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Nur für einen Sommer: Sommerträume (German Edition)

Nur für einen Sommer: Sommerträume (German Edition)

Titel: Nur für einen Sommer: Sommerträume (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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Tochter?“ Blanches Aufmerksamkeit hatte sich so gesteigert, dass sie die Füße von der Schreibplatte nahm. „Hunter Brown hat ein Kind?“
    Lee presste ihre Finger gegen die Augen. „Ja, ein zehnjähriges Mädchen. Es ist wichtig, dass davon nichts an die Öffentlichkeit dringt.“
    „In Ordnung.“
    Lee brauchte keine Versprechungen von Blanche. Um sich zu beruhigen, holte sie tief Luft. „Sie ist aufgeweckt, entzückend und ganz offensichtlich der Mittelpunkt seines Lebens. Ich habe etwas in ihm gesehen, etwas unglaublich Schönes, das mir aber eine Riesenangst einjagt.“
    „Warum?“
    „Blanche, er hat ein großes Talent, viel, viel Gefühl, und er weiß, was er will.“
    „Das ängstigt dich?“
    „Ich weiß nicht, wozu ich fähig bin. Ich weiß nicht, ob ich wie er alles so ausbalancieren kann.“
    „Du willst ihn nicht heiraten, weil du glaubst, dich an ihn so verlieren zu können, dass von dir nichts mehr übrig bleibt?“
    Lee schüttelte den Kopf und setzte sich wieder. „Es klingt lächerlich. Mein Leben und seins sind einfach meilenweit voneinander entfernt.“
    Blanche warf einen Blick aus dem Fenster. „Dann kommt er eben nach Los Angeles und hebt die Entfernung auf.“
    „Nein.“ Lee schluckte und warf einen Blick auf ihre Schreibmaschine. Der Artikel war eigentlich fertig, aber sie wusste auch, dass er sie nicht in Ruhe lassen würde, dass sie ihn polieren würde, bis von der ursprünglichen Fassung nichts mehr blieb. „Hunter gehört dorthin. Er will dort seine Tochter großziehen. Das verstehe ich.“
    „Dann ziehst du in den Canyon. Großartige Landschaft.“
    Warum klang es immer so leicht, so plausibel, wenn es laut ausgesprochen wurde? Die Angst kam zurück, und Lees Stimme wurde entschlossener. „Mein Job ist hier.“
    „Ich denke, das hängt davon ab, was dir wichtiger ist – oder?“ Blanche wusste, Lee brauchte jetzt klare Worte und kein Mitleid. „Du kannst deinen Job und deine Wohnung in Los Angeles behalten und unglücklich sein. Oder du kannst ein paar Chancen ergreifen.“
    Chancen. Lee fuhr mit einem Finger über die glatte Oberfläche ihres Schreibtisches. „Aber du solltest den Boden testen, bevor du nach vorn trittst.“ Hunter hatte das gesagt. Sie blickte auf die zerdrückte Heftklammer mitten auf dem fleckenlosen Blatt. „Wie lange hast du den Boden getestet, bevor du den Sprung in den Gefühlsstrudel gemacht hast?“
    Es war knapp zwei Wochen später, und Lee hielt sich mitten am Tag in ihrer Wohnung auf. Während der Woche war sie tagsüber so selten zu Hause, dass sie irgendwie erwartete, alles müsse anders aussehen. Alles sah genauso aus wie immer. Auch sie selbst. Und doch war nichts wie immer.
    Gekündigt. Sie versuchte das Wort zu verarbeiten, während sie mit der Panik fertig zu werden suchte, die sie die letzten Tage verdrängt hatte. Dort stand ein Veilchen voller Blüten auf dem Tisch vor ihr. Es war gut gepflegt, wie alles in ihrem Lebensbereich gut gepflegt war. Sie goss es, wenn die Erde trocken war, und nährte es, wenn es Dünger brauchte. Während sie die Pflanze anstarrte, wusste Lee, dass sie nie wieder in der Lage sein würde,eine Pflanze samt Wurzeln einfach herauszureißen. Aber war es nicht das, was sie sich selbst angetan hatte?
    Gekündigt, dachte sie wieder, und das Wort hallte durch ihren Kopf. Sie hatte tatsächlich ihre Kündigung abgegeben, hatte ganz abrupt ihrer unaufhörlich aufwärts gehenden Karriere den Rücken gekehrt … Bei den Wurzeln herausgerissen.
    Wofür, fragte sie sich selbst, während die Panik sie nicht loslassen wollte. Um irgendeinem verrückten Traum zu folgen, der sich irgendwie vor Jahren in ihrem Kopf festgesetzt hatte? Um ein Buch zu schreiben, das wahrscheinlich nie veröffentlicht werden würde? Um ein lächerliches Risiko einzugehen und sich kopfüber ins Unbekannte zu stürzen?
    Weil Hunter gesagt hatte, dass sie gut sei. Weil er ihren Traum genährt hatte, so wie sie das Veilchen genährt hatte. Mehr als das, dachte Lee, er hatte es ihr unmöglich gemacht, nicht mehr an die vielen „Was-wäre-wenns“ des Lebens zu denken. Und er war eins davon. Überhaupt das Wichtigste.
    Jetzt, wo sie den Schritt gemacht hatte und hier saß, allein in ihrer unmöglich ruhigen Wohnung mitten in der Woche, mitten am Vormittag, wäre Lee am liebsten weggerannt. Draußen waren Menschen, war Lärm, Ablenkung. Hier musste sie dem „Was-wäre-wenn“ ins Auge blicken. Hunter war als Erster an der Reihe.
    Er hatte
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