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Nur nicht aus Liebe weinen

Nur nicht aus Liebe weinen

Titel: Nur nicht aus Liebe weinen
Autoren: SARA CRAVEN
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dass du überhaupt eine menschliche Seite hast.“
    „Nun ja, sie wird eben momentan auf eine harte Probe gestellt. Es ist eigentlich ganz einfach: Entweder du findest dich damit ab, dass wir uns die Wohnung teilen, oder du lässt es bleiben. Von mir aus kannst du gern Jamies Zimmer nehmen.“
    „Aber diese Wohnung ist mein Zuhause. Ich habe sonst nichts.“
    „Gibt es denn niemanden, den du um einen Gefallen bitten könntest?“ Erneut bekam seine Stimme diesen grimmigen Ton. „Obwohl, wenn ich darüber nachdenke, könnte das sicher etwas schwierig werden. Dein Bruder und du schuldet bereits so vielen Leuten einen Gefallen, dass es fast unmöglich ist, das je wiedergutzumachen.“
    Laine holte tief Luft. „Deine Überheblichkeit ist unerträglich.“
    „Aber es ist doch die Wahrheit!“ Er sah sie mit festem Blick an. „Dir bleibt wohl kaum eine andere Wahl, als dich mit der Wohnsituation hier irgendwie zu arrangieren. Es sei denn, du bevorzugst tatsächlich ein lauschiges Plätzchen unter irgendeiner Brücke. Hör lieber auf, endlose Diskussionen zu führen, und fang an, dein neues Reich zu erkunden. Denn das nimmt sicher ein wenig Zeit in Anspruch. Und falls du Hunger hast, solltest du einkaufen gehen. Ich bin schließlich nicht die Heilsarmee. Welche Kosten wir uns teilen können, besprechen wir später.“ Er wendete sich von ihr ab, um zu gehen, drehte sich aber noch einmal zu ihr um. „Im Übrigen brauchst du gar nicht erst auf die Idee zu kommen, dein Zimmer zurückzuverlangen. Du weißt ja, wie schmerzhaft eine Zurückweisung sein kann.“
    „Daran würde ich nicht einmal im Traum denken“, konterte sie durch zusammengebissene Zähne. „Glücklicherweise sind es ja nur ein paar Wochen, und so lange werde ich es mir in Jamies Zimmer gemütlich machen.“
    Bei dieser Vorstellung konnte er sich ein süffisantes Lächeln nicht verkneifen. „Und sobald ich ausgezogen bin, veranstaltest du wahrscheinlich eine Putzparty, und ihr tanzt um mein brennendes Bett.“
    „Genauso werde ich es machen!“, rief sie ihm nach, aber die Tür zu seinem Zimmer war bereits ins Schloss gefallen.
    Einen Moment lang hielt sie inne. Warum nur war das Schicksal so hart zu ihr? Das konnte doch alles nur ein böser Traum sein. Wann würde sie endlich daraus erwachen, um ihr Leben neu ordnen zu können?
    Was da in den letzten Minuten vor sich gegangen war, hatte sie vollkommen überrollt und zutiefst erschüttert. Am liebsten hätte sie sich einfach auf den Boden sinken lassen und ihrer Erschöpfung und Wut Luft gemacht. Doch diesen Triumph würde sie Daniel ganz sicher nicht gönnen. Er sollte sie nicht wie ein verwundetes Tier auf dem Boden kauernd finden.
    Um den Schmerz und die Enttäuschung zu überwinden, hatte sie ihn seit damals völlig aus ihrem Denken ausgeklammert. Es wäre unerträglich gewesen, ihm zufällig über den Weg zu laufen. Darum hatte sie sich vor zwei Jahren aufgemacht in ein neues Leben. In der Hoffnung, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und endlich zur Ruhe zu kommen.
    Aber nun war er so vollkommen unerwartet wieder in ihr Leben getreten. Und schlagartig fühlte sie die Scham und Fassungslosigkeit genauso intensiv und schmerzhaft wie damals.
    Offensichtlich war es keinem von beiden gelungen, die Erinnerung auszulöschen.
    Wie hatte er es genannt? „An ihr interessiert sein?“ Diese nüchternen Worte zeugten eindeutig von mangelndem Interesse an ihr.
    Laine hingegen sehnte sich nach wie vor leidenschaftlich nach ihm.
    Aber davon durfte er um keinen Preis etwas wissen. Sie musste ihn davon überzeugen, dass sie erwachsen geworden und über ihn hinweg war.
    Um endlich auf andere Gedanken zu kommen, wollte sie ihr neues Zimmer erkunden. Doch sie musste sich mit ganzer Kraft gegen die Tür drücken, um diese wenigstens einen Spalt weit zu öffnen. Bei dem Versuch, sich in Jamies chaotisches Zimmer zu zwängen, durchfuhr sie ein stechender Schmerz. Erneut machte ihr verstauchter Knöchel auf sich aufmerksam.
    Der Anblick, der sich ihr bot, war allerdings schlimmer als jeder Schmerz und ließ sie vor Entsetzen erstarren.
    Was da vor ihr lag, war kein Zimmer, sondern das reinste Chaos. Jeder Zentimeter des Raumes war bedeckt. Auf einer Seite stapelten sich zahlreiche Schachteln, gleich daneben standen einige Kartons mit Büchern und CDs. In einer anderen Ecke stand eine Vielzahl alter Koffer. Und über das ganze unbezogene Bett hatte sich eine Flut von Kleidungsstücken ergossen, die aus ihrem
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