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Oberwasser

Oberwasser

Titel: Oberwasser
Autoren: Jörg Maurer
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nicht gemacht?«
    »Vielleicht haben wir es ja gemacht«, sagte Dr. Rosenberger und schwieg entschieden.
     
    »Gibt es im Ort eine besondere Stelle, an der sich die kriminelle Energie verdichtet?«, fragte Maria Schmalfuß.
    »Es gibt sogar mehrere!«, antwortete Dr. Rosenberger. »Das BKA -Team findet schon seit Monaten immer wieder Spuren von gewalttätigen Zusammenstößen und Schießereien. Im Keller eines Anwesens ist vermutlich sogar gefoltert worden, es sind Werkzeuge mit Blutspuren zurückgeblieben. Es muss Verletzte, vielleicht sogar Tote gegeben haben, aber weiter sind wir nicht gekommen, denn sämtliche Spuren brechen plötzlich ab und führen ins Nichts. Opfer wie Täter sind, wie Sie sich denken können, verschwunden. Und es gibt natürlich keine Zeugen. Das BKA -Team hat diese Orte gründlich durchkämmt und untersucht, dort sind die beiden Vermissten sicher nicht zu finden. Sie können die Details in der Akte nachlesen. Ich weise Sie aber hiermit ausdrücklich an, diese Orte bei ihren Ermittlungen zu meiden, um die BKA ’ler nicht zu gefährden.«
    »Wie sollen wir dann überhaupt ermitteln?«, fragte Becker.
    »Sie müssen sich etwas einfallen lassen«, unterbrach Dr. Rosenberger. »Sie müssen ohnehin verdeckt agieren. Und, wenn ich das so sagen darf: Das ist kein Kinderfasching. Die Tarnung muss über aufgeklebte Theaterschnurrbärte und verstellte Stimmen hinausgehen.«
    »Wir werden uns etwas einfallen lassen«, sagte Jennerwein und massierte die Schläfen mit Daumen und Zeigefinger. Es sah aus, als hätte er schon eine Idee.
     
    »Wann werden wir die Herrschaften vom BKA kennenlernen?«, fragte Stengele.
    »Es wird kein Zusammentreffen zwischen Ihnen und diesen Herrschaften geben. Ihre Aufgabe ist es, die beiden verschwundenen Beamten zu finden, und nicht, verdeckte Ermittler zu unterstützen. Es ist auch besser, wenn das Team Werdenfels von Ihren Ermittlungen nichts erfährt, abgesehen natürlich vom Einsatzleiter, den ich Ihnen noch vorstellen werde.«
    »Ich denke, die anderen vom Team werden wir dann schon erkennen«, sagte Maria.
    »Das glaube ich nun wiederum nicht, dass Sie einen Beamten in Zivil ohne Weiteres erkennen«, sagte Dr. Rosenberger. »Bei allem Respekt, aber diese Leute sind geschult darin, sich dem Milieu, gegen das sie vorgehen, anzupassen. Sie nehmen die Farbe der Wand an, vor der sie sitzen.«
    »Pah!«, rutschte es Stengele heraus. »Ich würde einen Polizisten sofort herausschmecken. Schon die Grundausbildung hinterlässt tiefe und unauslöschliche Spuren. Da gewöhnt man sich ganz bestimmte, forschende Blicke an, einen gewissen Gang, sogar eine unverwechselbare Art, wie man dasteht.«
    »Wenn Sie sich da mal nicht täuschen«, erwiderte Dr. Rosenberger und nahm den Hörer hoch. »Seien Sie doch bitte so lieb«, sagte er zu jemandem am anderen Ende des Funkstroms, »und schicken Sie den Kollegen Gärtner sowie meinen Schwager zu mir ins Büro.« Er legte auf. »Kommissar Gärtner ist der Einsatzleiter dieser Operation Werdenfels, das andere ist mein Schwager, mit dem ich hier in der Mittagspause manchmal Schach spiele.«
    Er wies beiläufig auf das Brettchen, das Jennerwein vorher aufgefallen war.
    »Ihre Aufgabe ist es nun, mir zu sagen, wer von den beiden Männern der durchtrainierte, in vielen Einsätzen kampferprobte Polizist ist, und wer der Chef einer gut laufenden Steuerkanzlei. Nur raten gilt nicht, ich will eine Begründung.«
    Kurze Zeit darauf betraten zwei Männer ohne anzuklopfen den Raum und blieben am Türrahmen stehen. Beide hatten etwas Lasches, Laxes, fast Weichliches, keinen von ihnen konnte man sich bei einem brisanten Geiselbefreiungseinsatz vorstellen.
    »Dann will ich mal den Anfang machen.«
    Maria Schmalfuß erhob sich samt ihrer unvermeidlichen Kaffeetasse, in der sie meditativ herumrührte.
    »Bitte, Frau Doktor, auf wen tippen Sie?«
    Sie zeigte mit ihrem Kaffeelöffel auf den rechten Mann.
    »Ich vermute, dass der da der verdeckte Ermittler ist.«
    Der da
zeigte keinerlei Regung.
    »Sehen Sie sich nur die Körpersprache der beiden an«, fuhr Maria fort. »Die stehen da, wie man unterschiedlicher nicht dastehen kann! Der Linke hat eine lockere und entspannte Körperhaltung, wie ein Zivilist. Der Rechte hingegen
versucht
lediglich locker und entspannt dazustehen. Das Gespielte, das Bemühte, das erkennt man sofort. Aus dem wird nie ein Steuerberater!«
    Sie setzte sich wieder und blickte Dr. Rosenberger erwartungsvoll an.
    »Nicht?
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