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Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Titel: Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep
Autoren: Deborah Crombie
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der Wind, der den ganzen Tag über aus Osten geweht hatte, gelegt, und der Torfrauch aus den Darröfen stieg gerade auf, um sich mit der Wolkenbank, die drohend über den Berggipfeln hing, zu vereinigen. »Nun gut, dann kommen Sie mit. Wir können uns im Lagerhaus unterhalten.« Will überwachte den Destillationsprozess und würde wohl noch eine Weile im Brennhaus beschäftigt sein.
    Livvy schlang die Zügel des Pferdes um eine verkrüppelte Eberesche und geleitete Rab durch die Hintertür ins Lagerhaus. Der »Anteil der Engel« hing schwer in der stillen, kalten Luft. Vor einer Reihe von Fässern blieb sie stehen, seufzte tief und drehte sich zu ihm um. »Vater hat es Will gesagt, und Will – ich habe ja nicht geahnt, dass es ihm so viel ausmachen würde. Er ist außer sich vor Wut, auf mich und auch auf Sie. Es ist, als habe er seit dem Tod seines Vaters immer alles in sich hineingefressen, und jetzt –«
    »Livvy, ich kann Ihnen das Geld im Frühjahr mit Zinsen zurückzahlen. Ich bin sicher, dass ich ihn zur Einsicht bringen kann.«
    »Nein, Rab, ich möchte, dass Sie das gar nicht erst versuchen.« Die Wahrheit war, dass ihr süßes, folgsames Kind zu einem Mann gereift war, einem Mann, der ihr fremd war – und in dessen Augen sie etwas gesehen hatte, was ihr Angst gemacht hatte. »Geben Sie mir nur etwas Zeit; ich werde mit ihm und mit meinem Vater sprechen. Es war schließlich meine Idee; ich werde nicht zulassen, dass sie Ihnen die Schuld geben.«
    Rab ergriff ihre Schultern, wie er es am Abend des Erntedankfests getan hatte, und ein schmerzlich-süßer Schauder durchfuhr sie. »Gütiger Gott, Livvy, ich habe dich noch nie so gesehen. Du bist so schön, dass ich es kaum ertragen kann.« Er fuhr ihr mit der Hand durch das Haar, und sie fühlte, wie es sich löste und wallend über ihren Rücken herabfiel. »Ahnst du überhaupt, wie sehr ich dich begehre? Es muss doch eine Möglichkeit geben –«
    »Rab, nein!« Sie wand sich in seinen Armen, hin- und hergerissen zwischen Panik und Verlangen. »Wir können nicht – du bist verheiratet, und ich – wenn Will –«
    »Du bist eine erwachsene Frau, Livvy. Du kannst selbst entscheiden, was du willst.«
    »Nein, das kann ich nicht, Rab«, flüsterte sie. »Das habe ich inzwischen eingesehen.« Doch sie wehrte sich nicht mehr, und als seine Lippen die ihren berührten, erwiderte sie den Kuss leidenschaftlich. Sie war verloren, und sie wusste es. Sie war ihm mit Leib und Seele ausgeliefert.
    »Du elender Hund!« Wie ein eisiger Windstoß zerriss Wills Stimme den Nebel, der ihre Sinne umfing. In seinen Augen funkelte kalte Wut. »Zuerst betrügst du meine Mutter um ihr Geld, und dann versuchst du sie auch noch zu verführen! Oder hast du es etwa schon geschafft?« Er kam auf sie zu, die Fäuste geballt.
    »Will, sei doch vernünftig«, sagte Rab betont entspannt, doch Livvy spürte, wie er die Muskeln straffte. »Du willst doch deine Mutter nicht beleidigen –«
    »Ich und meine Mutter beleidigen?« Wills Stimme überschlug sich. »Wie kannst du das sagen, nachdem du selbst sie zum Gespött der Leute gemacht und mich und das Andenken meines Vaters beleidigt hast –«
    »Will, dein Vater hat nichts damit zu tun. Dein Vater hätte auch nicht gewollt, dass noch eine weitere Brennerei schließen muss –«
    »Denkst du vielleicht, mein Vater hätte gewollt, dass ein anderer Mann es mit seiner Frau treibt? Denkst du, mein Vater hätte nicht gewollt, dass ich seine Ehre verteidige?« Will war jetzt in Schlagweite von Rab, er hatte die Fäuste erhoben.
    »Ich denke, dein Vater hätte nicht gewollt, dass dir ein Leid geschieht, Will.« Rab verlagerte sein Gewicht auf die Ballen. »Ich bringe gut zwanzig Kilo mehr auf die Waage als du. Du wirst es noch bereuen, wenn du mich schlägst.«
    »Hört sofort auf, und zwar beide!«, rief Livvy, doch es war zu spät. Wills rechte Hand schoss so schnell vor, dass sie nur noch einen verschwommenen Fleck sah. Das Blut strömte aus Rabs Nase, und im nächsten Moment gingen sie aufeinander los wie zwei wütende Bullen, ächzend und schnaufend vor Anstrengung.
    Livvy versuchte Will wegzuzerren, doch er schleuderte sie zu Boden. Rab holte aus und landete einen Treffer, der Wills Kopf streifte, aber weder sein Gewicht noch seine größere Erfahrung schienen Wills rasende Wut wettmachen zu können. Sie fielen erneut übereinander her, in der grimmigen Parodie einer Umarmung, und für einen Augenblick gelang es Rab, Will mit dem Rücken
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