, und erst nachher hat sich rausgestellt, dass die Mutter noch lebt, nur der Vater war tot, und dass es Probleme mit dem Erbe und dem Testament geben würde. Die Kinder haben die Wohnung zum Verkauf angeboten, nachdem der Vater gestorben war, aber die Mutter hat Alzheimer und kann noch gut und gern zehn Jahre leben, kein Notar der Welt wird sie ins Grundbuch eintragen, und dabei haben sie schon ein Drittel angezahlt. Jetzt haben sie den Schlamassel. Weißt du davon?«
    Michael nickte, doch Balilati überging es: »Hast du auch was unterschrieben und bereits eine Anzahlung gemacht? Über wie viel?« Und fuhr, ohne die Antwort abzuwarten, wütend fort: »Was ist nur in dich gefahren, mit wem hast du überhaupt geredet? Mit ihr?« Er machte eine Kopfbewegung in Richtung der Leiter, auf der zuvor Linda hinuntergeklettert war, begleitet von verächtlichem Schnauben und einer Wolke grauen Qualms. »Die? Die wird dir nie im Leben solche Dinge erzählen, die ver folgt doch ganz eigene Interessen. Wenn’s nach ihr geht, sollst du bloß die Wohnung kaufen und ihr die Prozente geben, und den Kopf kannst du dir nachher zerbrechen, und bis das alles im Grundbuch eingetragen ist, fressen dich längst die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher