Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur einen Kuss, Kate!

Nur einen Kuss, Kate!

Titel: Nur einen Kuss, Kate!
Autoren: Anne Gracie
Vom Netzwerk:
nüchternen Magen! Sie schüttelte den Kopf, um ihn gleich darauf stöhnend zu umfassen und die Augen zu schließen, nur um nicht sehen zu müssen, wie der Raum sich um sie drehte.
    “So, gleich werden Sie sich besser fühlen.” Die barsche tiefe Stimme riss Kate aus ihrem Nebel. Als sie die Augen öffnete, sah sie vor sich einen Teller. Eine Scheibe Brot mit kaltem Braten lag darauf. Sie blickte rasch zu dem Mann auf, der lächelnd vor ihr stand.
    “Vielen Dank. Sehr gütig von Ihnen”, brachte sie heraus, um errötend hinzuzusetzen: “Der Brandy hat mich ganz schwindlig gemacht.”
    Sie widmete sich nun dem Essen und zwang sich, nur kleine Bissen zu sich zu nehmen und sie ganz langsam zu kauen.
    Jack beobachtete sie, noch immer geblendet von ihrem süßen Lächeln. Sie heuchelt Desinteresse am Essen, obwohl sie halb verhungert ist, bemerkte er.
    “Wer sind Sie eigentlich?”, fragte er. Ihr Stolz und ihre ärmliche Kleidung gaben ihm Rätsel auf.
    Seine unvermittelte Frage riss Kate aus der Verzückung über ihre erste richtige Mahlzeit seit Tagen.
    “Ich heiße Kate Farleigh.” Sofort widmete sie sich wieder dem Essen.
    “Und wer ist diese Kate Farleigh?”
    Kate überlegte, während sie kaute. Wer war Kate Farleigh jetzt? Sie war nicht mehr die Tochter Reverend Farleighs, auch nicht die Schwester von Jeremy und Benjamin Farleigh. Und schon gar nicht war sie die Verlobte Harry Lansdownes.
    “Ich denke, sie ist gar nichts”, antwortete sie, um einen leichten Ton bemüht.
    “Weichen Sie nicht aus.” Sein Stirnrunzeln zeigte sich wieder. “Wer sind Sie, und was wollen Sie hier? Ich weiß, dass Sie mit meiner Großmutter kamen.”
    Seine Großmutter? Ach, dann hatte sie es also mit Jack Carstairs, dem Hausherrn, zu tun. Der Imbiss hatte wahre Wunder für ihre Lebensgeister gewirkt. Sie fühlte sich schon viel besser. Sein anklagender Ton hätte ihr fast ein Lächeln entlockt. Ganz klar, er wollte sie nicht hierhaben. Aber sie hatte sich ja nicht aufgedrängt.
    “Ach, das ist nicht meine Schuld.” Sie leckte das letzte Krümelchen von den Lippen. “Ich bin nicht aus freien Stücken gekommen.”
    “Was soll das heißen?” Er beobachtete die Bewegung ihrer rosigen Zungenspitze. “Welche Stellung nehmen Sie bei meiner Großmutter ein?”
    Ja, was war ihre Stellung? Entführungsopfer? Objekt der Barmherzigkeit? Tochter des Patenkindes? Keine dieser Bezeichnungen hätte ihn befriedigt.
    “Ich bin nicht sicher, ob ich darauf antworten kann. Sie werden Lady Cahill fragen müssen.” Kate stand auf. “Vielen Dank für Ihre Gastfreundschaft, Sir. Der Imbiss war köstlich.”
    Sie ging zur Tür und hielt inne. Ihr war eingefallen, dass sie nicht wusste, wo man sie untergebracht hatte. “Könnten Sie mir wohl sagen, wo ich nächtige?”
    “Woher soll ich das wissen?”, fuhr er sie an. “Ich habe keine Ahnung, wer Sie sind, was geht es mich an, wo Sie schlafen werden?”
    Grobheit liegt offenbar in der Familie, stellte Kate fest. Es kümmerte sie wenig. Mit vollem Magen fühlte sie sich mit der Welt wieder in Einklang. Sie würde auch ohne seine Mithilfe ein Nachtlager finden – nachdem sie in ganz Spanien und Portugal Unterkünfte gefunden hatte, würde es nicht so schwer sein, ein Bett in einem nicht allzu großen englischen Landhaus zu finden.
    “Nun, dann wünsche ich gute Nacht, Sir. Noch einmal danke für Ihre Gastfr…” Sie hielt inne, um sich zu korrigieren: “Für den Imbiss.” Dann begann sie entschlossen die Treppe hinaufzusteigen. Auf halber Höhe gaben ihre Knie nach.
    “Verdammt!” Jack eilte ihr mit steifen Bewegungen hinterher und konnte sie eben auffangen, als sie das zweite Mal in Ohnmacht fiel. Er trug sie in das nächste Schlafzimmer und legte sie aufs Bett. Dann stand er da und sah sie lange an. Wer zum Teufel war das Mädchen?
    Im sanften Kerzenschein begutachtete er die leblose Gestalt. Dünn war sie, viel zu dünn. Makellose weiße Haut spannte sich straff über Backenknochen und Wangen. Sein Blick blieb an ihrem verrutschten Halsausschnitt hängen, der eine glatte Schulter enthüllte. Hätte er nicht zufällig mit angesehen, wie sie in Ohnmacht gefallen war, sie hätte noch immer auf der Zufahrt gelegen und die eisige Nacht vermutlich nicht überlebt.
    Heute würde er keine Antworten mehr bekommen. Am besten, er brachte die junge Frau zu Bett. Er bückte sich und zog ihr die Schuhe aus, um dann verwirrt innezuhalten. Er war sicher, ihr Korsett aufschnüren zu können, aber
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher