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Nybbas Nächte

Nybbas Nächte

Titel: Nybbas Nächte
Autoren: Jennifer Benkau
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erschien die Halle leer und trotz der Luxusschlitten wertlos.
    „André, wie weit bist du mit dem Engländer?“, rief Nicholas auf Portugiesisch, kaum dass das Tor hinter ihm ins Schloss gefallen war.
    Er wollte von hier fort.
    Sein Mechaniker knallte die Motorhaube des silbernen Bentleys zu, an dem er gerade gearbeitet hatte. In aller Seelenruhe zog er Streichhölzer aus der Hemdtasche und beachtete seinen Chef und dessen Begleiter erst, nachdem er einen Zigarillo angezündet und den ersten Zug genommen hatte.
    „Immer mit der Ruhe“, antwortete er schließlich und hielt ihnen die Holzschachtel mit seinen Selbstgedrehten hin. „Lohnt sich nicht, zu hetzen. Der Wagen war dreiundvierzig Jahre auf der Straße. Der freut sich über jeden Tag in der Werkstatt. Geduld hat er. Müsst ihr jungen Deutschen manchmal noch lernen.“
    Asche fiel zu Boden und vermischte sich mit einem frischen Ölfleck. Nicholas schmunzelte über die typische Gelassenheit des Portugiesen, nahm eine der dünnen Zigarren und übersetzte die Worte für Elias. Dieser unterdrückte mühsam das Lachen und entfernte sich, um die anderen Oldtimer anzusehen.
    „Ich werde das Land für eine Weile verlassen“, erklärte Nicholas André mit dem Zigarillo im Mund. „Muss ein paar Dinge regeln.“ Kurz überlegte er, ob er ihm verraten sollte, dass er auf der Flucht vor einer Art Mafia war. Aber dann wäre André vermutlich nicht mehr hier, sollte er wider Erwarten doch zurückkommen, und einen besseren Mechaniker würde er nicht finden.
    „Ah. Und die Senhora?“
    „Die lass ich dir bestimmt nicht hier, alter Schwerenöter.“
    André schüttelte bedauernd den Kopf, verharrte dann, die ergrauten Brauen kritisch hochgezogenen. „Ich reparier dir alles, was kaputt ist, Boss, und wenn es eine Waschmaschine ist. Aber wenn du willst, dass ich die Verkäufe übernehme, dann schlag dir das aus dem Kopf. Mit deinen reichen Herrschaften komm ich nicht klar.“
    Demonstrativ rieb er die ölverschmierten Hände quer über seine Hemdsbrust. Der Kerl war der reinste Eigenbrötler und darauf bedacht, es auch zu bleiben.
    „Keine Sorge, Mann. Wir machen hier solange dicht und du hast Ruhe mit deiner Kinderschar aus Blech. Wenn du fertig bist, bekommst du ein paar Wochen bezahlten Urlaub.“
    „Klingt großzügig.“ André blies einen Rauchkringel in die Luft. „Heißt das, ihr habt Ärger, Boss?“
    „Das heißt, du hast Ärger, mein Freund, wenn der 79er VW-Käfer für die Senhora bis dahin nicht fertig und auf Hochglanz poliert ist. Und denk daran, die Trittbretter zu kontrollieren. Senhora sagt, da rosten diese Kisten am liebsten.“
    „Wie gut, dass wenigstens einer hier Ahnung von Autos hat, he? Macht ihr mal euer Ding, Boss, der alte André hält die Stellung und den Mund.“
    Der Mann zuckte mit den Schultern, als wäre es ihm gleichgültig. An den Kotflügel des Wagens gelehnt, rauchte er in aller Ruhe seinen Zigarillo.
    Nicholas wandte sich ab. Er wollte die aufgesetzte Lüge des Portugiesen nicht an dessen Emotionen durchschauen. Die Situation machte ihn nervös und er hasste sich für diese Schwäche, ebenso sehr wie für die bevorstehende Flucht. Er wollte nicht fliehen. Er wollte dem Luzifer gegenübertreten und kämpfen. Sollte er unterliegen, würde er die Konsequenzen klaglos akzeptieren, aber leicht machen wollte er es dem Fürsten nicht.
    Doch es war müßig, sich über eine Revolte den Kopf zu zerbrechen, denn zu dieser würde es nicht kommen.Noch nicht. Er musste Joana schützen und dies konfrontierte ihn mit einem ganz anderen Gegner; seinem Stolz, den er in die Knie zwingen musste, um mit ihr zu fliehen. Wenn doch immer Nacht wäre, und man die Realität im Dunkeln ignorieren könnte.
    Er folgte Elias, der einen Volvo aus den Sechzigern inspizierte und verbot sich weitere Gedanken.
    „Wie bist du eigentlich auf die komische Idee gekommen, uralte Autos zu verkaufen?“, wollte Elias wissen.
    „War Joanas Idee. Sie kennt sich mit Oldtimern aus und wollte immer schon einen haben. Also hab ich ihr einen besorgt. Wir sind damit herumgefahren und haben ihn verkauft, als der Tank leer war. Lief gut, darum sind wir dabei geblieben. Die alten Kisten sind hier schwer begehrt.“
    Elias ließ sich in den Fahrersitz des Volvos fallen und verstellte die Rückspiegel. „Du mimst den Gebrauchtwagenhändler und sie spielt das Heimchen am Herd. Echt klassisch menschlich, Nick. Ehrlich gesagt hätte ich euch was Individuelleres
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