Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)
Autoren: Tricia Rayburn
Vom Netzwerk:
kleinsten Umkreis, die rasend schnellen Wechsel von Ebbe und Flut und nicht zuletzt die angeschwemmten Männer, die im Tod glücklicher aussahen, als sie lebend jemals gewesen waren.
    Ganz zu schweigen von den Frauen, die Salzwasser atmeten wie Sauerstoff. Weibliche Wesen, die den Himmel und seine Atmosphäre kontrollierten und männliche Opfer mit ihren Stimmen verzauberten, um sie in die Meerestiefe zu ziehen, bis ihre Lungen explodierten und ihr Leben erlosch.
    Wesen wie ich.
    »Vielleicht hätte ich dir nichts davon erzählen sollen.«
    Ich wollte widersprechen, doch da fuhr er schon fort.
    »Die ganze Zeit habe ich hin und her überlegt. Meine erste, instinktive Entscheidung war, dich zu beschützen. Warum solltest du dir unnötig Sorgen machen? Aber dann konnte ich es nicht für mich behalten. Du verdienst die Wahrheit.« Er zögerte und strich mir sanft das Haar aus der Stirn. »Außerdem sind da noch die Gefühle zwischen uns … du und ich … da will ich nichts kaputtmachen. Mir ist klar, dass jedes Paar seine Problem hat, aber ich hoffe, dass wir immer miteinander reden können, egal was passiert. Über alles. Genau wie früher.«
    Und hier war er nun, der passende Moment. Die perfekte Gelegenheit, ihm die Wahrheit zu sagen, weil er sie ebenfalls verdient hatte.
    Die Wellen rauschten an den Strand. Mein Herzschlag dröhnte mir in den Ohren. Simon schaute mich an, und sein Blick war gleichzeitig besorgt und glücklich, so unendlich glücklich, als ich den Mund aufmachte.
    Was herauskam, war: »Gehst du mit mir schwimmen?«
    Zur Antwort gab er mir einen Kuss, der so honigsüß war, dass ich beinahe vergessen hätte, warum genau das nicht hatte passieren sollen.
    Beinahe.

K APITEL 4
    P aul Carsons. Charles Spinnaker. Aaron Newberg.
    Ich las die Namen, während ich auf der Website nach unten scrollte, sah die Fotos von gutaussehenden Männern, die ihre Kinder auf dem Arm hielten, mit ihren Frauen auf Tanzpartys gingen, auf ihren Yachten segelten. Mein Blick blieb an einzelnen Wörtern in den Textblöcken hängen: angespült, Todesursache, ertrunken. Der Winter Harbor Herald , der als einzige Zeitung des kleinen Städtchens vor allem ein Werbeblatt für Touristen war, hatte sich mit Begeisterung auf das Thema »Maritime Tragödien« geworfen und fuhr immer noch fort, diese Rubrik mit neuen Fotos und Informationen über die Familien der Todesopfer zu füttern. Nachdem ich die Website wochenlang nicht besucht hatte, verbrachte ich nun, seitdem das Eis schmolz, jede freie Pausenminute am Computer in der Schulbibliothek.
    Die gute Nachricht war, dass bisher keine neuen Ertrunkenen angespült worden waren. Die schlechte Nachricht war, dass es jeden Tag wärmer wurde. Auf der Wettertabelle der Website konnte man sehen, dass in Winter Harbor zurzeit 17 Grad herrschten. Bei Herbstbeginn würden die Temperaturen natürlich wieder sinken, aber bis dahin konnte der Hafen schon völlig aufgetaut sein – und danach würde er vermutlich nicht wieder zufrieren. Abgesehen von diesem Sommer, hatte es nie eine vollständige Eisdecke gegeben, nicht einmal im tiefsten Winter.
    Bevor ich beim Scrollen zu Justines Eintrag gelangen konnte, kehrte ich auf die Eingangsseite zurück. Das Titelfoto war gestern aufgenommen worden und zeigte zwei Personen im Hafenbecken. Die eine fuhr auf einem zugefrorenen Stück Schlittschuh, während die andere mit einer Luftmatratze in einer Wasserstelle dümpelte.
    Schaudernd schloss ich die Website und loggte mich stattdessen im E-Mail-System der Schule ein. Da mir nach meinem Blick in den Herald gewöhnlich die Lust verging, auch nur eine Sekunde länger am Computer zu sitzen, hatte ich meine Nachrichten schon eine Weile nicht mehr gelesen.
    Ich sah zu, wie mein Posteingang sich füllte, und überflog die üblichen Mails, die das Wochenmenü der Schulkantine, Castings der Theatergruppe und Termine der Sportteams enthielten. Nur zwei Nachrichten waren an mich persönlich adressiert.
    Die erste war schon letzte Woche abgeschickt worden.
    An: Sands, Vanessa
    Von: Mulligan, Kathryn
    Betreff: College-Bewerbung
    Liebe Vanessa,
    herzlichen Glückwunsch zum Erreichen des Abschlussjahres! Deine viele harte Arbeit trägt nun Früchte. Die kommenden Monate werden für Deine weitere akademische Karriere entscheidend sein. Aufregende Möglichkeiten und Herausforderungen erwarten Dich. In Einzelterminen bespreche ich mit allen Schülerinnen und Schülern des Abschlussjahrgangs, welche Pläne sie für ihr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher