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Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Titel: Nur zu deinem Schutz (German Edition)
Autoren: Harlan Coben
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fiese, alte Hexe. Wer sonst würde einem Jungen, der mit eigenen Augen mitangesehen hatte, wie sein Vater bei einem Autounfall starb, erzählen, dass der Mann, den er so sehr vermisste, noch am Leben war?
    Ich erinnerte mich an den Tag vor acht Monaten, an dem wir am Flughafen in Los Angeles gelandet waren – mein Vater, meine Mutter und ich. Meine Eltern hatten sich mir zuliebe fest an einem Ort niederlassen wollen, an dem ich auf die Highschool gehen, Stammspieler in einem Basketballteam werden und später vielleicht studieren konnte.
    Klingt nach einem guten Plan, oder?
    Jetzt war mein Vater tot und meine Mutter ein Wrack.
    »Ema?«, sagte ich.
    Sie hob misstrauisch den Blick.
    »Weißt du irgendetwas über die Hexe?«
    Ema runzelte die Stirn und ihre dick getuschten Wimpern hoben sich wie ein schwarzer Fächer von ihrer weißen Haut ab. »Ach so ist das.«
    »Was?«
    »Jetzt weiß ich, warum du dich zu mir gesetzt hast«, sagte sie. »Du hast dir gedacht, das durchgeknallte fette Mädchen weiß bestimmt alles über die durchgeknallte alte Hexe.«
    »Was? Nein!«
    Ema stand auf und griff nach ihrem Tablett. »Lass mich einfach in Ruhe, okay?«
    »Hey, warte doch. Du hast da was völlig falsch verstanden …«
    »Oh, keine Sorge. Ich hab dich absolut richtig verstanden. Du hast deine gute Tat vollbracht.«
    »Kannst du vielleicht mal damit aufhören, Ema?«
    Aber sie lief fluchtartig davon. Ich wollte ihr gerade hinterher, als sich plötzlich rechts und links von mir zwei grinsende Muskelprotze in Basketball-Trainingsjacken aufbauten. Der zu meiner Linken – auf seiner Jacke war in Brusthöhe der Name BUCK eingestickt – schlug mir eine Spur zu hart auf die Schulter und sagte: »Ey, sieht aus, als hättest du dir einen Korb eingefangen.«
    Der andere Muskelprotz – eingestickter Name: TROY – lachte keckernd. »Einen Korb. Von der fetten Tussi.«
    Darauf Buck: »Fett und hässlich.«
    Und Troy: »Ey, was für eine Schlappe.«
    »Alter!«
    Buck und Troy klatschten sich ab, dann drehten sie sich zu mir um und hielten mir ihre erhobenen Handflächen hin. »Schlag ein, Bruder.«
    Ich runzelte die Stirn. »Habt ihr nichts Besseres zu tun? Zum Beispiel euch gegenseitig Anabolika in die Arschbacken zu spritzen oder so was?«
    Ihre Münder formten ein überraschtes »Oh«. Als ich mich an ihnen vorbeischob, rief Buck mir hinterher: »Das wird noch ein Nachspiel haben, toter Mann.«
    »Ey!«, schob Troy nach. »Du bist ein toter Mann.«
    »So was von tot.«
    »Hast du kapiert, toter Mann?«
    Großer Gott, ich konnte nur hoffen, dass der Name nicht hängen blieb.
    Ich war gerade dabei, Ema einzuholen, als sich mir Ms Owens in den Weg stellte, die an diesem Tag Aufsicht in der Cafeteria hatte. Wie immer klebte das breite Dauerlächeln auf ihrem Gesicht, aber in ihren Augen sah ich ein feindseliges Funkeln. Offensichtlich hatte sie mir den Vorfall während ihrer Teambildungs-Übung noch nicht verziehen.
    »Es ist verboten, in der Cafeteria zu rennen«, sagte sie. »Wer diese Regel missachtet, muss eine Woche nachsitzen. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
    Ich schaute mich um. Buck entsicherte gerade eine imaginäre Waffe und zielte damit auf mich. Ema stellte ihr Tablett ab und floh zur Tür hinaus. Ms Owens grinste, und dieses Grinsen schien zu sagen: »Na los, trau dich, lauf ihr hinterher.« Ich tat ihr den Gefallen nicht.
    Meine Integration in die Gemeinschaft machte wirklich rasant Fortschritte.

3
    DAS ZAHLENSCHLOSS AN MEINEM SCHLIESSFACH öffnet sich prinzipiell nie beim ersten Versuch. Ich habe keine Ahnung, warum.
    Ich hatte mal wieder erfolglos die Ziffern – erst die 14, dann wieder zurück zur 7 und zuletzt die 28 – einrasten lassen und wollte es gerade ein zweites Mal probieren, als ich eine mittlerweile vertraute Stimme sagen hörte: »Ich sammle Wackelkopffiguren.«
    Ich drehte mich zu Löffel um.
    »Gut zu wissen«, sagte ich.
    Löffel bedeutete mir mit einer Handbewegung, aus dem Weg zu gehen, und zog einen riesigen Schlüsselbund aus seiner Hosentasche. Als er einen bestimmten Schlüssel gefunden hatte, steckte er ihn ins Schloss, und die Tür öffnete sich, ohne Widerstand zu leisten.
    »Was hast du denn für eine Zahlenkombination?«
    »Ähm, ich glaube nicht, dass ich sie dir verraten sollte.«
    »Hallo?« Löffel wedelte mit dem Schlüsselbund vor meinem Gesicht herum. »Glaubst du wirklich, ich brauche deine Kombination, um dein Schließfach aufzukriegen?«
    »Da ist was dran.« Ich
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