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Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Titel: Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep
Autoren: Deborah Crombie
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ließ Tim im Vernehmungszimmer zurück und ging hinaus auf den Flur, um Gemma vom Handy aus anzurufen.
    »Gemma!«, rief er mit unverhohlener Erleichterung, als sie sich meldete. »Pass auf, ich habe gerade mit Tim gesprochen. Er war tatsächlich am Wochenende dort, und er hat auch die Flinte aus dem Waffenschrank genommen. Aber er sagt, dass er Donald Brodie nicht erschossen hat. Die Flinte hat er angeblich im Gartenhäuschen liegen lassen. Wenn das stimmt, dann –«
    »– hat Louise sie genommen.«
    »Du hast das schon gewusst?«
    »Ich habe mit MacGillivray gesprochen. Er hat sie mit einer Flinte in der Hand über die Wiese gehen sehen. Deshalb hat sie versucht, ihn zu vergiften.«
    »Hast du Ross schon informiert?«
    »Ich habe ihm eine Nach –« Die Verbindung brach ab.
    »Gemma, du willst doch wohl nicht selbst mit Louise sprechen?«, fragte er mit wachsender Panik. »Dir ist hoffentlich klar, dass eine Frau, die Brodie erschossen und MacGillivray Gift in den Whisky gemixt hat, zu allem fähig ist.«
    Die Antwort war ein Rauschen, aus dem nur ab und zu ein verständliches Wort herauszuhören war: »…keine Wahl… Hazel… ihr nachgefahren…«
    »Gemma, wo bist du?«, fragte er, ohne zu merken, dass er fast schrie, bis ihm ein vorbeikommender Beamter einen merkwürdigen Blick zuwarf.
    »…Polin rechts abbiegen…«, glaubte er noch zu hören, und dann wieder ganz deutlich »…in den Braes von Glenlivet.« Dann war die Verbindung weg.
    Der Regen war in Schnee übergegangen, als Gemma durch Tomintoul fuhr. Dicke weiße Flocken klatschten auf die Windschutzscheibe, nur um im nächsten Moment unter den Scheibenwischern zu verschwinden. Die Sicht wurde immer schlechter, und Gemma bedauerte inzwischen, dass sie den Umweg über Innesfree gemacht und dadurch Zeit verloren hatte – sie hatte die vage Hoffnung gehabt, dass Louise Hazel vielleicht doch nicht nach Carnmore gefolgt wäre.
    Aber in der Pension hatte sie nicht etwa Louise angetroffen, sondern nur einen vor Wut kochenden Pascal. Ross hatte ihn nach Aviemore mitgenommen, um seine Aussage aufzunehmen, und bei seiner Rückkehr hatte er feststellen müssen, dass sowohl Louise als auch sein Auto verschwunden waren. »Ich hatte ihr die Schlüssel dagelassen«, erklärte er, »für den Fall, dass sie den Wagen wegfahren müsste. Ich hatte heute Morgen nicht richtig geparkt, weil ich nicht vorhatte, länger zu bleiben.«
    »Tja, Undank ist der Welt Lohn«, hatte Gemma gesagt und ihm den Arm getätschelt. »Was ist mit John und Martin?«
    »Immer noch auf dem Polizeirevier in Aviemore. Ich glaube, sie warten darauf, dass Johns Wagen freigegeben wird.«
    »Dann kommen Sie doch mit mir. Ich fahre sowieso an Benvulin vorbei und kann Sie mitnehmen.« Unterwegs hatte sie ihm in knappen Worten die Situation geschildert, und nachdem sie Pascal am Eingang von Benvulin abgesetzt hatte, wählte sie noch einmal Ross’ Nummer, um ihm diesmal eine ausführlichere Nachricht zu hinterlassen.
    Vielleicht würde Kincaid auch versuchen, ihn zu erreichen, dachte sie, als sie am
Pole Inn
rechts abbog. Sie war kurz auf den Parkplatz des Lokals gefahren und hatte einen Versuch gemacht, Kincaid zurückzurufen, aber sie hatte kein Netz bekommen, und von der Telefonzelle aus anzurufen, hätte sie zu viel Zeit gekostet.
    Das Schneetreiben wurde dichter, während sie die einspurige Straße entlangschlich, die in die Braes führte, und ihre Nervosität wuchs von Minute zu Minute. Als sie in Chapeltown ankam, konnte sie nur noch wenige Meter weit sehen, aber sie fuhr unbeirrt weiter über den Feldweg, der nach Carnmore hinaufführte. Falls sie stecken blieb, konnte sie sich immer noch Gedanken darüber machen, wenn es so weit war.
    Aber das war zum Glück nicht nötig, und als sie wenig später durch das Schneegestöber die Konturen der Brennereigebäude erblickte, hielt sie an. Beim Aussteigen bemühte sie sich, möglichst kein Geräusch zu machen. Nachdem sie ein paar Meter gegangen war, sah sie Heathers Audi und Pascals BMW im Hof stehen und blieb einen Moment unschlüssig stehen. Wie Kincaid richtig gesagt hatte – Louise hatte bewiesen, dass sie zu allem fähig war, sei es Mord oder Mordversuch, geplant oder auch nicht.
    Sie ging zum Auto zurück, öffnete leise den Kofferraum und nahm den Wagenheber heraus. Etwas Besseres hatte sie nicht zur Verfügung.
    Der Schnee hüllte sie ein und dämpfte ihre Schritte, als sie auf die Brennerei zuging. Sie konnte sehen, dass die Tür des
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