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Nybbas Nächte

Nybbas Nächte

Titel: Nybbas Nächte
Autoren: Jennifer Benkau
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geparkt, weil ich das Haus nicht sofort finden konnte.“
    „Es liegt etwas abseits. Wir sind gern unter uns. Besuch ist für gewöhnlich lästig und macht Dreck.“
    „Du Ekel!“ Joana knuffte Nicholas in den Oberschenkel, setzte einen Klaps gegen seinen Hinterkopf nach und blickte Elias entschuldigend an. „Er übernimmt sich mal wieder mit Höflichkeiten. Beachte ihn nicht.“
    Braune Augen zwinkerten ohne Humor in ihre Richtung, doch wirkliche Aufmerksamkeit schenkte er ihr nicht. „Ist schon okay, Mann. Ich wollte euch echt nicht stören. Oder gar von irgendwelchen Dingen abhalten, die man in einer sternenklaren Nacht so treibt.“ Er grinste und schüttete sich das Glas ein zweites Mal voll. „Alter, wir haben November und es ist nachts noch mild wie in Deutschland im Sommer. Ihr habt euch ein lauschiges Plätzchen ausgesucht, ich bin schwer beeindruckt.“
    Nicholas verlagerte das Gewicht und Joana kippte fast von seinem Schoß. „Wie hast du uns gefunden?“ Seine Frage klang nach einer Anklage.
    „Sei froh, dass ich euch gefunden habe.“
    In Joana weckten diese Worte ein unangenehmes Kribbeln. Die Tatsache, dass er in ihrer Anwesenheit offenbar nicht weitersprechen wollte, ließ dies zu Sorge anschwellen. Sie glitt von Nicholas’ Beinen neben ihn, sodass sie ihn ansehen konnte. Zwei winzige Grübchen zeigten sich auf seinen Wangen. Ein Zeichen, dass er die Kiefer zusammenpresste, auch wenn seine Lippen locker blieben. Sie strich ihm übers Gesicht und wie ertappt entspannte er sich. Sie konnten sich beide nichts mehr vormachen und versuchten es doch immer wieder.
    Nicholas blieb beharrlich. „Ich hab dich was gefragt, oder?“
    „Was willst du hören?“, schnappte Elias zurück. „Wie leicht du zu finden bist, Jason Borne? Es war erschreckend einfach. Mir war klar, dass du nach Portugal gehen würdest, nachdem du deine Frau gefunden hattest. Wolltest sie nach Hause bringen, was?“
    Joana zuckte unter einem seiner nervösen Seitenblicke zusammen. Portugal war ihre Entscheidung gewesen, zumindest hatte sie das angenommen. Möglicherweise ließ Nicholas sie das aber auch bloß glauben.
    Nein, er manipulierte sie nicht. Sie war eine Clerica. Zwar war sie von dieser Dämonenjäger-Gilde nicht ausgebildet worden, aber allein durch die Gene ihres Vaters war sie dämonischen Mächten gegenüber unempfindlicher als normale Menschen, wenn auch nicht vollkommen immun. Der Verdacht, dass Nicholas gegen ihren Willen ihre Gedanken beeinflusste, war jedoch abwegig.
    „Ich mag jung sein“, fuhr Elias gemäßigt fort, „aber nicht blöd. Ich kenne die Traditionen, an denen wir alle hängen, ob wir wollen oder nicht. Niemand, der dich sucht, würde anzweifeln, dass du sie nach Portugal gebracht hast.“
    Sein Schnauben wagte sich in die Nähe von Spott und Nicholas Oberarm verspannte sich an Joanas Schulter.
    „Euren genauen Standort zu finden, war ein Kinderspiel. Es ist naheliegend, dass du weder monatelang von deinem Vermögen lebst noch irgendwo als Angestellter arbeitest. Wie viele Kleinunternehmen mögen in den letzten Monaten gegründet worden sein, Nick? Und wie viele davon hinterlassen in den Kreisen der neureichen Menschenschnösel solchen Eindruck, wie dein nettes Geschäft mit maßlos überteuerten Oldtimern?“
    Joana fühlte sich wie von kaltem Wasser übergossen. „Ich habe es dir gesagt“, flüsterte sie. Das hatte sie. Unzählige Male hatte sie ihn gebeten, seine Mentalmanipulation nicht bei Kunden anzuwenden, um ihnen höhere Preise abzuverlangen. Es musste auffallen, wenn ein derart kleiner Autohändler ein überteuertes Objekt nach dem anderen verkauft. Abgesehen davon war es nicht fair. Er hatte sie ausgelacht und ihre Sorge als unnötiges Gutmensch-Spielen abgetan. „Jeder nutzt seine individuellen Möglichkeiten“, hatte er gesagt. „Das tust du auch. Alles andere wäre Vergeudung der Ressourcen.“
    Nicholas zuckte mit den Schultern. „Womöglich war ich etwas leichtsinnig, aber es bestand auch nie Grund zur Sorge. Wer außer dir sollte nach mir suchen?“
    Elias wich jedem Blick vielsagend aus und schenkte sich den letzten Rest Rotwein ein. Das Klirren, das die Berührung von Flaschenhals und Glasrand begleitete, vertonte die Provokation der alles beherrschenden Stille. Joana überlegte, eine weitere Flasche aus dem Keller zu holen, um diesem angespannten Schweigen zu entkommen. Oder den Wahrheiten, die folgen würden. Doch Elias sah aus, als hätte er jede Menge Wein nötig,
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