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Oberwasser

Oberwasser

Titel: Oberwasser
Autoren: Jörg Maurer
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Gummiring, beide gingen in eine leichte Rückenlage. Jetzt schwieg die Menge. Bahnte sich da etwa eine Sensation an? Dr. Rosenbergers Taktik schien aufzugehen. Er ließ seinen Blick nicht von den Augen des Dreizentner-Lucki. Der schüttelte den Kopf, wie um etwas Lästiges abzuschütteln, der bohrende Blick seines Gegners war ihm unangenehm, das konnte man bis unten sehen. So ging das fünf Sekunden. Dann drehte er seinen Kopf einfach von Dr. Rosenberger weg und zog den Gegner in ganzer Länge und scheinbar mühelos über den Tisch, so dass der Oberrat hilflos auf dem Bauch lag. Er hatte einen Schuh verloren, das Hemd war ihm aus der Hose gerutscht, und der Hut lag auf dem Boden. Trotzdem. Er stand wieder auf und verneigte sich leicht und höflich vor seinem Gegner, so wie man es beim Schachspielen macht. Dr. Rosenberger hatte keinen Augenblick seine Würde verloren. Mit einer eleganten Bewegung stopfte er das Hemd in die Hose und trat lächelnd den Rückweg an. Tosender Applaus.
    »Sie glauben gar nicht, was das für ein dicker Fisch war!«, sagte er, als er wieder am Tisch saß. »Der König Ludwig des Verbrechens!«
    »
Kini
, Herr Dr. Rosenberger«, ergänzte Nicole Schwattke. »Bei uns heißt das
Kini.
«

Anhang 1
    Liste der Fremdgänger im Kurort
    Erstellt von Polizeiobermeister Franz Hölleisen
    Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes sind nicht die Familiennamen, sondern die ›Hausnamen‹ der betreffenden Personen hier abgedruckt. (Also statt Schorsch Praxmeier: Buchsn Schorsch)

Anhang 2
    Regeln für Retroschach
    Die Spieler beginnen vor einem Schachbrett, auf dem höchstens vier Figuren in sinnvollen, aber aussichtslosen Positionen stehen. Es ist zum Beispiel auch möglich, dass nur zwei Könige aufgestellt sind.
     
    Schwarz beginnt und versucht nun den Zug zu finden und zurückzuspielen, der zu dieser aussichtslosen Stellung geführt hat. Weiß erwidert den Zug auf dieselbe Weise, so dass die Spieler das Schachspiel sozusagen zurückspielen. Dabei müssen die normalen Schachregeln beachten werden.
     
    Beim Retroschach werden Figuren nicht geschlagen, sie entstehen aus dem Nichts. Lässt ein Spieler eine Figur entstehen, muss er dies ankündigen. Dabei ist zu beachten, dass ein Spieler nur eine gegnerische Figur entstehen lassen kann.
     
    Verloren hat ein Spieler, der so zieht, dass der Gegner keinen sinnvollen Zug mehr zurück machen kann. Verloren hat auch der Spieler, der eine Figur entstehen lässt, die dann nicht mehr ziehen kann.
     
    Ziel des Retroschachs ist es, zur Anfangsstellung zurückzukommen. Dieses Ziel ist eigentlich unerreichbar. Wer es trotzdem schafft, bekommt von einer weltbekannten Brauerei einen Hektoliter Bier spendiert.

Danksagungen
    (in alphabetischer Reihenfolge)
    ♫ Nun sei bedankt, mein lieber Schwan!
    Zieh durch die weite Flut zurück …
    (Richard Wagner, Lohengrin)
    In medizinischen Angelegenheiten und Fragen der Folter und Schädelöffnung hat mich Dr. Thomas Bachmann beraten. Von ihm stammt etwa der Hinweis, dass die aus Film, Funk und Fernsehen bekannte Drahtschlinge
(Fleißige Liesel)
keineswegs leise und schnell tötet. Das wäre eher bei einer
Garotte
der Fall. Der Delinquent muss sich dabei setzen, ein Band wird um seinen Hals geschlungen, das ihm einen Stachel ins Genick drückt – doch welche Erbtante, welcher lästig gewordene Gatte ahnt nicht die Absicht, wenn man ihm einen derart präparierten Stuhl anbietet?
    Das in Süddeutschland und Österreich gebräuchliche
Vergelt’s Gott
entspricht dem hochdeutschen
Danke
. Im Volksglauben genügen drei empfangene Vergelt’s-Gotte pro Tag, um in den Himmel zu kommen.
    (Che’s kleines Lexikon der Volksbräuche)
    Gerade im Oberwasser schlingert das Kajak besonders stark, gerade dort droht es häufig zu kentern und unterzugehen. Da ist Hilfe dringend nötig. Einige Male liefen die Handlungsstränge kreuz und quer durcheinander, die Logik driftete hinüber ins Absurde, die Figuren machten schließlich, was sie wollten. In solchen verfahrenen Fällen hat mir die unerbittlich gradlinige, ungemein weitsichtige und immer gut gelaunte Lektorin des Fischer Verlages, Dr. Cordelia Borchardt , geholfen, das Kajak in narrativer Not wieder auf Kurs zu bringen. Ohne ihre speziellen Eskimorollen, geschickten Wendemanöver und kühnen Umfahrungen von Untiefen hätte die Handlung sicherlich kein gutes Ende gefunden.
    Der Tatbestand des Groben Undanks (nicht zu verwechseln mit dem des Groben Unfugs) ist auch dann gegeben,
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