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Nur eine Liebe

Nur eine Liebe

Titel: Nur eine Liebe
Autoren: Jodi Meadows
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jemand groß um mich trauern?
    Andererseits wusste ich, wie ich mich während des Tempeldunkels verhalten hatte. Aus Angst um Sams Leben war ich durch Viertel gerast, getroffen von der Drachensäure, war Sylphen und Laserfeuer ausgewichen. Ich hatte mich wie ein anderer Mensch gefühlt, als würde ich etwas Verrücktes tun, wenn ich Sam nicht fand, denn wie konnte meine Welt ohne ihn bestehen?
    »Trauer ist mir unangenehm«, erwiderte ich schließlich. »Und es ist mir unangenehm, wenn andere Leute trauern.« Das klang so, als fände ich, sie sollten dieses Gefühl meiden, weil es mir unangenehm war. Aber so meinte ich es nicht. »Nachdem die Drachen den Marktplatz angegriffen hatten, wollte ich, dass du dich besser fühlst. Ich wollte alles tun, was ich konnte, um zu helfen, wollte dafür sorgen, dass du nicht mehr leidest, aber ich wusste nicht, wie. Ich habe es versucht, und …«
    Sam nickte. »Man fühlt sich hilflos.«
    »Ich mag das nicht.«
    »Ich auch nicht.« Er schob sich eine Haarsträhne aus den Augen. »Ich habe mich so hilflos gefühlt, als ich dafür sorgen wollte, dass es dir besser geht.«
    »Wirklich?«
    Er ließ ein angespanntes Lächeln aufblitzen. »Als wir uns kennengelernt haben. Du hast die Sylphe in einem Ei gefangen, und du hast dir die Hände verbrannt, damit du mich retten konntest.«
    Sylphe. Allein das Wort ließ mich schaudern und den Wald nach unnatürlichen Schatten absuchen. Nur zu gut konnte ich mich an das Inferno erinnern, das mir durch die Hände und die Unterarme gerast war, konnte mich an die rote und schwarze Haut erinnern, die Blasen warf.
    »Danach hast du versucht, so stark zu sein«, fuhr Sam fort. »Und du warst stark, aber ich wusste, wie weh es getan haben musste. Ich wollte dir die Schmerzen nehmen, aber ich konnte nicht. Ich fühlte mich hilflos.«
    »Obwohl wir uns gerade erst kennengelernt hatten?«
    Sam lächelte nur und berührte meine Hand, und wir wechselten zu den sicheren Themen der Musik, die ich lernen sollte, und diskutierten darüber, ob Sarit ihre Drohung tatsächlich wahr machen würde, uns holen zu kommen, wenn wir nicht vor Einbruch des Winters nach Heart zurückkehrten.
    Der Spätsommer tauchte das Reich in Hunderte Schattierungen von Grün. Wolken wehten über den Himmel und verfingen sich an den Bergen wie Gaze. Ein Falke kreiste über uns, markierte sein Revier, und eine Wieselfamilie erschreckte sich über seinen Ruf. Sie schlüpfte ins Gebüsch, um sich zu verstecken, obwohl der Falke weit entfernt war.
    Wenn es Nacht wurde, bauten wir ein Zelt auf und rollten unsere Schlafsäcke aus. Beim Abendessen sprachen wir über Musik und gingen danach nach draußen, um uns auf der Flöte abzuwechseln, die er eingepackt hatte. Ich mochte es, ihm gegenüber im Zelt aufzuwachen; gleich als Erstes am Morgen sein zerzaustes schwarzes Haar und sein schläfriges Lächeln zu sehen verjagte meine hartnäckigen Ängste und meine Traurigkeit.
    Wir kamen gut durch das Reich voran und erreichten schließlich unser Ziel: das Purpurrosenhaus.
    Ich hatte es mit Eiszapfen am Dach in Erinnerung, den ansteigenden Pfad rutschig vor Schnee. Li hatte in der Tür gestanden, hochgewachsen und schön und grimmig, und mir einen kaputten Kompass gegeben, damit ich mich verirrte und den Sylphen zum Opfer fiel.
    Jetzt traten Sam und ich aus dem Schatten des Waldes und stapften den Hügel hinauf. Sonnenlicht wärmte mir Gesicht und Arme und ließ das Cottage braun glühen; es sah so einladend aus, dass es mir fast fremd vorkam. Rosensträucher schmiegten sich an die Mauer, purpurfarbene Blüten verwelkten. Gemüse lag faulend im Garten; niemand war hier gewesen, um es zu ernten und für den Winter einzulagern.
    Wir verbrachten einige Tage damit, das Cottage herzurichten, räumten unsere Sachen in die Schlafzimmer und die Küche und sprachen über nichts Schwierigeres als darüber, wer morgens für den Kaffee zuständig war. Es war schön, mit Sam zu leben, ohne von den pochenden Wänden eingepfercht zu sein.
    An unserem dritten Abend im Purpurrosenhaus bat Sam mich, draußen auf ihn zu warten.
    Von der kühlen Luft bekam ich eine Gänsehaut, und das Licht der tief stehenden Sonne strahlte um das Cottage, hüllte den Wald in Schatten und Goldgrün und Anflüge von Rostrot. Die Tür schloss sich, und Sam kam und trug einen großen Korb.
    »Hilfst du mir dabei?«, fragte er. Gemeinsam breiteten wir eine Decke auf dem Gras aus, um uns darauf zu setzen, und seine Augen leuchteten in dem
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