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Nur weil ich dein Chef bin

Nur weil ich dein Chef bin

Titel: Nur weil ich dein Chef bin
Autoren: Roxanne St. Claire
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Drinks, etwas Obst und frisch gebackene Muffins.
    Parker lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf die Akte. „Das Hotel erzielt ziemlich hohe Gewinne“, bemerkte er.
    „Das klingt bei Ihnen so, als wäre es ein Problem.“
    Parker überlegte, ob er sich seiner Assistentin anvertrauen sollte. Wenn er ein Problem mit ihr teilte, würde sie vielleicht ein wenig lockerer werden oder wenigstens diese … diese Zwangsjacke ausziehen, die sie da trug. Außerdem brauchte er dringend jemanden zum Reden.
    Er nahm einen langen Schluck von seinem Tomatensaft, bevor er sich einen Ruck gab. „Cassie Sinclair ist, wie es den Anschein hat, mehr als nur die Leiterin des Bahamas-Hotels.“
    „Wie meinen Sie das?“
    „Sie ist meine Halbschwester.“
    Linda sah ihn sekundenlang fassungslos an. „Das kann nicht sein.“
    Er lächelte schief. „Offenbar doch. Und zwar durch eine Affäre, die mein Vater eine lange Zeit unterhielt. Sie hatte die Geburt einer Frau zur Folge, die jetzt, laut seinem Testament, gleichberechtigte Partnerin bei ‚Garrison Incorporated‘ ist und …“ Er hielt demonstrativ die Akte in die Höhe. „… Besitzerin dieses Hotels.“
    „Ich kann es nicht glauben“, sagte Linda und sank in ihrem Sitz zurück.
    „Ich auch nicht. Aber das ist ja der Grund, weswegen der liebe Gott Anwälte erfunden hat“, meinte Parker mit einem Achselzucken. „Und weswegen ich mich dieses Wochenende in London zeigen muss.“
    „Wird sie auch da sein?“
    „Das bezweifle ich. Obwohl es nur eine Frage der Zeit ist, bis die ganze Sache in der kleinen und intimen Welt des Hotelgewerbes bekannt wird, und das wird meinen Ruf kaum positiv beeinflussen. Ich will an diesem Ball teilnehmen, um gesehen zu werden und die Dinge unter Kontrolle zu halten. Es ist so eine Art PR-Schachzug.“
    „Das ist also der Grund, weswegen Sie von einem DNA-Test gesprochen haben und vom Anfechten des Testaments“, stellte Linda fast. „Und warum Ihre Mutter so verstört …“ Sie brach verlegen ab.
    Aha, die Klatschmühlen waren bereits in Gang gesetzt worden.
    „Meine Mutter hat ihre eigene Methode, mit Problemen fertig zu werden.“ Parker nahm wieder einen Schluck von seinem Drink. „Schade nur, dass es sich dabei nicht um Tomatensaft handelt.“
    Linda warf ihm einen mitfühlenden Blick zu. „Ihre Familie ist stark. Diese Krise werden Sie auch überstehen.“
    „Ich hoffe, Sie haben recht.“
    „Sie müssen sich nur auf das Wesentliche konzentrieren und alles so machen wie bisher. Auf keinen Fall dürfen Sie sich jetzt beirren lassen.“
    Dieser ungebetene, aber erstaunlich treffende Rat kam völlig überraschend. „Sie haben recht, Linda. Sehr scharfsinnig.“ Er lächelte und beugte sich leicht vor. „Ich danke Ihnen für Ihr Verständnis.“
    Sie hielt seinem Blick so lange stand, dass Parker schon hoffte, sie würde ihm jetzt den Wink geben, auf den er die ganze Zeit wartete. Aber sie reichte ihm nur die nächste Akte.
    „Wenn Sie so weit sind, das Programm für das Meeting mit der Marketingagentur durchzugehen, finden Sie alles hier. Oder wollen Sie mir erst Ihre E-Mails diktieren?“ Sie legte die Finger auf die Tastatur des Laptops. „In London schicke ich sie dann gleich raus.“
    Dieser Wink war deutlich, nur leider nicht der, den er sich gewünscht hatte. Sie denkt an die Arbeit, und sonst an gar nichts, stellte er frustriert fest. Als kluger Mann, der er war, unterdrückte er den Wunsch, die Hand auszustrecken und ihr die Spange aus dem Haar zu nehmen, nur um zu sehen, wie sie reagierte. Nein, für solche Spielchen war Linda eine zu wertvolle Mitarbeiterin. Er würde seine wild gewordene Libido bändigen müssen.
    Also fügte er sich in sein Schicksal und arbeitete den gesamten Flug über – außer in den wenigen Minuten für Frühstück, Mittagessen und ein wenig Small Talk. Während der ganzen Zeit schien Linda nicht müde zu werden, beschwerte sich nicht und zog auch diese verflixte biedere Jacke nicht aus. Vielleicht war das der wahre Grund, warum Parker keine Anstalten machte, sie zu verführen: sie hatten verwandte Seelen. Beide waren sie Arbeitstiere und gaben sich, jeder auf seine Art, nur mit absolutem Erfolg zufrieden.
    Und Sex gefährdete das.
    Nach der Landung nahmen sie ein Taxi, das sie durch die abendlichen, noch immer pulsierenden Straßen Londons fuhr. Parker hatte sich damit abgefunden, dass dieses Wochenende ein rein geschäftliches war. Er gab den Gedanken auf, Linda die Sehenswürdigkeiten der
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