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Nur einen Kuss, Kate!

Nur einen Kuss, Kate!

Titel: Nur einen Kuss, Kate!
Autoren: Anne Gracie
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Asche und Abfälle, in der Spülküche stapelte sich schmutziges Geschirr.
    Es war der merkwürdigste Haushalt, der ihr je untergekommen war, doch sah sie darin eine Möglichkeit, sich das ausgiebige Frühstück zu verdienen, das sie zu verzehren beabsichtigte. Kate rollte ihre Ärmel auf und machte sich an die Arbeit. Eine Ironie des Schicksals, dachte sie, als sie die Asche aus dem Herd holte und Feuer machte – ihre Jugendstreiche hatten ihr zu den einzigen weiblichen Fertigkeiten verholfen, die sie besaß. Da ihre zahlreichen Missetaten mit einem Zimmerarrest, dem sie sich meist durch eine Flucht durchs Fenster entzog, nicht ausreichend bestraft waren, hatte ihr Vater sie unter der Anleitung der Haushälterin putzen und kochen lassen.
    Kate hatte die Arbeit verabscheut, Jahre später jedoch war sie froh über die Kenntnisse, die sich als unbezahlbar erwiesen hatten. Die meisten Mädchen ihrer Herkunft wären vor der Arbeit, die ihr nun bevorstand, zurückgeschreckt, doch Kates Erlebnisse im spanischen Krieg hatten ihr den Abscheu vor Schmutz ausgetrieben.
    Diese Küche war nichts im Vergleich zu den Unterkünften, in denen sie mit Vater und Brüdern kampiert hatte. In diesen Quartieren hatte sie die Fähigkeit entwickelt, überall eine saubere und wohnliche Umgebung für ihre Familie zu schaffen. Und das Bewusstsein, gebraucht zu werden, hatte sie mit Stolz erfüllt.
    Aber auch hier wurden ihre Fähigkeiten gebraucht, wie sie sah.
    Eineinhalb Stunden später blickte Kate befriedigt um sich. Die Küche wirkte nun sauber, wenngleich dem Boden ein gründliches Schrubben nicht geschadet hätte. Sie hatte das Geschirr gespült und Tisch und Bänke mit Sand, Seife und Wasser gereinigt. Unter Aufbietung ihres ganzen Mutes war sie mit einem Besen gegen die schlimmsten Spinnweben vorgegangen und hatte zwei Spinnen getötet. Jetzt brannte ein Feuer im Herd, und ein großer Kessel dampfte. Sie goss heißes Wasser in eine Schüssel in der Spülküche und wusch sich hastig.
    Eine rasche Inspektion der Vorräte förderte ein Dutzend Eier zutage. Im Kühlraum entdeckte sie eine Speckseite und, Freude über Freude, einen Sack mit Kaffeebohnen! Kate drückte diese Schätze an ihre Brust. Es war Monate her, seitdem sie Kaffee genossen hatte.
    Sie röstete die Bohnen über dem Feuer und zerstampfte sie anschließend mit einem Mörser. Dann tat sie Wasser dazu und stellte alles aufs Feuer. Sie zerließ Fett in einer Pfanne, briet darin zwei dicke Speckscheiben und schlug ein Ei darüber.
    Der Boden muss geschrubbt werden, entschied sie. Nach dem Frühstück wollte sie sich an die Arbeit machen. Sie ging in die Spülküche und holte sich einen großen Behälter, um darin Wasser zu erhitzen. Doch das größte Gefäß, das sie finden konnte, stand unter einem Regalbrett und war eingeklemmt. Sie zog und zerrte leise fluchend daran, als sie den himmlischen Duft von Speck, Ei und Kaffee roch. O nein! Ihr Frühstück drohte anzubrennen. Sie rannte in die Küche, wo sie unvermittelt innehielt.
    Lady Cahills Enkelsohn, der am Tisch saß und ihr Rücken und Schultern halb zuwandte, machte sich mit sichtlichem Appetit über ihr Frühstück her.
    “Was treiben Sie hier?”, stieß Kate ungehalten hervor.
    Er hielt im Essen nicht inne. “Ich möchte noch zwei Eier und vier Scheiben Speck. Und noch etwas von dem herrlichen Kaffee.” Er hob seine leere Tasse, ohne sich umzudrehen.
    Kate starrte ihn mit wachsendem Unmut an.
    “Noch Kaffee, Mädchen, hast du nicht gehört?” Er schnippte ungeduldig mit den Fingern. Noch immer hatte er sich nicht umgedreht.
    Arroganz war offenbar ebenfalls erblich in der Familie! “Er reicht nur noch für eine Tasse”, sagte sie.
    “Mehr will ich nicht.” Er vertilgte das letzte Stückchen Speck.
    “Ach, wirklich?” Kate schnitt seinem abweisenden Rücken ein Gesicht. Der Kaffeeduft war ihr lange genug in die Nase gestiegen. Sie hatte seine Küche geputzt und aufgeräumt, und den ganzen Morgen über war ihr vor Vorfreude das Wasser im Mund zusammengelaufen. Und er war einfach hereinspaziert und hatte, ohne zu fragen, alles verzehrt.
    “Es ist nur noch eine Tasse da – für mich”, sagte sie. “Sie müssen warten, bis ich frischen Kaffee gemacht habe.”
    Da drehte er sich um. “Was soll das heißen – für dich?”
    Jack war außer sich. Er konnte sich nicht erinnern, jemals ein Küchenmädchen sprechen, geschweige denn frech antworten gehört zu haben. Und wer sonst hätte zu so früher Stunde
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