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Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Titel: Nur zu deinem Schutz (German Edition)
Autoren: Harlan Coben
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angehen und hatten uns erst zweimal geküsst. Von den anderen an der Schule mochte ich eigentlich niemanden. Ich mochte sie. Es war keine Liebe. Aber es wäre auch noch ein bisschen früh gewesen, um von Liebe zu sprechen. Andererseits nehmen solche Gefühle für gewöhnlich im Laufe der Zeit eher ab. Das ist leider die Wahrheit. Wir tun gern so, als würden sie wachsen, je länger wir mit jemandem zusammen sind. Dabei ist meistens das Gegenteil der Fall. Wir sehen ein umwerfendes Mädchen und sind sofort so hin und weg, dass wir kaum noch atmen können und es vor lauter Aufregung mit Sicherheit vermasseln, wenn wir sie ansprechen.
    Schaffen wir es doch irgendwie, bei dem Mädchen zu landen, werden unsere Gefühle für sie auf der Stelle weniger. Bei Ashley war es anders. In ihrem Fall waren meine Gefühle gewachsen. Das machte mir ein bisschen Angst, aber auf eine gute Art.
    Tja, und dann kam ich eines Tages in die Schule und Ashley war nicht da. Ich versuchte, sie auf ihrem Handy zu erreichen, aber sie ging nicht dran und rief auch nicht zurück. Am nächsten Tag war sie wieder nicht da. Und am darauffolgenden auch nicht. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ihre Adresse hatte ich nicht. Ich googelte nach »Ashley Kent«, nach Anwältinnen und Chirurgen mit dem Namen, fand aber nichts, was mir einen Hinweis auf sie gegeben hätte. Tatsächlich war im Netz überhaupt nichts über sie zu finden.
    Ashley hatte sich einfach in Luft aufgelöst.

2
    WÄHREND DER DRITTEN STUNDE kam mir eine Idee.
    Ashley und ich hatten nur einen Kurs zusammen – Geschichte bei Mrs Friedman, die ich zu meiner Lieblingslehrerin erkoren hatte, weil sie mit so viel Herz und Leidenschaft bei der Sache war. Heute schwärmte sie davon, wie unglaublich gebildet und auf den unterschiedlichsten Wissensgebieten bewandert viele historische Persönlichkeiten gewesen waren, und sagte zu uns, wir sollten danach streben, »Renaissancemenschen« zu werden.
    Außerhalb des Unterrichts hatte ich noch nie mit ihr gesprochen. Auch mit anderen Lehrern nicht. Ich blieb für mich. Das war nun mal meine Art. Ich weiß, dass mir neugierige Blicke zugeworfen wurden, weil ich »der Neue« war, aber das war normal, das kannte ich. Einmal spähte eine Gruppe Mädchen in meine Richtung und kicherte. Ein paar Minuten später kam eine von ihnen zu mir und fragte: »Kann ich vielleicht deine Handynummer haben?«
    Verwundert gab ich sie ihr.
    Fünf Minuten später hörte ich wieder unterdrücktes Kichern und mein Handy vibrierte. Ich hatte eine SMS bekommen, in der stand: Meine Freundin findet dich total sueß. Ich antwortete nicht darauf.
    Nach dem Unterricht ging ich zu Mrs Friedman.
    »Ah, Mr Bolitar.« Ein Lächeln erhellte ihr Gesicht. »Schön, dass Sie in meinem Kurs sind.«
    Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte, weshalb ich nur ein »Oh … ähm … danke« stammelte.
    »Ihren Vater habe ich leider nie unterrichtet«, sagte sie, »aber Ihr Onkel gehörte immer zu meinen Lieblingsschülern. Sie sind ihm sehr ähnlich.«
    Mein Onkel. Der großartige Myron Bolitar. Ich konnte ihn nicht leiden und hatte es wirklich satt, mir ständig anzuhören, was für ein toller Typ er war. Mein Vater und er hatten sich einmal sehr nahegestanden, bis es dann zum Bruch zwischen ihnen gekommen war. Die beiden Brüder hatten während der letzten fünfzehn Jahre – praktisch vom Moment meiner Geburt bis zum Tod meines Vaters – kein einziges Wort mehr miteinander gewechselt. Wahrscheinlich sollte ich Onkel Myron allmählich mal verzeihen, aber ich bin nicht wirklich in der Stimmung dazu.
    »Und was kann ich für Sie tun, Mr Bolitar?«
    Bei anderen Lehrern hat es schnell etwas Gönnerhaftes oder klingt zu förmlich, wenn sie einen Mr oder Ms nennen, aber Mrs Friedman traf genau den richtigen Ton.
    »Wie Ihnen wahrscheinlich aufgefallen ist«, sagte ich zögernd, »ist Ashley Kent nicht im Unterricht gewesen.«
    »Das ist mir in der Tat aufgefallen.« Mrs Friedman war eine kleine Frau und hatte ein bisschen Mühe, zu mir hochzuschauen. »Sie sind ein Paar?«
    »Wir sind befreundet.«
    »Ich bitte Sie, Mr Bolitar. Ich bin vielleicht nicht mehr die Jüngste, aber meine Augen funktionieren immer noch ganz hervorragend. Mir ist nicht entgangen, wie Sie sie ansehen. Selbst Ms Caldwell ist verwirrt darüber, dass Sie so gar keine Augen für sie haben.«
    Ich wurde rot. Rachel Caldwell war vermutlich das heißeste Mädchen der Schule.
    »Jedenfalls …«, ich zog das Wort
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