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Nur eine Liebe

Nur eine Liebe

Titel: Nur eine Liebe
Autoren: Jodi Meadows
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mühsam zusammenriss, aber schließlich fiel ein vertrauter Schatten neben meinen.
    Meine Muskeln kamen mir flüssig vor, als ich die Hand gerade so weit anhob, dass Sams sich darum schließen konnte, und dann schloss sein Arm sich um mich.
    Der Damm brach, und alles floss heraus. Sam umarmte mich so fest, dass ich keine Luft bekam, vielleicht erstickte mich auch das Schluchzen. Er berührte mich am Haar und im Gesicht, küsste mich. Seine Zuneigung war federleicht, als habe er Angst, mich zu zerdrücken.
    Ich weinte in sein Hemd, obwohl andere Leute da waren. Stef, Sine, Frase. Leute, die ich nicht kannte. Ich wollte mich verstecken, aber ich hatte Angst, dass ich nicht laufen konnte. Selbst jetzt wurde ich fast nur von Sam aufrecht gehalten.
    Sam, der vor fünftausend Jahren Unsterblichkeit angenommen hatte, obwohl er den Preis gekannt hatte. Wie konnte ich ihn je wieder mit gleichen Augen ansehen?
    Aber ich konnte es nicht ertragen, mich von ihm zu lösen. Vielleicht würde ich es ihm nicht erzählen; es würde schwer genug für uns beide sein, mit der Flüchtigkeit meiner Existenz fertigzuwerden.
    Ich würde einfach sterben. Wohin würde ich gehen?
    Derart verloren in mir selbst und in Sams Armen hätte ich beinahe den Aufruhr hinter der Wölbung des Tempels nicht bemerkt.
    »Was ist los?« Ich schluckte weitere Tränen herunter.
    »Eine Sylphe. Mach dir keine Sorgen. Sie werden sie fangen und außerhalb des Reiches freilassen.« Er umfasste mich fester, aber ich richtete mich auf und zog mich zurück. »Was ist?« Sorgenfalten traten ihm auf die Stirn.
    »Mir ist gerade ein schrecklicher Gedanke gekommen.« Ich wollte mich irren, aber mein Verstand arbeitete, wie sehr ich mich auch bemühte, es zu ignorieren. »Hilf mir, dort hinzukommen, bevor sie sie in ein Ei stecken.«
    Er wirkte unsicher, stützte mich jedoch, während ich auf die Menge zuhumpelte, die sich um eine panische Sylphe versammelt hatte. Der hohe Schatten sang und summte, gefangen in dem Kreis der Menschen mit Messingeiern. Sie hätte sie verbrennen können, aber sie blieb in der Mitte und schwankte, als versuche sie zu entscheiden, was sie tun sollte.
    Dann sah sie mich.
    Ich nahm meine Kraft zusammen und drückte Sams Hand. »Lasst mich durch.« Meine Stimme brach, und ich musste es wiederholen, aber die Gruppe mit den Sylpheneiern wich zurück. Vielleicht erinnerten sie sich an Deborls Behauptungen, dass ich Sylphen kontrollieren könne.
    Ich trat durch die Reihe der Menschen, dicht gefolgt von Sam und dahinter Stef. Die Säule aus Rauch und Schatten wurde still, ihr Gesang verstummte. Sie sah uns alle an und sackte in sich zusammen, irgendwo zwischen Erleichterung und Erschöpfung.
    Sie war zu menschlich.
    »Wir hätten ihn das nicht tun lassen sollen, Stef.« Ich hob die Hand zu dem schwarzen Rauch. Menschen zischten, aber als meine Finger hindurchglitten, war da nur eine unangenehme Wärme. Die Sylphe summte, ruhiger.
    Ich hob die andere Hand auf die mitternachtsschwarzen Wirbel zu, aber sie wich zitternd vor mir zurück, als die Hitze größer wurde, als hätte sie die Kontrolle verloren.
    »Oh.« Stef klang so, als müsse sie sich übergeben. »Cris?«
    Die Sylphe zuckte – Bestätigung –, und eine Schattenranke erblühte wie eine schwarze Rose und fiel dann zu meinen Füßen.
    Ich hielt mir die Brust, mein Herz darin eingesperrt. Wir hatten zugelassen, dass er sich für uns opferte, und jetzt war er verflucht …
    Verflucht.
    Sylphen waren verflucht.
    Cris hatte gesagt, dass es am Anfang keine Sylphen gegeben habe. Ich wusste immer noch nicht, wie sie verflucht worden waren, aber ich wusste, was Cris getan hatte.
    »Oh, Cris.«
    Die Schattenrose verschwand, und die Sylphe schwebte zwischen zwei Wachen hindurch – die beiseitetraten, um sie passieren zu lassen. Er floss wie Tinte die Ostallee hinunter, und Sine murmelte in ihren SAK. »Eine Sylphe wird durch den Ostbogen kommen. Öffnet die Tore, und lasst sie in Ruhe.«

KAPITEL 31
    Herzschlag
    Nach ein paar Tagen im Krankenhaus wurde ich in den Ratssaal gebracht. Die verbliebenen Ratsmitglieder waren dort – neun, da Deborl im Gefängnis war –, aber keiner von ihnen schien sich zu freuen, mich zu sehen. Die meisten starrten nur die Gegenstände auf dem Tisch an: ein Stapel ledergebundener Bücher, eine Handvoll Tagebücher und ein kleines silbernes Gerät.
    Das war nicht alles, was Deborl mir gestohlen hatte, aber dies waren die belastendsten Dinge. Die Musik …
    Ich
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