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Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Titel: Nur zu deinem Schutz (German Edition)
Autoren: Harlan Coben
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mit den Achseln.
    »Moment mal, bist du mir etwa gefolgt?«
    Sie stemmte die Hände in die Seiten und zog die Brauen hoch. »Hältst du dich wirklich für so unwiderstehlich, Mickey?«
    Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte.
    Ema seufzte. »Du hast mich auf die Hexe angesprochen und mich aus einer peinlichen Situation gerettet und … na ja, da bin ich neugierig geworden.«
    »Also bist du mir tatsächlich gefolgt?«
    Statt zu antworten, blickte Ema sich um, als würde ihr erst jetzt klar werden, wo wir uns befanden. »Was machst du hier?«, fragte sie schließlich. »Willst du dein Glück mal bei der Alten versuchen, nachdem es bei der fetten Tussi nicht geklappt hat?«
    Ich schaute sie nur an.
    »Ich hab doch gehört, was sie gesagt haben. Buck und Troy, meine ich. Ich bin schon so lange ihr Opfer, dass ich mich kaum noch an die Zeit erinnern kann, in der ich es nicht war.« Sie senkte den Blick und biss sich auf die Unterlippe, dann sah sie mich wieder an. »Und ich habe auch gehört, dass sie dir gedroht haben, weil du mich verteidigt hast.«
    Ich tat es mit einem Achselzucken ab.
    »Also – was machst du hier?«
    Ich überlegte, wie ich es erklären könnte, und entschied mich für die Wahrheit: »Ich möchte mit der Hexe reden.«
    Ema lächelte. »Nein, jetzt sag schon.«
    »Das war mein voller Ernst.«
    »Quatsch. Die Hexe gibt es doch in Wirklichkeit gar nicht. Die ist bloß ein Hirngespinst, mit dem man kleinen Kindern Angst einjagt. Ich kenne jedenfalls niemanden, der sie jemals gesehen hat.«
    »Ich habe sie gesehen«, sagte ich.
    »Wann?«
    »Heute Morgen.« Ich zögerte. »Sie hat mir gesagt, dass mein Vater noch lebt.«
    Ema sah verwirrt aus.
    »Er ist Anfang des Jahres bei einem Autounfall ums Leben gekommen«, erklärte ich.
    »Oh.« Emas Blick wurde mitfühlend. »Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll.«
    »Ich will nur mit ihr reden.«
    »Okay, verstehe. Ich hab gesehen, dass du an die Tür geklopft hast. Was hast du jetzt vor?«
    »Ich wollte es gerade an der Hintertür versuchen.«
    »Klingt vernünftig.« Ema sah zu den Bäumen hinüber und kniff plötzlich die Augen zusammen. »Schau mal.«
    Sie zeigte auf das Wäldchen und ging ein paar Schritte darauf zu. Ich sah nichts – außer Bäumen.
    »Da ist ein Weg«, rief Ema, »und dahinten ist noch eine Hütte oder so etwas.«
    Ich sah immer noch nichts. Sie stapfte los. Ich folgte ihr. Sie hatte recht – ungefähr fünfzig Meter hinter dem Haus der Hexe stand eine Art Garage, die wie zur Tarnung braun-grün gestrichen war. Von der Einfahrt aus führte ein schmaler Weg direkt in das Wäldchen hinein. Wenn man auf der Straße stand, war nichts davon zu sehen, und selbst von hier hinten konnte man ihn nicht sofort entdecken.
    Ema ging in die Hocke und befühlte den Waldboden. »Reifenabdrücke«, sagte sie, als wäre sie eine Spurensucherin in einem alten Western. »Hey, das ist es! Die Hexe benutzt immer diesen Schotterweg, statt von der Straße her reinzufahren. Sie stellt ihren Wagen in der Garage ab und kann so ungesehen ins Haus gelangen.«
    »Die Hexe fährt Auto?«
    »Meinst du vielleicht, sie fliegt auf einem Besen?«
    Ich bekam eine Gänsehaut. Die Garage war in einem etwas besseren Zustand als das Haus. Ich rüttelte am Tor. Es war abgeschlossen, sodass ich nicht nachprüfen konnte, ob ein Auto darin stand.
    Das war alles extrem ungewöhnlich, aber hatte es etwas zu bedeuten? Vielleicht nicht. Hier lebte eine exzentrische alte Frau, die es vorzog, ungesehen zu kommen und zu gehen. Na und? Das war ihr gutes Recht. Ich dagegen hatte kein Recht, hier herumzuschnüffeln.
    Wobei es natürlich schon merkwürdig war, dass sie gewusst hatte, wie ich heiße. Und dass sie behauptet hatte, mein Vater würde noch leben …
    Wer sagt so was? Dein Vater ist nicht tot. Wer tut so was und warum?
    Ich musste mir Gewissheit verschaffen. Entschlossen stürmte ich auf die Hintertür zu und klopfte. Keine Antwort. Ich klopfte energischer. Im oberen Teil der Tür war ein kleines, vor Schmutz starrendes Fenster eingelassen. Ich schaute mit gewölbten Händen hindurch, als ich plötzlich spürte, wie die Tür ein kleines bisschen nachgab. Als ich sie genauer untersuchte, stellte ich fest, dass das Holz des Türpfostens schon ziemlich morsch war. Ich nahm mein Portemonnaie aus der Hosentasche und zog eine Kreditkarte heraus, wobei ich darauf achtete, dass Ema, die mittlerweile neben mir stand, den Namen darauf nicht lesen konnte.
    »Wow«,
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