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Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Titel: Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep
Autoren: Deborah Crombie
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die Handschuhe beim Abfeuern des Schusses angehabt hatte, sodass sie ihre Hände geschützt hatten? Sie hatte wohl eine Möglichkeit gefunden, die Handschuhe verschwinden zu lassen, aber da es zu sehr aufgefallen wäre, wenn sie sich sofort ein neues Paar gekauft hätte, hatte sie darauf verzichtet.
    Gab es irgendwelche konkreten Beweise, die MacGillivrays Aussage stützen konnten? Für einen Verteidiger würde es ein Leichtes sein, unter Hinweis auf Callums erwiesenen Groll gegen Donald wegen der Geschichte mit Alison seine Glaubwürdigkeit als Zeuge in Zweifel zu ziehen. Ohne ein Motiv und kriminaltechnische Beweise würde die Anklage wohl kaum durchkommen. Und es war auch gewiss nicht sinnvoll, unvorbereitet in ein Verhör zu gehen, ohne wenigstens eine vage Vorstellung von den Beweggründen des Verdächtigen zu haben.
    Wenn irgendjemand Louises Motive verstehen konnte, dachte Gemma, als sie von der Autobahn abfuhr, dann war es Hazel.
    Der Regen hörte auf und setzte kurz darauf wieder ein. Wahre Salven trommelten jetzt gegen die Scheibe. Als Gemma in die Einfahrt von Benvulin einbog, sah sie eine Gestalt vom Haus zum Büro der Brennerei sprinten. Selbst auf die Entfernung und durch den Regenvorhang hindurch war die Frau durch ihre langen dunklen Haare leicht zu erkennen.
    Gemma stellte den Wagen ab, schnappte sich ihren Anorak vom Rücksitz und hielt ihn über den Kopf, während sie ebenfalls auf das Büro zulief. In der halben Stunde seit ihrer Abfahrt von Inverness war die Temperatur spürbar gesunken, und ein schneidend kalter Wind zerrte an ihren Kleidern.
    Sie fand Heather bereits an ihrem Schreibtisch sitzend, den Telefonhörer ans Ohr gepresst. Als Heather bei ihrem Eintreten aufblickte und die Hand über die Sprechmuschel hielt, fragte Gemma leise: »Hazel? Ist sie noch im Haus?«
    Heather runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Nein. Sie ist vor ein paar Minuten weggefahren.«
    »Weggefahren?«, wiederholte Gemma verständnislos. Was konnte Hazel dazu bewegt haben, aufzubrechen, ehe sie Nachrichten von Tim hatte?
    »Sie hat sich meinen Wagen ausgeliehen. Sie sagte, sie wollte nach Carnmore fahren. Ich glaube, es war –« Heather wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Gesprächspartner am anderen Ende zu. »Ja, ich bin noch dran«, sagte sie in den Hörer. Dann legte sie wieder die Hand darüber und sah Gemma an. »Entschuldigen Sie bitte, Gemma, aber ich kann dieses Gespräch nicht unterbrechen. Es ist der Vorsitzende des Aufsichtsrats.«
    Gemma überlegte schon, ob sie warten sollte, bis Heather das Gespräch beendet hatte, oder gleich zur Pension fahren sollte, als Heather hinzufügte: »Ach, übrigens, Louise hat vor ein paar Minuten angerufen. Sie hat auch nach Hazel gefragt.«

20. Kapitel
    Hold der Hall der Lieder,
    Wenn der Sänger sie singt.
    Doch sein Sang weiter klingt,
    Auf Flügeln getragen –
    Wenn der Sänger längst tot
    Und der Dichter begraben.
    Robert Louis Stevenson
    aus »Es strahlt der Ring der Worte«
    Helen Brodies Tagebuch, 25. März 1900, Benvulin
    Heute hat Benvulin die ersten von vielen Fässern unseres besten alten Whiskys an den Lebensmittelhändler in Aberdeen geliefert. Ich habe den ganzen Winter über hart gearbeitet, um den Brennereibetrieb bis zum Abschluss des Vertrags aufrechtzuerhalten, und jetzt können wir nur hoffen, dass dieser Verkauf das Interesse anderer Blending-Firmen anregt.
    All dies wäre jedoch nicht möglich gewesen ohne diesen mysteriösen Zahlungseingang auf unser Konto. Livvy Urquhart hat nie zugegeben, dass die Spende von ihr stammt, und als ich ihren Vater in Grantown aufsuchte, versicherte er mir, dass er sich damals geirrt habe. So ist es mir also verwehrt, die Schuld, in der ich stehe, je zurückzuzahlen, da es keinen Gläubiger gibt, und wenn Rabs Kinder je etwas erben werden, dann werden sie es den Urquharts zu verdanken haben.
    Margaret ist nicht wieder aus London zurückgekehrt, nicht einmal, um ihre Kinder zu besuchen. Ich werde sie hier behalten und sie mit so viel Liebe und Sorgfalt großziehen, als wären es die meinen.
    Das Tauwetter hat in diesem Jahr früh eingesetzt, mit reichlich Regen. Doch trotz intensiver Suche in den Mooren und auf den Wegen konnte keine Spur von meinem Bruder gefunden werden. Ich wäre ja schon zufrieden gewesen, wenn nur ein Knopf von seinem Mantel aufgetaucht wäre, dann hätte ich wenigstens Gewissheit.
    15. Mai 1900, Benvulin
    Monat um Monat vergeht ohne eine Nachricht oder eine Spur vom Leichnam
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